Category: Konsum

Digitaler Konsum, reale Ausbeutung

Dass Lieferdienste aus arbeitsrechtlichen Gesichtspunkten und gewerkschaftlicher Perspektive nicht ideal sind, ist bekannt. Dass sie App-gesteuert auch Teil der Plattformen und somit eines digitalen Kapitalismus oder Überwachungskapitalismus sind, nicht neu. Sowohl hier in Deutschland als auch in anderen Ländern wird gestreikt, gestritten und berichtet, z.B. Deutschlandfunk, 22.4.2022: Gorillas, Lieferando und Co.Neue Arbeitswelt, altes Arbeitsrecht.

Die Washington Post hat bereits im Mai 2023 einen Bericht gebracht, in dem die Journalisten geschaut haben, was wo bei wem und wieviel hängen bleibt in der Kapitalkette: We ordered over $100 of delivery. Here’s how much the restaurants, drivers and apps made.

Nicht erstaunlich, bleibt am Ende dieser Subunternehmer-Kaskade nicht viel übrig. Am Ende erhalten die Plattformen Geld für fast nichts, während Restaurants sowie die Rider und andere Kuriere hart für wenig arbeiten müssen. Zusätzlich werden sie überwacht – auch das Teil der Strategie, genauso wie das Abgreifen der Kundendaten über die Apps.

Wie Lieferdienste als Wirtschaftsfeld funktionieren, lässt sich in einer Folge von Ist das eine Blase dem Wirtschaftspodcast bei Zeit.de nachhören. Nicht viel Neues, aber mit der Beteiligung von Verantwortlichen solcher Lieferdienste hier in Deutschland.

Konsum als Hyperrealität

If philosopher Will Durant’s assertion that “we are what we repeatedly do” is true, then let’s face it: we are becoming increasingly machine-like through our near-constant interactions with technology.

Ein beängstigender, aber theoretisch auch sehr interessanter Gedanke. Steven Monacelli denkt in Simulacra & Self-Simulation darüber nach, was es bedeutet, wenn wir angeschlossen an die bekannten Plattformen zu, wie er es nennt, “pattern machines” verwandelt werden – “in turn, our digital addictions fuel data collection systems which catalogue, collate, and convert our lives into mathematical probabilities, and, in the process, threaten to transform us from organic, conscious, and autonomous beings into mindless, unconscious, and dependent pattern machines”.

Nicht mal beim Schlafen unbeobachtet

Zu den Kalorien aus dem vorheringen Eintrag passt auch dieses auch im September letzten Jahres nicht mehr so neue Gadget zur Schlafüberwachung: “Halo Rise”: Amazon bringt Lichtwecker mit Schlaftracking, Heise News 28.9.2022. Was es tun soll wird klar gesagt. Wichtig bei all den digitalen Hilfen ist, dass etwas optimiert wird, so auch hier.

Amazon hat mit „Halo Rise“ am heutige Mittwoch einen Wecker präsentiert, der seinen Nutzer zum optimalen Zeitpunkt sanft mit Licht wecken soll. Um dies zu bewerkstelligen, sind in dem Gerät Sensoren integriert, die nicht nur die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und die Helligkeit des Raums erfasst, sondern auch den Schlaf des Nutzers trackt.

Kalorien, Gewicht, Selbstüberwachung

Auf den Seiten der Geschichte der Gegenwart bin ich auf einen Artikel aufmerksam geworden, der das Zählen von Kalorien als Selbsttechnik thematisiert – also auch ein Thema hier im Blog. Das die Überwachung von Körpern und ihren Funktionen nichts Neues ist, weiß ich auch. Dieser Artikel bietet jedoch einen schönen Überblick und ein paar interessante Einblicke, weswegen ich ihn hier verlinke. Auch um mal wegzukommen von den Standardthemen KI, Kameras oder andere Überwachungstechniken.

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Roboter und Überwachung

Über Roboter habe ich ja schon das eine oder andere geschrieben, es gibt auch eine Folge der Berichte aus Panoptopia dazu, und es ist immer wieder ein interessantes Thema, weil es sich vermischt mit Überwachung, KI, Algorithmen, aber eben auch gesellschaftlichen Fragen.

Hier ein Artikel zu Informationen, Überwachung und Robotern und wie sie der Polizei helfen und den öffentlichen Raum einnehmen. Vieles ist bekannt, aber hier noch mal gut zusammengefasst.

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Kundenmanagement mit Tür-Kamera

Die (wohl us-amerikanische) Organisation Data & Society hat zu einem interessanten Thema einen Bericht veröffentlicht: At the Digital Doorstep. How Customers Use Doorbell Cameras to Manage Delivery Workers, erschienen im Oktober 2022.

The doorstep has emerged as the new physical locale of consumption — the threshold at which purchased products become personal property. In this transformation, the porch has become a contested space: it is at once private property and, for delivery workers, their workplace. […]

Investigating the changing relationships between corporations, workers, and customers as a significant share of retail shifts from brick-and-mortar establishments to the doorstep, …

Die Anschwärz-App der Saudis

Unter der Überschrift “Saudische App gegen Meinungsfreiheit: Google und Apple reagieren nicht” berichtet der Deutschlandfunk über eine zweifelhafte App, mit der man als Bürger – wenn man das so nennen kann dort – andere Mitbürger melden kann. So weit, so erwartbar in Saudi-Arabien. Dass Goolge und Apple diese App in ihren Stores führen und weder einen Warnhinweis anbringen, noch sich verweigern, könnte man als Skandal sehen, ist aber auch im Normalbereich des Digitalkapitalismus, oder des Überwachungskapitalismus (Zuboff).

Auch bei Tagesschau zum Lesen: “Anschwärzen per App” Dass wenig Hehl darum gemacht wird, was mit der App beabsichtigt ist, wird in der Beschreibung klar.

Die App scheint auf den ersten Blick recht harmlos. In der Beschreibung heißt es: “Diese App soll jedem Bürger in Saudi-Arabien ermöglichen, die Rolle eines Polizisten einzunehmen. Zur Unterstützung der Behörden kann man Fotos, Videos oder einen Screenshot über die App einsenden.”

Amazon und die “Wellness Chamber”

Ich bin erst kürzlich über diese Idee von Amazon gestolpert, sie ist aber schon ein Jahr alt. Ich kann nicht beurteilen, ob es sie inzwischen tatsächlich (noch) gibt, aber die Idee ist schon recht abenteuerlich und dann auch wieder typisch Amazon. Hier ein Bericht der BBC vom Mai 2021: Amazon offers ‘wellness chamber’ for stressed staff.

Was soll das aber genau sein? Eine Kammer mitten in einer der Amazon-Logistikzentren, in die gestresste Arbeiter:innen gehen können um für sich zu sein. Nicht größer als ein geräumiges Dixi-Klo, sind sie dort den Blicken ihres Arbeitgebers entzogen und können etwas für ihr “mental wellbeing” tun – so die Idee, vorgetragen vo der Einfinderin – siehe Video am Ende.

During shifts employees can visit AmaZen stations and watch short videos featuring easy-to-follow well-being activities, including guided meditations, positive affirmations, calming scenes with sounds.”

BBC, 21.5.2021

Luxury Surveillance

Auf der SSN Konferenz in Rotterdam habe ich den Begriff “Luxury Surveillance” zum ersten Mal gehört. Ein weiterer schöner Begriff, um mit wenigen Worten die Welt auf den Punkt zu bringen, die Shoshana Zuboff mit ihrem Überwachungskapitalismus versucht hat zu beschreiben.

Und letzter war in vielen Beiträgen auf der Tagung in Rotterdam sehr präsent. Aber auch hier in Deutschland kommt mir Zuboffs Konzept immer öfter unter, insbesondere bei Studierenden und dem Nachwuchs. Das scheint einiges an Attraktivität bereitszustellen. Nun gut, darum soll es hier aber nciht gehen. Sondern vielmehr um das Konzept der “Luxury Surveillance”, das, so könnte ich mir gut vorstellen, zu einem stehenden Begriff werden könnte. Was steckt dahinter?

Die beiden Autoren Chris Gilliard und David Golumbia haben das Konzept in einem Artikel im Reallife-Magazin am 6. Juli 2021 vorgestellt: Luxury Surveillance: People pay a premium for tracking technologies that get imposed unwillingly on others.

Consumers of luxury surveillance see themselves as powerful and sovereign, even immune from unwelcome monitoring and control

Die Überwachung der Gesundheit

Public Health, die öffentliche Gesundheitsfürsorge muss notwendigerweise auch Mittel der Überwachung, Kontrolle oder Supervision haben, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Das wurde bei Corona sehr deutlich, wo spezielle Formen auf diesen Fall und Virus nur teilweise vorhanden waren und erst nachträglich, teilweise mehr schlecht als recht geschaffen wurden. Big Data war kaum ein Thema dabei.

Nun gut, die Überwachung der Gesundheit bzw. Gesundheit als eine Geschäftsmodell hat aber auch noch andere Dimensionen, die in dieser Doku bei Arte sehr gut beleuchtet werden. Sehenswerter Film, der eine weitere Dimension zu den ohnehin schon erschreckenden Mitteln und Möglichkeiten von Facebook hinzufügt.

Praxis Dr. Zuckerberg – Gesund mit Algorithmen?

Die Stiftung von Mark Zuckerberg will bis zum Ende des Jahrhunderts „alle Krankheiten ausrotten“. Der Chef von Apple behauptet, Apples wichtigster Beitrag für die Menschheit werde die Gesundheit sein. Den Fortschrittsdenkern aus dem Silicon Valley stehen zwar schier grenzenlose finanzielle Mittel zur Verfügung. Doch kann die Technologie in Zukunft wirklich den Arzt ersetzen? Wie verändert die Auswertung medizinischer Daten mit Hilfe künstlicher Intelligenz die Medizin? Und was für Auswirkungen hat die digitale Medizin auf die Rolle der Ärzte? (aus dem Begleittext bei ARTE)

Stasi oder digitaler Konsum?

In der schrägen und sehr guten RBB-Serie “Warten auf’n Bus” unterhalten bzw. diskutieren die beiden Protagonisten über die Überwachung der Stasi versus der Überwachung durch digitale Technologien und den Konsum unserer Tage.

In Folge 3 der 2ten Staffel diskutieren die beiden u.a. was den “geneigten User, überhaupt dazu verleitet zu klicken…”. Damit berühren sie eine der wichtigen Fragen überhaupt, wenn man nicht die User generell für doof halten möchte.

So oder so, selbst anschauen, sehr gute Folge: “Und dann wach ich lieber auf” (da kann man zwar auch lachen, es ist aber keine Comedy!!)