Category: Big Data

Ethnografie in Polizei-Daten

“Data are constructed, not found (Gitelman, 2013Kitchin and Lauriault, 2014)” Der Satz mag die Leserschaft dieses Blogs nicht überraschen, komisch klingen tut er dennoch. Worum geht es? Um einen sehr empfehlenswerten Aufsatz zur Konstruktion von Daten durch Polizei in und durch ihre Arbeit: …”the term “datafication” implies that something is made into data’ (Mejias and Couldry, 2019: 1). In this study, the ‘something’ concerns the street-level cognitions at the Netherlands Police.”

Donatz-Fest, I. (2024). The ‘doings’ behind data: An ethnography of police data construction. Big Data & Society, 11(3). https://doi.org/10.1177/20539517241270695

Was hat das mit Überwachung zu tun? Nichts und alles. Da es um Kategorien geht, um Einpassungen, Entscheidungen und oft, wie hier auch, die Technik, mit und in der dieses geschieht. Hier ist es die Eingabemaske des polizeilichen Systems, in dem Informationen, Daten, festgehalten werden.

Besser werden – Selbstoptimierung

Das Thema war schon einige Male Thema – und heute auch beim Deutschlandfunk. Das Audio der Sensung Bin ich gut genug? Der Drang zur Selbstoptimierung ist nachhörbar und lohnt sich wie ich finde. U.a. mit dabei ist der Soziologe Hartmut Rosa.

Und ich nutze die Gelegenheit zur schamlosen Selbstbewerbung eines im letzten Jahr publizierten Textes von mir: N. Zurawski: Zählen, messen, kontrollieren. Über eine ambivalente Technik der (Post)Moderne oder: wie aus persönlichem Geltungsdrang ein gesellschaftliches Problem werden kann, Zeitschrift für Semiotik, Vol 45, Heft 3-4, 2023. (erschienen 09/2024, online leider noch nicht frei zugänglich, aber ihr könnt mich fragen… )

Biodaten, Überwachung, “Rasse”

Die Story bekommt man so in aller Kürze gar nicht zusammengefasst: ‘Race science’ group say they accessed sensitive UK health data (Guardian 17.10.2024). Sie zeigt aber warum diese abstruse Geschichte auch für ein Blog wie diesen hier interessant ist.

Wie überkommene, falsche, absurde, aber immer weiterlebende “Rasse“-Theorien (race kllingt zwar weicher und wird im englischen Sprachraum zwangloser benutzt, dadurch wird das Konzept dahinter aber nicht besser) benutzt werden, um Menschen zu kategorisieren hat gerade wegen der Kategorisierungen eben auch mit Überwachung zu tun. David Lyon nennt es Social Sorting, wobei er nicht nur vermeintlich ethnische Merkmale (was immer diese sein könnten) mein, sondern allgemein soziale Aspekte, die sich klassifizieren lassen.

Dass es in dem Artikel auch um DNA-Daten von britischen Bürgern in der UK-Biobank geht, ist dann der weitere Link zu den Themen des Blogs. Datenschutz, biometrische Daten, Datensammlungen und vor allem ihre Auswertung für zweifelhafte Forschungen und Zwecke, wie der Artikel es nahelegt – immerhin geht es um “race science” eingedeutscht etwa “Rassenkunde”.

Überwachung weltweit

Im Panel Surveillance in Afrika & Afrikan Surveillance Studies, der SSN Working Group “Surveillance in the Majority World” auf der SSN 2024 Konferenz in Ljubljana gab es neben interessanten Diskussionsbeiträgen auch den Hinweis auf dieses Paper – frei zum Download.

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Was ist eigentlich diese Digitalisierung?

Diese Recherche und Analyse von Bianca Kastl hat sie die Webseiten der Ministerien und Behörden durchforstet, die sich mit Digitalisierung auf Landes- bzw. Bundesebene befassen. Die Analyse zeigt, u.a. mit sehr anschaulichen Bildern der Bubbles (wörtlich und bildlich zu verstehen), worüber da so genau gesprochen wird. Es ist ja immerhin ein Zukunftsthema, auch wenn die Zukunft seit 25 Jahren begonnen hat (wenn man großzügig rechnet, sonst länger), aber manches in der Politik und vor allem in der Verwaltung braucht halt länger.

Die Recherche sind auch ohne großen Kommentar so gut und bemerkenswert, dass ich hier nicht auf den Hinweis verzichten wollte.

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RAF-Rentner und die Bildersuche

Der erste Staub, der mit der Verhaftung von Daniela Klette aufgewirbelt wurde, hat sich gesetzt. Die etwas zu sehr ins megalomanisch gehende Geraune aus dem Bundesinnenministerium ist auch verschwunden – bleibt also Zeit, sich mal über die Methode Gedanken zu machen, die das ganze mit ans Tageslicht gebracht hat. Es war, klar, mal wieder eine KI, die auch dazu geführt hatte, dass der RBB Podcast der Gesuchten ziemlich nahe kam, wenn auch die Ergreifung durch die Polizei irgendwie anders bewerkstelligt wurde.

Schaut man sich aber die Methoden von Bellingcat einmal an, dann kann man schon sagen, dass hier sehr bedenkenswerte Praktiken am Wert waren, die letztlich dazu führen, dass ein Recht oder auch nur die theoretische Möglichkeit auf Anonymität in der Öffentlichkeit oder überhaupt in einer Gesellschaft endgültig der Vergangenheit angehören.

Michael Colborne vom Recherchenetzwerk Bellingcat sieht diese Gefahr, auch wenn er sagt, dass er seine Erkenntnisse nicht mit der Polizei geteilt hat. (taz 3.3.2024)

Philip Fees fragt in Telepolis ganz richtig, welchen Überwachungsstaat wir wollen. Ich bin mir ob der Frage unsicher, denn viele Teile davon sind bereits vorhanden.

Simulation und Überwachung

Bei Deutschlandfunk Kultur gibt es einen sehr interessantes und tolles Feature zum Thema Digitalisierung in der Stadtplanung unter dem Titel: Sim City: Wenn ganze Metropolen im Computer leben. Die Kurzbeschreibung lautet dazu wie folgt: “Rathäuser sammeln Daten über ihre Städte und erstellen daraus „digitale Zwillinge“. Das könnte die Stadtplanung revolutionieren.”

Was hat das mit Überwachung zu tun? Erstmal nichts, dann aber viel.

Nicht mal beim Schlafen unbeobachtet

Zu den Kalorien aus dem vorheringen Eintrag passt auch dieses auch im September letzten Jahres nicht mehr so neue Gadget zur Schlafüberwachung: “Halo Rise”: Amazon bringt Lichtwecker mit Schlaftracking, Heise News 28.9.2022. Was es tun soll wird klar gesagt. Wichtig bei all den digitalen Hilfen ist, dass etwas optimiert wird, so auch hier.

Amazon hat mit „Halo Rise“ am heutige Mittwoch einen Wecker präsentiert, der seinen Nutzer zum optimalen Zeitpunkt sanft mit Licht wecken soll. Um dies zu bewerkstelligen, sind in dem Gerät Sensoren integriert, die nicht nur die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und die Helligkeit des Raums erfasst, sondern auch den Schlaf des Nutzers trackt.

Daten und Doppelgänger

Dieses filmische Experiment ist sehenswert, ein Film über digitale Doppelgänger und die Begegnung mit sich selbst.

Made to Measure ist ein Experiment: Kann man eine Person allein anhand ihrer Online-Spuren nachbilden? Von jemandem, den man nicht kennt, einen Doppelgänger/ eine Doppelgängerin erschaffen? Das Leben einer Person bis ins Detail nachbauen, nachspielen und verfilmen, ihre Persönlichkeit kopieren?

Roboter und Überwachung

Über Roboter habe ich ja schon das eine oder andere geschrieben, es gibt auch eine Folge der Berichte aus Panoptopia dazu, und es ist immer wieder ein interessantes Thema, weil es sich vermischt mit Überwachung, KI, Algorithmen, aber eben auch gesellschaftlichen Fragen.

Hier ein Artikel zu Informationen, Überwachung und Robotern und wie sie der Polizei helfen und den öffentlichen Raum einnehmen. Vieles ist bekannt, aber hier noch mal gut zusammengefasst.

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Parkraumüberwachung

Normalerweise bedeutet die Parkraumüberwachung in Hamburg, aber auch anderswo, dass Personal der Stadt oder Kommune rumlaufen und Falschparker aufschreiben. Das kann man gut finden oder sportlich sehen und mit Tricks versuchen sich dagegen zu wehren oder aber dagegen meutern und das für Abzocke halten.

Städte sind überfüllt, das Auto dominiert den öffentlichen Raum und sollte im Rahmen neuer Mobilitätskonzepte zurückgeschraubt werden, für mehr Demokratie im öffentlichen Raum, was dessen Verteilung und Nutzung angeht. Dass das nicht ohne Auseinandersetzungen und Verhandlungen darüber vonstatten gehen würde, wem der Raum, wann, wie und wozu gehört ist auch klar. Ob aber das Hamburger Konzept des Anwohnerparkens wie es gerade umgesetzt wird, der ideale Weg ist, muss bezweifelt werden. Und es sind nicht nur die mangelnden Regelungen für ortsansässige Handwerksbetriebe oder die Besucher (auch, aber nicht nur) älterer Menschen.

Problematisch ist auch, was beim NDR mit einer kurzen Nachricht bedacht wurde und mit der Technologie Scan Cars umgesetzt werden soll.