Das sehr produktive Autor_innen-Duo Anna-Verena Nosthoff und Felix Maschewski haben (mehr oder weniger) gerade einen interessanten Aufsatz veröffentlich – den ich noch in Ruhe ganz lesen muss – mit dem Titel:
Public Health, die öffentliche Gesundheitsfürsorge muss notwendigerweise auch Mittel der Überwachung, Kontrolle oder Supervision haben, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Das wurde bei Corona sehr deutlich, wo spezielle Formen auf diesen Fall und Virus nur teilweise vorhanden waren und erst nachträglich, teilweise mehr schlecht als recht geschaffen wurden. Big Data war kaum ein Thema dabei.
Nun gut, die Überwachung der Gesundheit bzw. Gesundheit als eine Geschäftsmodell hat aber auch noch andere Dimensionen, die in dieser Doku bei Arte sehr gut beleuchtet werden. Sehenswerter Film, der eine weitere Dimension zu den ohnehin schon erschreckenden Mitteln und Möglichkeiten von Facebook hinzufügt.
Die Stiftung von Mark Zuckerberg will bis zum Ende des Jahrhunderts „alle Krankheiten ausrotten“. Der Chef von Apple behauptet, Apples wichtigster Beitrag für die Menschheit werde die Gesundheit sein. Den Fortschrittsdenkern aus dem Silicon Valley stehen zwar schier grenzenlose finanzielle Mittel zur Verfügung. Doch kann die Technologie in Zukunft wirklich den Arzt ersetzen? Wie verändert die Auswertung medizinischer Daten mit Hilfe künstlicher Intelligenz die Medizin? Und was für Auswirkungen hat die digitale Medizin auf die Rolle der Ärzte? (aus dem Begleittext bei ARTE)
@notmyrobots ist ein Twitter-Account, der über unsinnige, falsche oder absurde Vorstellung und Darstellungen von Künstlicher Intelligenz berichtet. Damit nicht genug – auf https://notmyrobot.home.blog gibt es zu dem noch mehr Bilder und vor allem eine Literatursammlung zum Thema.
Das ist ein wichtiges Thema, denn über die Dominanz der Darstellungen von KI, die alle hier bestimmt kennen oder denen änhliches dazu einfällt, werden eben auch die Diskurse gesteuert und entlang der damit evozierten Ideen die Diskussionen geführt. Deshalb sind die Diskussionen zu KI wie sie sind.
Es geht hier um die Kultur hinter der KI, denn die Ideen haben ein Milieu und das ist nicht zufällig.
Die Geschichte der Eugenik ist länger als man gemeinhin denken mag. Die Verbindung sind Nazi-Deutschland und der Holocaust. Die Auswahl von Menschen, die Idee man könne sie züchten oder eine bessere Auswahl irgendwie gestalten und vorhersehen, kontrollieren um Gesellschaft zu steuern endet nicht dort. Mit der Digitalisierung kommen diese Ideen wieder hervor – wenn sie es nicht bereits vorher schon durch eine Verbindung von Mensch und Maschine waren, Cyborgs, der vernetzte Mensch, nun nicht mehr nur das Internet der Dinge, sondern das Internet der Sinne, wenn man etwas holprig einen Vergleich anstellen möchte.
Transhumanismus ist eines der Stichwörter hier. Bevor darüber zu reden sein wird, lohnt sich ein Blick in die Ideenwelt der Eugenik und die erschreckende Aktualität , wenn auch noch kleiben, der Begeisterung für diese Ideen. Der Artikel gibt einen guten Einstieg und stellt wichtige Fragen. Und ja, in diesem Sinn ist Eugenik eine Form der Überwachung, der Kontrolle und da sind wir noch gar nicht beim Thema der Körperdaten oder Gen-Informationen angekommen. Und nein, mit vermeintlich geimpften Chips hat das alles nicht zu tun!
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Wissen und Überwachung gehören seit jeher zusammen und ein nachdenken darüber wie Wissen produziert wird. Ich bin erst jetzt auf eine schon vor 2 Jahren erschienene Ausgabe von Big Data and Society aufmerksam geworden, die ich für sehr lesenswert halte. Der Titel ist so simpel wie aussagekräftig: Knowledge Production
Data(fication) is increasingly incorporated in syllabi and research programmes as a mot du jour across almost all fields concerned with the social – from the humanities and law to business and political science. Yet most struggle to pinpoint the exact nature of this transformation in more concrete terms. This special issue seeks to contribute to the ongoing process of conceptual clarification by tending to the fundamental, but somewhat overlooked transformations incurred by big data analytics focusing on processes of data collection, visualization, representation, narrativization and infrastructuration.
aus dem Editorial des Journals
Alle Artikel sind frei zugänglich, was ich sehr löblich finde.
“heute ist morgen vorüber, morgen ist heute vorbei” – ich erinnere mich an einen Songtext, der so oder ähnlich ging, mit dem Refrain “auf der Reise”, leider finde ich den Song nicht mehr. Das Video aber gibt einen solchen Einblick, aus einer Zukunft, die vor 50 Jahren erdacht wurde und seit 20 Jahren vorüber ist. Ein vergnüglicher Einblick, der viel auch über 1972, aber auch über heute aussagt. Auch heute stellen wir uns die Zukunft vor, wollen sie vorhersagen, vorhersehen und meinen technisch endlich in der Lage zu sein.
Klar ist aber, dass Vorhersagen über die Zukunft mehr über uns heute aussagen, als einen Blick nach morgen ermöglichen – und, dass sie auch das heute (im Sinne einer unmittelbaren Gegenwart) verändern.
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Die Gesellschaft der Singularitäten als freie Psychopathologie in einer digital erzeugten, vermittelten und beherrschten Überwachungsgesellschaft, deren innere Logik Unterhaltung, Distinktion und der widersprüchliche Wunsch einer Zugehörigkeit zu einem individualisierten Kollektiv ausmacht? Darüber gilt es in Zukunft nachzudenken.
Ich habe es gerade auf Twitter gefunden und wollte den Thread hier zum Anschauen nachhalten. Der Journalist Wolfie Christl hat darüber getwittert, mit guten Links und Bildern und einer Einschätzung. Dazu noch ein Video, das ich hier auch so weitergebe.
Ich bin gerade über diesen Podcast gestolpert im Netz: Surveillance and the City. Die neueste Folge dreht sich um die Firma Palantir, eine Software-Firma, die hoch kontrovers diskutiert wird, u.a. weil sie enge Beziehungen zu Polizei und anderen Sicherheitsagenturen in den USA unterhält: One Palantir To Rule Them All. Es geht hierin um predictive policing und andere Überwachungsmaßnahmen im urbanen Raum.
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Der Aufsatz Anatomy of an AI von Kate Crawford and Vladan Joler aus dem Jahr 2018 ist nicht zuletzt wegen der absoluten faszinierenden Karte lesenswert.
Ihre Analyse ausgehend von Amazons Echo zieht im Stile einer Latour’schen Actor-Netzwerk-Analyse die Verbindungen von einer simplen Bestellung über das smart device auf dem heimischen Wohnzimmertisch hin zu den Minen der Rohstoffe, die die digitale Welt so dringend benötigt um zu funktionieren – und die hinter dem Anschein intelligenter, autonomer Geräte, mit denen wir unseren Alltag gestalten und organisieren, sowohl Komplexität vortäuschen, als diese gleichzeitig verbergen. Der Untertitel des Aufsatzes ist dabei schon bezeichnend: