Als Ergänzung zum vorherigen Post noch diese Videos, die Einblicke in die Geschichte der KI geben. Die Unterhaltung hätte peppiger sein dürfen, der Inhalt ist aber interessant. Hintergrund der Video ist die Publikation Es denkt nicht! Die vergessenen Geschichten der KI, von Rudolf Seising.
Author: Nils Zurawski
Algorithmen, Buch-Tipp/Veröffentlichung, Forschung/Theorie, Künstliche Intelligenz
Algorithmische Narrative und der Zeitgeist
Heute möchte ich auf den Aufsatz des Kollegen Rainer Rehak hinweisen, der sich der Narrative rund um KI angenommen hat. Der Artikel ist wirklich lesenswert, wenn auch notwendigerweise lang und ausführlich. Rainer Rehak nimmt sich darin prominenter Erzählungen zu KI – oder das was so mancher dafür hält – vor, u.a. Agency, Autonomie, Wissensverarbeitung, Vorhersage, Objektivität.
AI Narrative Breakdown. A Critical Assessment of Power and Promise, 23.6.2025, in FAccT ’25: Proceedings of the 2025 ACM Conference on Fairness, Accountability, and Transparency, Pages 1250 – 1260, https://doi.org/10.1145/3715275.3732083
Wer in der DB den vielen Business-Typ:innen mal so beim Telefonieren zuhört – immer ein großer Spaß für mich – der hört immer öfter auch etwas von KI, in nahezu jedem Zusammenhang. Rehak nennt das “Zeitgeist-KI”, ein wirklich charmanter, aber vor allem treffender Begriff
To characterize the regularly (too) vague use of the term artificial intelligence in societal discourse, I propose the term “Zeitgeist AI” [96]. “Zeitgeist AI” can mean anything from big data, algorithms, apps and statistics to software, robots, digital technology, all the way to the internet and digitalization in general. In political discourse, too, there is often a blanket reference to “artificial intelligence,”
Also, ein Lesetipp, denn die symbolische Bedeutung der Technologie KI ist bestimmt so groß, wenn nicht größer als ihre tatsächlichen Möglichkeiten. Hier gibt es ein paar interessante Gedanken und Erkenntnisse zu lesen.
Forschung/Theorie, Polizei/Militär/Geheimdienst
Die Polizei in Studien
Die Polizei ist immer ein Thema – und auch ich bin ja derzeit an der Uni Mainz in einem Projekt, das sich mit Polizei beschäftigt, wenn in meinem Fall auch eher als Transfer von Erkenntnissen, weniger in der Forschung an sich. Die Fragen, um die sich die meisten populären Diskurse oder Berichte drehen, sind Rassismus und Gewalt. Aus der ARD Mediathek hier zwei Beispiele:
Die Polizei und der Rassismus – Alles nur Einzelfälle? (30.1.2025) oder auch in der Caroline Kebekus-Show (15.5. 2025, ab ca. 12.00 Min). Von dieser Art Berichte gibt es viele, manche besser, manche nicht so gut und viele sehr üblich und je mehr kommen, desto weniger Neues wird erzählt. Und ja, das alles sind wichtige Fälle und die Probleme existieren, keine Frage. Und so ist eine der Forderungen seit Jahren immer wieder eine Studie zur Polizei. Die Polizeistudie kann es aber nicht geben, weil diese ja vieles auslassen müsste, da man nicht über alles forschen kann. Und so gibt es einige Polizeistudien, nicht alle fallen so aus, wie es Polizeikritiker sich vorstellen und sie beantworten längst nicht alle Fragen.
Um nicht den Überblick zu verlieren habe ich hier Mal eine (bestimmt) unvollständige Auflistung versucht (beschränkt auf Deutschland in diesem Fall). Ein paar Kommentare zu den Studien bzw. zum Umgang mit ihnen, folgen dann im Anschluss*.
Forschung/Theorie, Künstliche Intelligenz
KI und falsche Analogien
Der Kollege Roland Meyer nutzt Bluesky sehr gut für einige schlaue Gedanken, hier mal wieder zur Künstlichen Intelligenz und den falschen Vergleichen, mit unserer eigenen, menschlichen Intelligenz. Lesenswert, daher hier der Skeet einmal eingebettet.
Der Hinweis darauf, dass es sich bei KI um “large socio-technical apparatuses” handelt, finde ich dabei zentral.
Buch-Tipp/Veröffentlichung, Forschung/Theorie, Polizei/Militär/Geheimdienst
Buch: Fehlerkultur in der Polizei
Gerade erschienen ist (nach einiger Produktionszeit ;-)) das von Kai Seidensticker herausgegebene Buch Fehlerkultur in der Polizei. Ausprägung, Einflussfaktoren und Möglichkeitsräume, mit vielen interessanten Beiträgen von geschätzten Kolleg:innen.
Zusammen mit Jan Beek und Christiane Howe bin ich dort vertreten mit folgendem Beitrag: “Wie werden Fehler gemacht? Die Konstruktion und Narration von Fehlern durch das polizeiliche Beschwerdemanagement”.
Das Buch ist kein open access, also bei Bedarf oder Interesse gern mal bei mir nachfragen.
Forschung/Theorie, Kommentar, Surveillance/Digital Kapitalismus
Broligarchen und das Silicon Valley
Ich hatte immer schon ein Faible für René Girard und seine Theorien der mimetischen Gewalt, des Sündenbocks und seine Analysen. Ja, es ist eher etwas konservativ und auch seine Schüler und die Szene rund um den amerikanischen Literatur-Wissenschaftler und Philosophen Eric Gans sind eher konserverativ, aber eben auch Girard verhaftete Denker. Ihr Zuhause ist das Journal Antropoetics*, zu dem es auch eine Mailingliste gibt, die ich seit 30 Jahren abonniert habe.
Warum erzähle ich das? Auf der Mailingliste gab es einen Hinweis auf folgenden Text: Tech bros don’t get René Girard Luckily, the Popes do. U.a. Peter Thiel hat immer wieder herausgekehrt, wie er von Girard beeinflusst wurde, den er als einen seiner Hero-Denker hervorhebt – Girard hat in Stanford gelehrt, wo Thiel studiert hatte. Ich hatte mich immer schon gewundert und mich gefragt, ob das so richtig passt, gibt es doch eine Art Friedensbotschaft in dessen Texten. Nun gibt es hierauf eine qualifizierte Antwort: Nein, passt nicht.
Forschung/Theorie, Polizei/Militär/Geheimdienst
Von den Träumen alles zu wissen
Der sehr geschätzte Kollege Pete Fussey foscht schon lange an der Schnittstelle von Polizei und Überwachung, auf ganz unterschiedlichen Feldern. Hier ein aktueller Aufsatz zur Verbindung von Polizei und kommerziellen Datensammlungen
Hadjimatheou, Katerina and Fussey, Pete (2025) ‘The dream to know everything about everyone’: affordances of commercial data systems and digital net-widening in policing. Theoretical Criminology, (doi:10.1177/13624806251334954).
Künstliche Intelligenz
Nachtrag zu KI als Religion
nur ein Beispiel, kam rein als ich den anderen Beitrag gerade fertig hatte.
Altman: ChatGPT ist mächtiger als jeder Mensch, der je lebte (Heise 11.6.2025)
Algorithmen, Fernseh/Radio/Medien-Tipp, Forschung/Theorie, Künstliche Intelligenz, NSA
KI als Religion
Über die symbolischen Bedeutungen von KI denke ich schon länger nach und je mehr ich lese was alles mit KI gemacht und dann vor allem besser sein soll, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass zu wenig über den symbolischen Gehalt von Technik nachgedacht wird, nicht unbedingt in der Wissenschaft, aber auch hier. Über das “wie” wird viel nachgedacht, u.a. in der Ethik, aber über das “warum” eher weniger. Und ich frage mich auch, welche (unerfüllten?) Bedürfnisse möglicherweise KI befriedigt, die in der Gesellschaft vorhanden sind. Da liegt es nicht weit auch einmal über KI als Religion nachzudenken.
Hier tut das Claudia Paganini beim Deutschlandfunk und ich fand das durchaus hörenswert.
- Künstliche Intelligenz als neue Gottheit?! Gespräch mit PD Dr. Claudia Paganini (15.5.2025)
Forschung/Theorie, Kommentar, Strafvollzug/Gefängnis, Videoüberwachung / CCTV / BodyCams
Sehen, gesehen werden – überwachen?
Was wir uns immer schon gedacht haben, das mit der Überwachung ist nicht so gut für uns, vielleicht sogar nicht für unser Gehirn und dessen Funktionen. Wenn immer ein zuguckt, dann verändert es sich. So beschreibt es der Autor dieses Artikels:
,The constant surveillance of modern life could worsen our brain function in ways we don’t fully understand, disturbing studies suggest, in Live Science, 11.5.2025, Autor. Simon Makin.
Aber ist es so einfach? Und was meint der Autor, wenn er von Überwachung (Surveillance) hier spricht und die vielen, sehr interessanten psychologischen Studien zitiert? Der Artikel fängt mit dem Panopticon an und von da an gerät vieles, was Überwachung angeht durcheinander, weswegen ich hier mal ein paar Argumente genauer anschaue um ein paar Dinge zurecht zurücken, die hier, aber auch in vielen populären, häufig medialen Diskursen, aber auch bei meinen Studis oft durcheinander gehen.
Rezension
Rezension: Leben im Sicherheitskapitalismus
Meine Rezension des Buches Trapped. Life under security capitalism and how to escape it, von Mark Maguire und Setha Low (Stanford University Press), 2024, könnt ihr hier nachlesen: American Ethnologist (online first)
Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Surveillance/Digital Kapitalismus
KI und digitaler Faschismus
In einer Welt, die auf Bilder fixiert ist, erhält Künstliche Intelligenz bei der Erstellung von Bildern eine elementar zentrale Rolle, die nicht nur zum Teil problematisch ist. Der Kollege Roland Meyer, dessen Bücher wir hier auch schon besprochen haben, erklärt das in einem Video auf der re:publica 2025.