Das Forschungsnetzwerk zu Überwachung, Technologie und Gesellschaft
Author: Nils Zurawski
Dr. habil. Nils Zurawski, ist Soziologe und Ethnologe und Initiator des Forschungs-Netzwerkes Surveillance-Studies.
Er arbeitet als Wissenschaftler am Institut für kriminologische Sozialforschung an der Universität Hamburg sowie als freier Mediator/Moderator/Konfliktberater.
Hier gibt es mehr Informationen zu seiner Arbeit:
https://www.surveillance-studies.org/zurawski
Seit 2 Monaten verbringe ich einen Teil meiner Zeit in Berlin am Weizenbaum-Institut und werde dort in am 10.12.2024 ein so genanntes Weizenbaum-Forum moderieren.
Wie überkommene, falsche, absurde, aber immer weiterlebende “Rasse“-Theorien (race kllingt zwar weicher und wird im englischen Sprachraum zwangloser benutzt, dadurch wird das Konzept dahinter aber nicht besser) benutzt werden, um Menschen zu kategorisieren hat gerade wegen der Kategorisierungen eben auch mit Überwachung zu tun. David Lyon nennt es Social Sorting, wobei er nicht nur vermeintlich ethnische Merkmale (was immer diese sein könnten) mein, sondern allgemein soziale Aspekte, die sich klassifizieren lassen.
Dass es in dem Artikel auch um DNA-Daten von britischen Bürgern in der UK-Biobank geht, ist dann der weitere Link zu den Themen des Blogs. Datenschutz, biometrische Daten, Datensammlungen und vor allem ihre Auswertung für zweifelhafte Forschungen und Zwecke, wie der Artikel es nahelegt – immerhin geht es um “race science” eingedeutscht etwa “Rassenkunde”.
Filmfreaks und Surveillance-Nerds werden den Film kennen: The Conversation, deutsch: Der Dialog, von Francis Ford Coppola. Ein Film aus dem Herz Amerikas in Zeiten von Watergate und allgemeiner Paranoia. Zum 50. Jubiliäum gibt es dazu jetzt einen Roundtable mit Experten.
Das ganze findet statt am 14. Novmber um 0.00 Uhr deutscher Zeit, also in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (orig. 13th November at 5pm CST). Man muss sich anmelden, kann dem dann aber per ZOOM folgen. Ich werde dabei sein und freue mich schon drauf. Man muss sich anmelden!!
ps. In Enemy of State von 1998 (Tony Scott, mit Will Smith) wird eine der Schlüsselszenen fast bildgenau nachgestellt, für alle deren Filmherz bei so etwas jubelt…
On reloaded oder nur mal wieder etwa zur alten, immer gleichen Debatten zu Videoüberwachung. Aus der Sendung quer, beim Bayrischen Rundfunk, vom 31.10.2024, ein Bericht zu Videoüberwachung mit einem einem spöttischen Unterton (und ein paar Kommentaren von mir): Pfeif’ auf Datenschutz: Bürger für mehr Videoüberwachung, Autor: Stefan Foag.
Weizenbaum war aber nicht nur der Kritiker und Dissident der Informatik, als der er in seiner zweiten Lebenshälfte bekannt geworden ist. Er war auch ein Insider der Computerwissenschaft, der als Professor am MIT an einer der renommiertesten Universitäten der USA tätig war und mit ELIZA einen der ersten Chatbots entwickelt hat.
Die beiden sehr geschätzten Kollegen Richard Hemmer und Daniel Meßner erzählen in ihrem Podcast eine Kleine Geschichte von den wichtigsten Löchern der Technik. Beim Spektrum der Wissenschaft kann man den Text lesen – oder ihr hört den Podcast selbst an.
Selbstverständlich sind viele, wenn nicht alle Folgen ein Ohr wert, aber diese trifft halt einen der Kerne dieses Blogs.
An der Uni Halle findet in diesem Wintersemester eine Ringvorlesung zum Thema Anonymität statt. Es sind Germanisten und Geisteswissenschaftler, die das organisieren, so dass der Fokus der Vorträge ein anderer ist, als wohl sonst in Bezug zu Technologien und Überwachung hier darüber gesprochen wird.
Ich bin am 27.1.25 dran, mein Vortrag wird dann Überwachung in den Fokus nehmen, Titel: “Erkennen, überwachen, verschleiern: Anonymität als soziale Beziehung. Perspektiven aus der Kriminologie und den surveillance studies.”
Über die religös-technologisch-faschistischen Totalitarismus-Fantasien einiger millardenschwerer Tech-Gurus ist hier und anderswo bereits berichtet worden. Weil ich ein paar scheinbar von einander losgelöste Beiträge gehört/gelesen haben, sei auf diese hier nochmal verwiesen.
Die wundervolle Kollegin Emmeline Taylor in ihrem Podcast zu Retail Crime über Gesichtserkennung im Shopping-Bereich. Wozu frage ich mich – aber die, die es wollen, wissen ja immer eine Antwort.
Ein interessanter Podcast zu einem Thema im Herzen der Surveillance Studies. Bravo to Emmeline!
Im Film sind Spione entweder wie James Bond sexy und irgendwie mondän, aber eigentlich Quatsch. Oder aber sie sind irgendwo in der Wüste, im Nahen Osten im Kampf gegen den Terror unterwegs, bestenfalls in zweifelhafter Mission, irgendwie verstrickt in Situationen, die weder gut noch böse sind, sondern schlimm für alle, mithin Opfer zynischer Politik. Dann gab es noch die im Kalten Krieg, deren Geschichten eine Zeit widerspiegeln, in der Menschen wenig gezählt haben, Ehre, Werte und Verrat aber ein große Rolle spielten – John Le Carre hat davon die besten Geschichten erzählt.
Was uns der Trainler dieses Film allerdings erzählt sind Spione, Spycops, die im eigenen Land zumeist linke Gruppen infiltrieren und dabei so weit gehen, wie man sich das ausmalen kann, aber eigentlich nicht möchte: The Spies Who Ruined Our Lives erzählt von den britischen Undercover-Polizisten, die Umwelt-, Menschenrechts-, Tierrechtsaktivisten und andere Gruppen unterwandert haben, über 40 Jahre lang. V-Leute kennen wir aus dem (lückenhaften) Kampf gegen Rechts in Deutschland. Beim NSU haben diese eine zweifelhafte Rolle gespielt, sie sind aber nicht Polizei. In der Roten Flora in Hamburg sind verdeckte Ermittlerinnen der Polizei (im Nachhinein) aufgeflogen, in Großbritannien ist diese Thema schon länger im Fokus der Kritik und auch von Untersuchungen, u.a. in dem Buch Secret Manoeuvres in the Dark Corporate and Police Spying on Activists, von Eveline Lubbers (PlutoPress). Hier könnt ihr den Trainer sehen (bei Vimeo, damit ich ihn einbinden konnte, auf der Webseite oben gibt es ihn aber auch).
Eine kleine Nachricht beim ZDF vom 17.9.2024, über einen neuen Trend in den USA.
In New York sind Selfies mit Überwachungskameras im Trend. Morry Kolman bündelt 900 Kameras auf einer Website, um die allgegenwärtige Überwachung zu verdeutlichen.
Das Projekt könnt ihr hier sehen – allerdings ist es für unterwegs konzipiert, also für ein Smartphone, daher werdet ihr mit einem Desktoprechner oder Laptop nichts dabei. Aber die Übersicht könnt ihr so ansehen.
Der Titel des cfp ist leider zu lang für eine Headline, daher hier der komplette:
cfp: The craft of interdisciplinary research and methods in public interest cybersecurity, privacy, and digital rights governance.
Calls poste ich hier eher selten, dieser aber scheint mir sehr interessant und relevant zu sein für das Blog, dass er eine Erwähnung bekommt. Es geht um ein Special Issue of Internet Policy Review. Da der Calltext ebenso lang ist, müsst ihr den selbst lesen. Die Intention zitiere ich aber hier:
This special issue aims to foster a rich dialogue among researchers, practitioners, policymakers, and civil society organizations, providing a platform for reflecting on the unique challenges and successes encountered in interdisciplinary and intersectoral work on public interest cybersecurity, privacy, and digital rights.