Category: Konsum

Google plant Erstellung von psychologischen Profilen aus Online-Spielen

Nach Berichten des Guardians hat Google einen Patentantrag für Analysemethode eingereicht, mit der aus dem Verhalten in Online-Spielen psychologische Profile erstellt werden können. So soll Werbung innerhalb dieser Spiele an das psychologische Profil der Nutzer angepasst werden. Im Patentantrag heißt es:

“User dialogue (eg from role playing games, simulation games, etc) may be used to characterise the user (eg literate, profane, blunt or polite, quiet etc). Also, user play may be used to characterise the user (eg cautious, risk-taker, aggressive, non-confrontational, stealthy, honest, cooperative, uncooperative, etc).”

Durch die Vielzahl von Interaktionen innerhalb des Spiels kann Werbung so exakt an die aktuellen Bedürfnisse angepasst werden, dass sogar Vorschläge für eine Kaffeepause gemacht werden können: „For example, if the user has been playing for over two hours continuously, the system may display ads for pizza-hut, coke, coffee and other related goods.“

Auch das Product Placement soll neue Dimensionen erreichen:

„Furthermore, although ad creatives may be images akin to banner ads, the system may use ad creatives that are text and speech of a character that the player may interact with. For instance, in the popular game series Simms, a character that a user interacts with may suggest (as an advertisement) to listen to the newly released Coldplay album. The user may reply positively (if given a choice) and listen to clips from the new Coldplay album. As another example in a car racing game, after a user crashes his Honda civic, an announcer could be used to advertise by saying for instance “if he had a Hummer, he would have gotten the better of that altercation”, etc.”

Google gab auf Anfrage bekannt, dass diese Technik in absehbarer Zeit nicht zum Einsatz kommen wird. Allerdings deutet die Übernahme der Firma AdScape, die Werbeplätze in Computerspielen vermittelt, darauf hin, dass dies durchaus als zukünftiges Betätigungsfeld betrachtet wird.

Aufsatz: Ãœberwachung und Konsum

Richard Rogers (Autor von Preferred Placement) und Sabine Niederer haben mit Consumer Technology after Surveillance Theory einen interessanten Artikel zu Konsum und Überwachung jenseits der Überwachung in Foucaults Panoptikon geschrieben. Sie versuchen zu klären inwieweit das Modell des Gefängnisses noch hinreichend beschreibt, was Konsumenten jeden Tag erleben und welche Konsequenzen die bereitwillige Abgabe von Daten für Annehmlichkeiten hat. Die einst überwachten Subjekte besitzen jetzt vielfach die Artefakte der Überwachung selbst, Kontrolle über Konsum: die Annehmlichkeiten steigen, je transparenter wir werden, jede Weigerung macht suspekt, Nachteile die Folge. Roger und Niederer zeigen Wege zu einer Theorie nach Foucault auf und illustrieren am Beispiel von Konsum die Dynamik und unser Verhängnis.

According to surveillance theory after Foucault, consumers are enticed into participating in being watched in exchange for product, as Poster and Elmer write.

Everyday people, the under-surveilled progs in Orwell’s terms, or the data-challenged queued up in airports in Deleuzian language, are increasingly the subjects of surveillance. The question remains whether the unruly consumer-prisoner, consumer-soldier, consumer-patient, consumer-worker and consumer-student are using products without surveillance built in. Which consumer technology is still available without it? (Consider buying professional grade technology, and set mode to manual.)

Eine Diskussion darüber lohnt sich auf jeden Fall – auch um vom Panoptikon ein wenig Abstand zu gewinnen und neue Ansätze bekannt zu machen – zumindest hierzulande geschieht das noch zu wenig. Ein weiterer Kommentar bietet noch ein paar Gedanken….

Nicht Schwarzfahren Рsondern v̦llig transparent

Die elektronischen Tickets der Londoner U-Bahn – auch als Oyster Cards bekannt – bieten vielfältige Möglichkeiten der Kontrolle. Für die Verkehrsbetriebe einerseits, für unbefugte andererseits. Was vielleicht, wenn anonym gehandhabt, als Mobilitätsdatensammlung zur Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs druchgehen könnte, wird angesichts des mangelnden Datenschutzes zu einem für alle einsehbaren Mobilitätsprofil und zur Maßregelungs-Karte durch die Betriebe selbst.

Die persönliche Karte enthält die Daten der letzten acht Reisen, während die Datenbank von Transport for London die Reisegeschichte von acht Wochen speichert. Danach muss sie gemäss Datenschutzgesetz von den persönlichen Daten getrennt werden. Die Aufzeichnungen seien nützlich, um einen schnellen Service zu garantieren und auf Rückerstattungsanträge einzugehen, sagt James Simpson.

Mehr und mehr dienen die Oyster-Card-Aufzeichnungen aber auch der Polizei dazu, die Bewegungen Tatverdächtiger zu überwachen. Simpson betont, dass die Daten nur auf Antrag von offizieller Seite herausgegeben würden. Laut einer Meldung der Abendzeitung «Evening Standard» geschieht dies immerhin ungefähr 170-mal im Monat, mehr als dreimal so häufig wie vor einem Jahr. Zusammen mit den 6000 CCTV- Kameras … im U-Bahn- System – … – liefern die Oyster Cards eine erkleckliche Zahl von Daten über das Leben der Londoner.

An diesem Beispiel wird die von Haggerty und Ericson skizzierte surveillant assemblage sehr deutlich und zeigt, was das eigentliche gefährliche der Kameras und der vielen “nützlichen Services” ist: deren Vernetzung und die wahllose Verwendung der Daten für ale und doch nicht jeden.

Erfolg durch Kundenschüffelei – Tescos Clubcard

Der englische Supermarktgigant Tesco gibt Auskunft warum ihre Kundenkarte “Clubcard” so erfolgreich ist. 13 Millionen Kunden kaufen jede Woche in den Supermärkten der Kette ein – in England und rund um die Welt – und hinterlassen 5 Millarden Datenschnipsel, die dann von der zu Tesco gehörenden Datenverarbeitungsfirma Dunnhumby analysiert und im Hinblick auf Vermarktungsaspekte ausgewerten wird. Dabei sind die Verantwortlichen bei Tescos äußertst offenherzig.

“The joy of our sample is that it is so large, and because Tesco is so representative of the country it is the best source of insight a supplier can get.”

Ãœber Datenschutz und andere mögliche Probleme macht sich Tesco keine Gedanken – eher scheinen sie zumindest offiziell an die Wohltaten ihrer Karte nicht nur für den Supermarkt selbst zu glauben.

Martin Hayward, who has been director of consumer strategy and futures at Dunn-humby for the past two years, settles down in his chair in his small office around the corner from the lifts. “We use your purchasing behaviour to create a picture of the kind of person you are,” he explains, looking – in a pink shirt with the top buttons undone – far more like a media executive than a stats-man. “We often liken what Dunnhumby does to standing in the queue at the checkout. You are looking at someone’s shopping, you know, and you’re thinking, ‘Good God, you’re not going to last very long!’” He laughs, apparently imagining a conveyor belt loaded with junk food. “What we do at Dunnhumby is the same, just on a larger scale.”Using Clubcard data, Dunnhumby can tell that you have a new baby, or that your children have left home. It can judge your social class and knows whether you are a good cook. It also gives Tesco clues about what it could sell more of – and to whom.

Datenmissbrauch mittels Kundenkarten

Bei Spiegel-online steht heute ein netter Artikel zum Thema Kundenkarten, über die inzwischen angeblich über 90% aller erwachsenen Verbraucher verfügen. Ausschlaggebend für den Besitz einer oder mehrerer solcher Karten sei vielfach die Überschätzung der Rabatte wohingegen mögliche Negativauswirkungen unterschätzt werden würden, obwohl sie regelmäßig auftreten:

“Bei den in Deutschland angebotenen Kundenkarten gebe es flächendeckende Verstöße gegen den Datenschutz, heißt es in einem Gutachten des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz (ULD) Schleswig-Holstein aus dem Jahr 2003. Auch die Ergebnisse dieser Studie besitzen unverändert Gültigkeit. Damals kritisierten die Datenschützer unter anderem, dass mit den Kundenkarten mehr Daten erhoben werden als notwendig. Auf diese Weise ließen sich detaillierte Kundenprofile erstellen, mit denen Kunden gezielt beworben werden können.”

Auch fehlende Transparenz wird angemahnt. Dabei wird vor allem auf die Risiken hingewiesen, die durch Weitergabe der Kundendaten und eine eventuelle Vernetzung – ein bislang nur wenig thematisierter Aspekt – dieser Daten bzw. ihrer Nutzer bestehen.

Bahn-Tickets via Handy

Was wie eine sehr praktische Sache aussieht, kann unter Aspekten der Ãœberwachung ein ebenso effetkives Instrument sein. Die Bahnfahrt aufs Handy holen titelt tagesschau.de. Es ist nicht die erste Idee das Handy auch zu anderen Dingen als telephonieren und photographieren zu benutzen Phillips “near field communications“-Idee zielt in die gleiche Richtung (mehr Infos) – und auch hier sind die Potentiale der Ãœberwachung enorm, nur werde sie leider nie mitgedacht.

Videoüberwachung von Kassiererinnen

Ver.di hat sein Schwarzbuch zum Discounter Lidl ja schon bereits vor einiger Zeit veröffentlicht – nun aber gibt es eine europäische Version und darin wohl einige Stellen, bei denen man sich nur noch an den Kopf fassen kann – wenn es bisher nicht schon geschehen ist… so werden in einigen Ländern die Mitarbeiter auch per Videokameras überwacht – und aus ihnen per Generalvedacht Diebe gemacht.

Infos dazu bei Spiegel Online und der Financial Times Deutschland.

Als besonders skandalös kritisierte die Gewerkschaft Videoüberwachung in französischen Filialen. Damit würden alle Mitarbeiter per se unter Diebstahlverdacht gestellt. Agnes Schreieder von Ver.di verwies darauf, dass es im Lager einer Filiale im französischen Nantes mehr Videokameras als im örtlichen Gefängnis gebe. Zudem ist laut Ver.di der Leistungsdruck bei Lidl so hoch, dass die Vorgaben kaum zu schaffen seien.

Wie absurd muss es denn noch werden…?!

Konsumenten gegen Kontroll-Technologien

CASPIAN steht für Consumers Against Supermarket Privacy Invasion and Numbering und kümmert sich um neue Technologien im Konsumbereich.

Dieser Widerstand ist international, wie die letzte Veröffentlichung auf spychips.com zeigt:

Spanish-Speaking Countries Warned About RFID
“Spychips” Translation Released Today

A Spanish-language version of the award-winning book “Spychips: How Major Corporations and Government Plan to Track Your Every Move with RFID” is being released today in Latin American countries including Mexico, Colombia, Panama, Venezuela, and Chile. The inital distribution will be to Christian bookstores, with general distribution to follow later this summer. The controversial work about the downsides of Radio Frequency Identification was originally published in English by American authors Katherine Albrecht and Liz McIntyre.

Ãœberwachung und Kommerz….

Is business the real Big Brother titelte die BBC bereits am 25. Mai. Ein Blick auf Ãœberwachung jenseits von Videokameras und Telekommunikation. Die Praktiken und Ãœberwachungregime im Konsumbereich sind gravierender als wir uns das in unserem alltäglichen Leben so vorstellen – und vor allem oftmals sehr versteckt.

It’s increasingly a feature of our daily lives, because businesses have found that it makes good business sense. But is corporate snooping out of control?

Take the Oyster card, for example, which millions of us use each day to pay for our journeys when travelling on London’s tubes and buses. Not only do the cards record payment, but they can also track travellers’ journeys across the city.

Was hier für Großbritannien gilt, ist auch bei uns schon längst Praxis. Die Aufregung über die noch wenigen Videokameras in Deutschland lenkt vortrefflich davon ab, dass unser tägliches Leben – mit unserem oft ausgesprochenen Einverständnis, z.B. bei Kundenkarten – protokolliert und als Datensatz verfügbar gemacht wird. Aber sind wir dabei nur passiv? Konsum als kulturelle Praxis – von der wir uns nicht einfach lossagen können – ermöglicht uns jedoch auch ein aktives Handeln – darunter würden dann auch Formen des Widerstandes fallen.
Zeit das mal genauer anzusehen.