Category: Kommentar

Dem Überwachungskapitalismus trotzen

Markus Beckedahl hat bei NDR Kultur bereits Ende Januar ein kleines Essay in der Reihe Gedanken zur Zeit veröffentlicht, mit dem Titel: Wie man Elon Musk und dem Überwachungs-Kapitalismus trotzt.

Da ist für Leser:innen dieses Blogs nicht so viel überraschendes drin, aber für die Hörer von NDR Kultur wohl doch das eine oder andere. Interessant finde ich vor allem seine Bemerkung zum Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk und seiner Rolle in diesem System und für die Zukunft:

  • Auch stellt sich die Frage, ob die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten im Fediverse eine größere und staatsferne Rolle spielen könnten. Eine Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der Mitte des 21. Jahrhunderts sollte auch darin bestehen, gemeinwohlorientierte Medieninfrastrukturen zu finanzieren und zu betreiben, die gerade nicht dem Überwachungskapitalismus unterliegen. Damit wir demokratischere Öffentlichkeiten schaffen, die anders funktionieren.

McLuhan und Überwachung

Das folgende Video ist ein Fundstück, das mir auf Twitter begegnete. Es enthält ein paar interessante Gedanken zum Thema Überwachung und Identität. Wenn man die vielleicht zeitgenössisch gefärbten und nicht von einem Anthropologenm gemachten Bemerkungen zu “tribal societies” als solche betrachtet, ist der Rest überraschend aktuell.

Man könnte “tribal” auch anders lesen, als er es gemeint zu haben scheint, nämlich also den Drang zu essentialisieren, hin zu identiärer Politik, zu Engstirnigkeit, die (eine kulturelle?) Identität als das einzig Verbindende und wichtige betrachtet. Das hat mit der Organisation von einst als “Stammesgesellschaften” benannten segmentären, akephalen Gesellschaften nichts im Sinne eines Kerns von Identität zu tun. Daher hier nicht so genau hinhören…..

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Surveillance Studies-Preis macht Pause

Interessierte haben es wahrscheinlich schon bemerkt: Es gibt noch keine Ausschreibung für den Surveillance Studies-Preis für 2023. Der einfache Grund dafür ist, das wir eine Pause machen, aber nicht aufhören werden.

Nicht zuletzt Corona hat vor allem mir, der ich für die Organisation des Preises verantwortlich bin, mehr oder weniger allein – also Auschreibung, Jury finden, Beiträge sichten und ordnen, die Jury organisieren und letztlich dann auch die entsprechende Korrespondenz führen – meine Grenzen aufgezeigt. So wie der Preis aufgestellt ist, wollte ich es nicht weitermachen. Es muss sich etwas ändern, damit er bleiben kann.

Lager – Knast – Panopticon

Bei netzpolitik.org fand sich schon Ende September ein Artikel mit dem Titel: Panopticon für Geflüchtete. Außer Titel kommt der Begriff Panopticon dann gar nicht mehr vor. Erst in den Leserbriefen wird er wieder aufgenommen. Die spärliche Verwendung ist gerechtfertigt, denn der Begriff ist kaum mehr als ein Hingucker in der Überschrift, weckt aber sofort entsprechende Assoziationen. Ist das sinnvoll, kann man sich durchaus fragen?

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von netzpolitik.org zu laden.

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Krise – revisited

Vor gut 5 Monaten habe ich für die Rosa-Luxemburg-Stiftung zur damals beginnenen Corona-Krise einen längeren Text geschrieben, worin ich mich u.a. fragte, ob Aussagen über die Gesellschaft nach Corona nach ein paar Wochen schon wirklich seriös sind. Viele meine Soziologie-Kollegen überwarfen sich förmlich mit Ideen für die Zeit danach – und ich thematsierte das hier im Blog (worauf der lange Text letztlich beruhte).

Überwachung, Körper und Corona

Gedanken zu Tracing-Apps, Volksgesundheit und biologistischen Vergleichen

Es sind viele verschiedene Aspekte, die von dem berührt werden, was wir derzeit als Corona-Krise irgendwie in seiner Totalität zu fassen versuchen. Über Raum habe ich schon etwas geschrieben. Über den Körper aber findet man auch einen Zugang um die Situation oder einige Aspekte der Situation zu betrachten. Das betrifft insbesondere den Aspekt der Überwachung des Viruses, so muss man es wohl reichlich prosaisch, aber dennoch unzureichend schreiben. Denn nicht der Virus wird überwacht, sondern dessen Träger, die Menschen. Das bringt in Bezug auf die Räume bereits Probleme. Mehr noch allerdings wenn man auf die Körper schaut und eben diese als Gefahr erkennt und ebenso behandelt.

Zur Selbstbeobachtung der Gesellschaft…

Überwachung durch Selbstbeoachtung – oder umgekehrt?

Es gibt derart viele Beiträge zur gegenwärigen Situation, dass eine Auswahl oft schwerfällt. Viele sind interessant, manche regen an, über bestimmte Aspekte ein wenig weiter nachzudenken. Bei manchen habe ich das Gefühl, die könnten hier im Blog von Interesse sein. So auch dieser hier von Armin Nassehi, der gerade sehr präsent in den Medien ist.

Ein Aspekt, den er dabei sehr gern und immer wieder betont ist der von der Selbstbeobachtung der Gesellschaft – das gilt in Bezug zur Digitalität der Gesellschaft, als auch hinsichtlich Corona. Und klar hat jeder so seine Argumente und theoretischen Spielfiguren. Bei Nassehi sind es halt oft systemtheoretische. In einem Artikel in der Frankfurter Rundschau kommt dann auch mal beides zusammen.Armin Nassehi: „Es ist eine digitalisierte Selbstbeobachtung der Gesellschaft“ (FR, 24.4.2020)

Pandemie und Raum

Gedanken und Texte

Die Bilder unten zeigen meinen lokalen Supermarkt im Kassenbereich. Auf dem Foto sieht es gar nicht so beeindruckend aus, aber vor Ort hatte ich dort, und auch in anderen Geschäften, den Eindruck, ich befinde mich im Sicherheitsbereich eines Flughafens. Es mag am Material gelegen haben, oder an der ungewohnten Gesamtoptik – klar ist aber, dass die Corona-Pandemie, oder genauer die verfügten Maßnahmen und was wir daraus machen, Raum und die Nutzung sowie die Gestaltung des Raums verändern. Ob nachhaltig bleibt abzuwarten (siehe auch den Text zu den Einkaufsorten hier).

Nachdenken über Corona: Surveillance Studies

Blink, der Blog des Journals Surveillance & Society, hat gerade eine neue Serie mit Beiträgen zu Corona gestartet. Den Auftakt macht Marina Levina, u.a. Autorin von  Pandemics and the Media (2015) mit ihrem Beitrag zu Living and Thinking through a Pandemic.

I have argued before and I will argue again that a pandemic gives us an intense and unflinching focus on that which always has always been true — a problem of health is determined by meaning we, as a society, attach to what it means to live in an infected and/or diseased body, be it a national, a global, or an individual one. The current debate about vulnerability and sacrifice is fully dependent on already established norms the society holds of “pre-existing” conditions as wholly the fault and responsibility of individuals as supposed environmental, sociopolitical, and economic factors.

Überwachung, Pandemien und Sicherheit

Gedanken und Texte in Corona-Zeiten

© 2020 TU Wien / dwh
© 2020 TU Wien / dwh

Nach den ersten Wochen des Kontaktverbots und der Empfehlung besser zu Hause zu bleiben, der Sorge um Eltern und Kinder, um Freunde und andere Nahestehende, in der ich versuche so viel wie möglich an Informationen zu verarbeiten wie es geht, kann ich leider nur sagen: Es wird da draußen eher unübersichtlicher als klarer. Aber das ist vielleicht der Kern einer Krise.

Kommentare und Einschätzungen zur Krise, zur Zukunft der Gesellschaft gibt es derzeit reichlich. Aus allen klugen und wirren Ecken. Ich möchte mich hier gar nicht einreihen in das Spiel und mitspekulieren, sondern ein paar Ressourcen teilen, die sich aus meiner Sicht eher generell mit verschiedenen Aspekten der Krise auseinandersetzen, denen das tagesaktuelle Geschwirre ein wenig fehlt. Das gelingt nicht immer, aber ich hoffe zu einem Teil. Dazu gehört in diesem Blog selbstverständlich zu allererst der Aspekt der Überwachung und Kontrolle, namentlich die Diskussion zu Tracking sowie die Angst vor dem autoritären Staat, der jetzt die Krise nutzt und alles umkrempeln will. Bei letzterem bin ich ob der Analyse vorsichtig, aber eine gute Chronologie zur innneren Sicherheit liefert Cilip – zu den Tracking Apps habe ich selbst etwas gesagt, …