Ich hatte immer schon ein Faible für René Girard und seine Theorien der mimetischen Gewalt, des Sündenbocks und seine Analysen. Ja, es ist eher etwas konservativ und auch seine Schüler und die Szene rund um den amerikanischen Literatur-Wissenschaftler und Philosophen Eric Gans sind eher konserverativ, aber eben auch Girard verhaftete Denker. Ihr Zuhause ist das Journal Antropoetics*, zu dem es auch eine Mailingliste gibt, die ich seit 30 Jahren abonniert habe.
Warum erzähle ich das? Auf der Mailingliste gab es einen Hinweis auf folgenden Text: Tech bros don’t get René Girard Luckily, the Popes do. U.a. Peter Thiel hat immer wieder herausgekehrt, wie er von Girard beeinflusst wurde, den er als einen seiner Hero-Denker hervorhebt – Girard hat in Stanford gelehrt, wo Thiel studiert hatte. Ich hatte mich immer schon gewundert und mich gefragt, ob das so richtig passt, gibt es doch eine Art Friedensbotschaft in dessen Texten. Nun gibt es hierauf eine qualifiziert Antwort: Nein, passt nicht.
Bei der Gelegenheit und weil Thiel immer (leider) einen Eintrag wert ist, hier noch ein paar weitere Tipps zur Lektüre, die sich mit ihm selbst und/oder der so genannten Broligarchy befassen. Da wäre zum einen The Dark Lord of Silicon Valley enters the chat, von Carole Cadwalladr, auf einer Substack-Seite.
Dann gibt es einen Schwerpunkt bei Techpolicy.press, mit einigen interessanten Artikeln, der verschieden Facetten des Themas beleuchtet: The Coming Age of Tech Trillionaires and the Challenge to Democracy.
In a recent Demos report, we examined the risks facing the UK’s information supply chains. This article draws on the report to explore how the tech oligarchy systematically exerts power over democracies’ information ecosystems and what democracies can do to push back. With several tech billionaires expected to become trillionaires within a decade, we must attend to this issue now. (aus dem Text)
Da es bei den Techbros – eigentlich ein viel zu niedlicher Terminus für eine Bande von Superreichen, die machen, was sie wollen und feucht von der libertären Weltherrschaft träumen – vor allem um Geld, Macht und ihre Verbindung zur Politik geht, liegt es nahe auch einmal über den aktuellen Bundeskanzler nachzudenken. Das könnt ihr hier nachlesen.
Und zu Peter Thiel, last but noch least, gibt es bei Deutschlandfunk einen ganzen Podcast, zu finden in der ARD-Audiothek

Und nein, wahrscheinlich werden diese Texte diese Leute nicht daran hindern zu tun, was sie tun. Aber es nicht sagen und zu analysieren ist eben auch keine Option, da es hier vor allem um Demokratien geht, um Menschenrecht und eine gerechte Welt zum Schluss dann auch.
* Ich selbst habe dort einen meiner ersten Artikel veröffentlicht, zu Girard und Nordirland: https://anthropoetics.ucla.edu/ap0801/ulster/