Category: Surveillance/Digital Kapitalismus

Broligarchen und das Silicon Valley

Ich hatte immer schon ein Faible für René Girard und seine Theorien der mimetischen Gewalt, des Sündenbocks und seine Analysen. Ja, es ist eher etwas konservativ und auch seine Schüler und die Szene rund um den amerikanischen Literatur-Wissenschaftler und Philosophen Eric Gans sind eher konserverativ, aber eben auch Girard verhaftete Denker. Ihr Zuhause ist das Journal Antropoetics*, zu dem es auch eine Mailingliste gibt, die ich seit 30 Jahren abonniert habe.

Warum erzähle ich das? Auf der Mailingliste gab es einen Hinweis auf folgenden Text: Tech bros don’t get René Girard Luckily, the Popes do. U.a. Peter Thiel hat immer wieder herausgekehrt, wie er von Girard beeinflusst wurde, den er als einen seiner Hero-Denker hervorhebt – Girard hat in Stanford gelehrt, wo Thiel studiert hatte. Ich hatte mich immer schon gewundert und mich gefragt, ob das so richtig passt, gibt es doch eine Art Friedensbotschaft in dessen Texten. Nun gibt es hierauf eine qualifiziert Antwort: Nein, passt nicht.

KI und digitaler Faschismus

In einer Welt, die auf Bilder fixiert ist, erhält Künstliche Intelligenz bei der Erstellung von Bildern eine elementar zentrale Rolle, die nicht nur zum Teil problematisch ist. Der Kollege Roland Meyer, dessen Bücher wir hier auch schon besprochen haben, erklärt das in einem Video auf der re:publica 2025.

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Von utopischen Techno-Dörfern

Ob man diese Geschichte tatsächlich auch unter der Rubrik Stadt/Urbanismus einordnen sollte, da bin ich nicht wirklich überzeugt. Aber es geht darin auch um die Neugründung von Siedlungen, von Territorien, deren Landnahme, um Techtopias, rechte Vorstellungen von der guten Welt.

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Und wenn man die Geschichte liest, dann kommen einem auch die deutschen Reichsbürger und Selbstverwalter in den Sinn. Dagegen allerdings sind das nur kleine Lichter, die im Vergleich dazu einen Aufstand auf dem Campingplatz proben, wo sie über ihrem Wohnwagen die Flagge der Republik “Free Vacation” hissen und die Stromrechnung prellen. Wo, wenn nicht in den USA, werden solche Ideen größenwahnisnniger Vorstellungen auch tatsächlich eine von vielen möglichen Realitäten – mit Folgen. Dabei reichen die Verbindungen bis ins Weiße Haus. Auch hier sind die Tech-Bros mit ihren faschistoiden Ideen von Allmacht mittenmang (wie wir hier in Hamburg sagen würden).

Die Zukunft ohne Menschen

Nun ist die Vorstellung, dass eine Zukunft ohne Menschen dem Planeten, dem Klima und der Umwelt nicht unbedingt schaden würde, nicht tröstlich, aber doch eine Warnung, was wir als Spezies bereits alles verbockt haben. Die Ideen aus dem Silicon Valley zu dem Thema gehen allerdings in ganz andere Richtungen, haben quasi religiöse Züge mit KI als Gottheit (oder Götzen) und irgendwas mit digital. Wer weiß schon was passiert – aber warum die Tech-Freaks und Gurus aus Californien davon so begeistert sind und was das mit dem jetzt zu tun hat, diskutiert dieser Skeet auf Bluesky.

Silicon Valley is run by people who genuinely think the world as we know it is going to end in the next few decades. Many also WANT this to happen: they WANT the biological world to be replaced by a new digital world. They WANT “posthumans” to take the place of humans. A ?:

— Dr. Émile P. Torres (@xriskology.bsky.social) 25. April 2025 um 21:58

Die neuen Faschisten

Ich bette hier einmal den Skeet von Roland Meyer ein, der die Süddeutsche zitiert mit wie ich finde sehr passenden Analysen, die zu den Post der vergangenen Wochen passen, was die Tech-Millardäre und ihre Agenden angeht.

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Wie dystopisch, aus demokratischer Perspektive, viele der Ideen sind, zeigt das Beispiel der “Freedom-Cities”, welche u.a. von Peter Thiel vorangetrieben wird. Städte ohne Regulierung, ohne Regierung im eigentlichen Sinne, geregelt mit KI – naja, ihr bekommt eine Idee. Hier ein Artikel dazu aus dem Standard: Tech-Milliardäre werben bei Trump für unregulierte “Freedom-Cities

Palantir cont.

Dazu gibt es eigentlich wenig mehr zu sagen, liebe Innenpolitiker und Sicherheitsbehörden

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Authoritarian Surveillance

Die aktuelle Ausgabe von Surveillance & Society widmet sich u.a. dem Schwerpunkt (“Authoritarian Surveillance”. (Vol. 23, No 1, 2025, zu finden unter Dialogue) .

Darin beschäftigen sich u.a. Azadeh Akbari und David Murakami Wood ihrem Beitrag Towards a Critical Political Economy of Surveillance and Digital Authoritarianism mit Elon Musk und seinen Mars-Plänen.

“It is no accident that, for Elon Musk, the immediate utopia is the Mars colony, a project whose technological dependencies and challenges of extreme environments appear to mandate a highly selective society; tight, hierarchical organization; and total social and environmental surveillance as a foundation (cf. Grove 2021). It is also a kind of release: the “final frontier” is an ostensibly guilt-free version of settler-colonialism, a genuine tabula rasa, but one to be built on the backs of people left behind on an Earth in polycrisis. The Mars colony is therefore the speculative apogee of a new totalitarian-colonial vision of total surveillance to be achieved by the alignment of the states with the goals and values of platform corporations.”

Über das Zitat hinaus lesenswert. Es folgen weitere Hinweise auf ähnliche Entwicklungen, u.a. die Ideen der eigenen Städte, der Entstaatlichung von Gesellschaften, Ländern und Gemeinwesen durch superreiche Tech-Bros.