Das Gehirn als Vorhersageinstrument

In dem Artikel “Is the Human Brain a Prediction Machine?” aus der März-Ausgabe des Magazins Reason, ein US-amerkanisches libertäres Journal, werden die Thesen des Philosophen Andy Clark vorgestellt und ein wenig darüber nachgedacht. Der Autor Brian L. Keeley, ebenfalls Philosoph, kann der Idee einiges abgewinnen, insgesamt für ihn eine “aktualisierte Version einer theory of mind.

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Dazu kann ich ehrlicherweise wenig sagen. Ich finde den Vergleich aber umso interessanter, zeigt er doch, und auch Keeley weist darauf hin, wie mit den jeweils in der Geschichte zur einer bestimmten Zeit vorkommenden Technologien auch die Vergleiche mit dem Gehirn variiierten bzw. sich den technischen Gegebenheiten der Zeit entsprachen – in der Vorstellung der Philosophen und Dichter. Von mechanischem Uhrwerk, zu Organismus, zu kybernetischem Netzwerk zur Vorhersagemaschine, der prediction machine. Das ist zeitgemäß und hält bestimmt auch interessante Gedanken zur Philosophie des Geistes und des Bewusstseins bereit. Vor allem aber steht es in guter Tradition, das Gehirn analog zu den uns umgebenden Technologien und ihren Möglichkeiten zu konzeptionalisieren.

Die in der Rezension auch erwähnten Gedanken (aus einem älteren Buch von Clark), welches sich mit der Verbindung des Gehirns und externen Technologien beschäftigt.

Clark and Chalmers think we should consider those phones parts of our minds. A mind, they say, extends into those parts of the world that are regularly and reliably accessible to it.

Die Technologien als Verlängerung des Gehirns, des Menschen, hier die Smartphones. Ein interessanter Gedanke, für den es sich lohnt, Elias Canettis Masse und Macht wieder zu lesen. Die Vermehrungsmeute ist eine Denkfigur, die in ähnlicher Weise die Idee der Verlängerung des Menschen vom körperlichen in die Welt, ins Technische thematisiert. In Bezug zu Überwachung habe ich 2009 dazu mal etwas geschrieben (Überwachung – Begleiterscheinung oder Notwendigkeit von Prozessen der Globalisierung? In: Patillo-Hess John D. & Smole, Mario R. (Hrsg.): Die Globalisierung. Die „hysterische“ Vermehrungsmeute? Wien 2009 (Löcker)).

Zu dem Thema der sich wandelnden Analogien von Gehirn und Technologie findet sich auch etwas in Robert Feustels Buch “Am Anfang war die Information” (2018). Ob also das Gehirn ein Vorhersageinstrument ist oder die Idee nur so charmant, weil uns digitale Technologien, Big Data und Algorithmen ständig vormachen, genau dieses zu können – in die Zukunft zu schauen – muss jeder für sich entscheiden, vielleicht auch mit Hilfe dieser doch nicht so neuen Ideen, was die Analogie selbst betrifft.