Category: Forschung/Theorie

Neue Ausgabe von Surveillance & Society/ cfp

Die neuste Ausgabe von Surveillance & Society: Volume 4.4 ‘Surveillance and Criminal Justice’: Part  2 ist online!

Articles
Gavin Smith -  Exploring Relations between Watchers and Watched in Control(led) Systems: Strategies and Tactics 
Craig Paterson  –  ‘Street-level Surveillance’: Human Agency and the Electronic Monitoring of Offenders
Krista Boa  –  Privacy Outside the Castle: Surveillance Technologies and Reasonable Expectations of Privacy in Canadian Judicial Reasoning

Außerdem gibt es einen neuen cfp.

Gender, Sexuality and Surveillance
http://www.surveillance-and-society.org

Deadline: March 31st 2008.

Ãœberwachung und die aktuelle Diskussion

Zwei interessante Beiträge zur aktuellen Diskussion um Online-Überwachung, Freiheit, Sicherheit, Überwachung usw.

Kai Biermann tritt bei Zeit.de mit der These an “Ãœberwachung macht unsicher” und nimmt sich dabei Schäubles  gesammelte Ideen der letzten Monate und die herrschenden Diskurse innerer Sicherheit an mit eben dem Fazit – zuviel Ãœberwachung und Kontrolle zerstört die Gesellschaft und schützt sie nicht (ist nicht so neu, aber gut und auf den Punkt geschrieben)

Oliver Rehlinger hat in der sehr interessanten Rubrik Druck & Blog beim RBB ein schöne Zusammenfassung um den Präventionsstaat gemacht – zum Anhören und lesen, mit lesenswerten Interviews und ein paar Links.

Deutschland = Ãœberwachungsstaat?

Peter Schaars neues Buch “Das Ende der Privatssphäre” erzählt eigentlich nicht viel neues und gehört bestimmt nicht zu den innovativsten Büchern, er aber zu den publikumswirksamsten Autoren, immerhin ist er Deutschlands oberster Datenschützer. Nun war er gestern in Berlin unterwegs um das Buch vorzustellen und das in einer Diskussion mit Wolfgang Schäuble – was eine Show!

Die Süddeutsche hat bereits gestern (print) das Buch zusammen mit dem von Wolfgang Sofsky rezensiert und der Autor Johan Schloemann findet die Angst vor dem drohenden Ãœberwachungsstaat eine typisch deutsche Sache – dabei irrt er allerdings so manches Mal und argumentiert äußerst billig

Schaar möchte “das Bankgeheimnis – wie in unseren südlichen Nachbarländern – unter gesetzlichen Schutz stellen”. Das heißt: Der Bundesbeauftragte fordert den Schutz von Verbrecherkonten nach bewährtem Schweizer Modell.

…. bringt allerdings auch eine Kritik an, die zumindest diskussionwürdig ist:

Zwei anklagende Bücher über Staat und Ãœberwachung; beide haben überwiegend “den Staat” und nicht die datensammelnde Privatwirtschaft im Blick; und beide schaffen es, auf keiner einzigen Seite, mit keinem einzigen Wort in Erwägung zu ziehen, dass “der Staat” und die Bürger vielleicht auch irgendetwas miteinander gemeinsam haben könnten.

Diese Kritik ist nichts neues – nur im Moment gebärdet sich der Staat halt am lautesten und vermeintlich am vehementesten als Ãœberwachungsakteur – die Privatwirtschaft hält sich im Hintergrund und agiert vereinzelt als Stichwortgeber, wie z.B. der Bitkom, wenn er vor Terror warnt und mehr Videoüberwachung fordert.

Leider verengt sich die Diskussion über Ãœberwachung und Kontrolle in Deutschland, wie hier mal wieder deutlich wird, auf die Themen Datenschutz und Privatsphäre, dabei gäbe es so viel mehr Ansätze, die aber in der breiten Politik und auch in den Medien nur selten vorkommen….

Jeder sein Kartograph – Verortung mit Google Earth

In der Zeit berichtet Christoph Drösser über die zunehmende Kartierung des Netzes oder besser unserer Welt über das Netz mithilfe von digitalen Karten, wie sie u.a. von GoolgeEarth angeboten werden. Ob diese neuen Technologien und Anwendungen die Kartographie revolutionieren werden, kann Drösser nicht klären. Sicher ist aber das es zunehmend unser Bild der Welt ändern wird, weg von (scheinbar) objektiven Karten hin zu den ego-zentrierten Karten der Nutzer. Das Internet erhält eine Gestalt, einen Raum, etwas das über die Bezeichnungen von chat rooms, digitalen Städten oder dem global village schon lange besteht, aber nie zu fassen war.

Der Mensch so Drösser, ist ein ortsgebundenes Wesen. Mit den Karten, die selbst gestaltbar bzw. mit Inhalt füllbar sind, kann, so scheint es, diese letzte Grenze der “wirklichen” Welt zur “virtuellen” eingerissen werden – wenn sie denn je bestanden hat.

Eine Diskussion über Karten und die Wahrnehmung der Welt, über die Macht der Repräsentation und die Überwachung durch Orientierung kann sich hier nahtlos und gewinnbringend anschließen, denn des gibt auch durchaus bedenkenswerte Aspekte dieser Spielerei mit den Karten und digitalen Karten.

Wo ich mich wann aufhalte, ist ein intimes Detail, das sensibler ist als meine Telefonnummer oder meine Gehaltsabrechnung. Wer darf meine Geodaten sehen, und wer schützt mich vor Missbrauch? Viele Nutzer wissen gar nicht, wie gut sich ihre Bewegungen in Raum und Zeit nachverfolgen lassen.

Der Artikel hat noch ein schöne Linksammlung um dem Phänomen näher auf die Spur zu kommen.

Die Sicherheit in den Städten

Das hier ist nicht wirlich eine Ankündigung für die Konferenz/Messe, aber als Aspekt von Forschung ist es doch sehenswert, was es noch so alles gibt. Die Messe Public Private Security am 23/24. Januar 2008 in Hannover, ist eine Show für mehr Sicherheit, auf der auch viele der üblichen Verdächtigen sich gegenseitig bestärken, wie gefährlich alles ist und wie viel schlimmer es noch sein wird. Mittenmang die Industrie, die sich so sehr um unser Wohlergehen sorgt und natürlich ein paar Produkte im Koffer hat…

Sicherheit und Ordnung als wesentlicher Standortfaktor gewinnt für Städte und Gemeinden immer mehr an Bedeutung.
Gemeinsam mit Partnern aus Öffentlicher Hand wie dem Deutschen Städte- und Gemeindebund sowie aus privatem Sicherheitsgewerbe wie dem Bundesverband Deutscher Wach- und Sicherheitsunternehmen schafft die PPS viel Raum zum konkreten Austausch zwischen kommunalen Zielgruppen und privatem Sicherheitsgewerbe.
Der thematische Schwerpunkt der PPS ist die gesamtstaatliche, flexible und effiziente Sicherheitsstruktur, die durch alle Akteure der inneren Sicherheit weiterzuentwickeln ist.

na dann, eine Veranstaltung zur Videoüberwachung wird es auch geben… …. ah ja – die Messe findet zeitgleich mit der Messe Public Infrastructure statt, eine Messehalle weiter, woran sich zeigt, das Ãœberwachung, Kontrolle und Raum ein wichtiger Themenkomplex ist, der auch in der Forschung zunehmend Beachtung findet. Hier bietet sich ein äußerst praktisches Feld für ein paar Betrachtungen.

“Taking a Look at Surveillance Studies”

Die Zeitschrift Contemporary Sociology der American Sociological Association, normalerweise lizenzpflichtig, hat ihren Schwerpunkt zu Surveillance Studies vom März 2007 zur freien Einsicht online gestellt. Das Dossier Taking A Look at Surveillance Studies versammelt Texte von David Lyon, Elia Zureik, John Torpey, David Cunningham und Gary T. Marx über die Methoden, Fragestellungen und Trends im neuen Forschungsfeld. Lesenswert.

Goodbye Privacy – Ars Electronica in Linz

Die Ars Electronica nimmt sich in diesem Jahr dem Thema Ãœberwachung an, Titel: Goodbye Privacy – vor Ort und im Internet. Auf den Webseiten findet sich u.a. das Radiokolleg des ORF “Transparent Society” in vier Teilen. Ein kurzer Blick auf die Seiten und in das Programm lässt auf eine mehr als interessante Veranstaltung hoffen. Es scheint, das das Thema Ãœberwachung in der Kunst mehr Thema ist, als in der Wissenschaft – zumindest dort neue Ansätze und Darstellungsformen für die Betrachtung/Beschäftigung von Kontrolle und Ãœberwachung gefunden werden können. Ich stöber noch ein bisschen und berichte dann…..

Bei DeutschlandRadioKultur gibt es heute Nacht in der Sendung Fazit ein Bericht von der Ars Electronica.

Veranstaltung: Kriminalität und Raum

Am Leipniz-Institut für Länderkunde findet am 14. und 15. September die Tagung “Kriminalität und Raum – das Projekt einer kritischen Kriminalgeographie” statt – und anderem mit einem Vortrag zum Videoüberwachungsprojekt aus Hamburg. Mal sehen, wie so eine Kriminalgeographie aussieht….

Eine „kritische Kriminalgeographie“ stellt sich und muss sich (insbesondere zwei) andere Fragen stellen: Erstens: Welche Bedeutung hat Raum für die Definition/Konstruktion einer Handlung, Person oder Gruppe als deviant/kriminell? Zweitens: Welche Bedeutung haben Devianz/ Kriminalität für die Konstruktion/Produktion von Raum?

Reports: CCTV and Identity Theft

1. ACLU-Report und Wired-Artikel

Under the Watchful Eye, a new report issued by the California ACLU affiliates, examines the justifications for and consequences of this dramatic expansion in government video surveillance of public space at the local level.

2. Report des National Institute of Justice (USA) on Identitiy Theft

Identity theft has become perhaps the defining crime of the information age, with an estimated 9 million or more incidents each year.[1] Publicity regarding severe cases of identity theft in the print and electronic media and portrayal of the risk of identity theft in a number of effective television commercials have raised public awareness about identity theft. Arguably, however, few persons are aware of the complexities of the many issues involved with this crime, which is really a large set of fraudulent activities ranging in size from minor swindles to major crimes using stolen identities. These fraudulent actions are perpetrated by a broad spectrum of offenders, from family members to shadowy, international criminal gangs.

Die neue Vermessung der Welt

Kartographie ist offenbar auf dem Vormarsch. So bringt die ZEIT jede Woche eine neue Karte zu Deutschland heraus (leider habe ich noch nicht herausfinden können, wo alle in einer Ãœbersicht aufgeführt sind) – die letzte zu den 50 reichsten Deutschen. Welch tieferer Sinn dahintersteckt erschließt sich mir noch nicht, gehen doch diese Karten über eine bloße einfach beschreibende Funktion nicht hinaus. Aber auch hier – ein neues Bild der Wirklichkeit, dass sich anzusehen lohnt. Vielleicht sollte man diese Karte einmal mit den Sicherheitsaufkommen in den Städten, den Ausgaben für Sicherheitstechnik o.ä. vergleichen – dann wären wir einen Schritt weiter…

Nun hat die Welt einen Artikel zu Ich-Geografie veröffentlicht – Die neue Vermessung der Welt. Darin geht es um Kartendienste im Internet, mit denen die Nutzer ihre eigenen Karten der Welt (ihre Weltbilder ?!?) machen bzw. darstellen können. Welt wird organisiert, allen mitgeteilt und offensichtlich überwacht. Da die Karten allen zugänglich sind, bildet sich ein sehr buntes Bild der Welt heraus, welches mehr als Atlanten persönliche Bilder der Welt repräsentieren.