Category: RFID

Mit Chip durch den Alltag

Was wäre es doch alles viel einfacher, wenn der Alltag sich uns anpassen würde, z.B. mit einem Chip, der Türen öffnet oder den Kopierer bedient. Den Vorstellungen sind keine Grenzen gesetzt. Schwedische Arbeitnehmer lassen sich Chip implantieren – freiwillig, so berichtet die FAZ (25.2.2015).

Im Zuge der totalen Vernetzung ist dieser Schritt nur folgerichtig. Neu ist das alles nicht. Bereits 2009 testete ein Forscher, wie es sich so lebt mit einem Chip im Körper. Was wie ein hippes Experiment wirkt, hat durchaus Bedeutung für Fragen von Körper und Technologie, Autonomie, Freiheit und Kontrolle.

Mark Gasson hat dazu zumindest ein paar interessante Fragen aufgeworfen. Im Sinne eines Konsum der Überwachung wird deutlich, das die Kontrolle immer subtiler in unseren Alltag eingewebt sind und letztlich mit diesem verschmelzen, inkl. der dazugehörigen Technik.

RFID im Schulterpolster

Schwer zu sagen, ob das tatsächlich unter den Begriff der Überwachung fällt, wenn American-Football-Spieler mit rfid-Chips ausgestattet übers Feld laufen. Es ist eher eine Kontrolle oder Tracking, Monitoring. Auch ist daran zunächst nichts problematisch, nicht zuletzt weil professionelle Sportler ohnehin unter ständiger Beobachtung und Selbstbeobachtng stehen. Ob das ein Problem ist, ist ein anderes Thema.

Die NFL hat auf jeden Fall zur beginnenden Saison einige Spieler damit ausgestattet, (auch bei TechTimes) nicht allein zur Leistungskontrolle, sondern auch um den Zuschauern im Stadion und an den Geräten zu Hause, Antworten auf wichtige Fragen zu liefern – direkt vom Spieler selbst sozusagen.

wir konsumieren die Ãœberwachung…

… nur solange man darüber nachdenkt, dass RFIDs den Konsumenten bei seinen Aktivitäten überwachen, kommen wir nicht darauf, dass wir Ãœberwachung auch konsumieren. Dann heißt sie nicht so, sondern Kundenservice, Bequemlichkeit, Versorgung, Management oder so ähnlich. Ambient Surveillance ist auch hier das Schlüsselwort.

Ein paar Beispiele: Autos bezahlen für ihre FahrerVideoüberwachung und KundenverhaltenRFiD Chips in der Kleidung (alles auch an anderen Stellen im Netz zu finden)

Das ist alles nicht neu, aber es kommt immer öfter, und – davon bin ich überzeugt – immer seltener mit Verweisen auf möglichen Datenschutzprobleme, sondern bald auch als die Art des Services als Feature, als Premium-Care, als tragbares soziales Netzwerk. Der Konsum der Ãœberwachung…. ich denke weiter darüber nach…

RFID: sicher – und geknackt…

Manchmal muss man die Nachrichten im Zusammenhang lesen – und nicht nur auf die Erfolgsmeldungen vertrauen. Auch wenn ich technisch nicht allzuviel davon verstehe, so sieht es doch so aus, dass die Technologie RFID auf durchaus intelligente Weise geknackt wurde. Gleichzeitig bzw. vor und nachher werden die tollen Vorteile der Technik hochgehalten, vor allem wenn es um das Identitätsmanagement geht. “RFID im Blick” berichtet von sicheren Identitäten Fraport setzt auf RFID-Zutrittskontrolle, immerhin ein empfindlicher Bereich, bedenkt man die Sicherheitsdebatten rund um Flughäfen – und dann dieses: Forscher der Ruhr-Universität Bochum knacken RFID-Verschlüsselung. Und das mit einer Methode, die relativ einfach erscheint, preisgünstig ist und durchaus so klingt, als könnte man das nachahmen. Im Zusammenhang machen die euphorischen Verkündigungen der Sicherheitsindustrie gleich viel mehr Spaß!

RFID in der Schule

Die Industriepublikation RFID im Blick hat in der Ausgabe vom 2. August einen Artikel zu RFID Anwendungen in der Schule. Da wird von Chip-gesteuerten Trinkwasseranlagen und Klassenbüchern in Tablet-PC-Form erzählt. Und das die deutschen Lehrer Technik-freundlicher sind als ihr Ruf, nur die Schulen oft so schlecht ausgestattet sind. So weit so gut. Insgesamt wird beklagt, das RFID ein Inseldasein im Schulalltag fristet, was angesichts der foldenden Bemerkung zu den elektronischen Klassenbüchern auch ganz gut zu sein scheint:

Sensoren, Implantate, Fürsorge

Wo die Fürsorge aufhört und die Ãœberwachung anfängt ist oft schwer zu sagen – das Konzept der Ãœberwachung steht seit jeher in diesem Spannungsfeld. Zwei völlig unabhängige Nachrichten bzw. kleine Geschichten aus der Medizin lassen das wieder anschaulich werden. Das man Implantate (im Sinne von Prothesen) von außen erkennen soll, ist sicherlich hilfreich, wenn es um Notfälle geht – aber auch hier lassen sich mit ein wenig Fantasie die “gewanderten Funktionen” weiterdenken.

Ein anderes Projekt mit dem Titel Guardian Angels (NZZ, 1.6.2011) verfolgt ganz andere Ziele – letztlich geht es aber auch hier um die Kontrolle, sogar der Selbstkontrolle und um die eigene Fürsorge

Herr Hierold, was sind die Ziele des Pro jekts «Guardian Angels»?
Wir möchten Konzepte und Technologien für kommunizierende Netzwerke von winzigen Sensoren erforschen, die Personen sehr unauffällig dabei unterstützen, sich selbst und ihre Umgebung besser wahrzunehmen. Eine typische Anwendung liegt im Bereich des Sports: Die Sensoren könnten Blutdruck, Herzschlag und Bewegung messen und dem Träger darüber Feedback geben. Unser Projekt ist aber auch eine Technologieplattform für das Konzept «Zero Power»: Die Sensoren, die Recheneinheiten und die Bauteile für die Datenübertragung sollen so wenig Energie brauchen, dass sie von kleinen «Energiesammlern» mit Energie aus der Umwelt versorgt werden können – aus Bewegungen, Temperaturunterschieden und elektromagnetischer Strahlung, zum Beispiel Licht. Das System soll also ohne externe Energiequellen auskommen.

Was immer man von Doping, den Kontrollen und den durchaus vorhandenen Schwierigkeiten im Hinblick auf die Freiheiten der Sportler hält – hier böten sich aber in der Tat ganz neue Möglichkeiten der Ãœberwachung. Eine Lösung für eine schwieriges Problem – auch weil beim Doping im System Leistungssport nicht immer klar ist, ob es tatsächlich verfolgt oder manchmal auch geduldet wird?

RFID in Schulkindern

Schon etwas älter, aber wenn es stimmt, eine weitere Folge in der Serie “was alles gemacht wird, weil es möglich ist”. Die Frage ist dabei vor allem – ist die Technologie zu verteufeln – also die RFID Chips – oder die Ideen, die hinter diesem Unsinn stehen. Letztere halte ich für wesentlich bedenklicher, da sie zwar mit Technik besser durchgesetzt werden können, aber auch ohne ein Klima der Konformität, Angst und der ständigen Kontrolle erzeugen können: Kalifornien. Schulkinder werden mit RFID-Chips überwacht. (Gulli 11.9.2010)

Diskussion: RFID-Chips: Smart Life oder Big-Brother-Gesellschaft?

– für Kurzentschlossene –

Die Diskussion findet statt am Montag, 28. Juni 2010 um 18 Uhr im Abgeordnetenhaus,
Niederkirchnerstr. 5, 10111 Berlin
Im Anschluss laden wir Sie zu Getränken, Brezeln und Fußball ein.

Befinden wir uns also auf dem Weg in einen Ãœberwachungsstaat? Oder überwiegen die Vorteile? Darüber wollen wir in unserer Reihe “Grün vernetzt – Weitsicht statt Barrieren” diskutieren. Wer möchte, kann seinen oder ihren neuen RFID-Reisepass mitbringen, denn wir haben ein Lesegerät vor Ort, das die Funktionsweise der Technik veranschaulicht.

Auf dem Podium: – Florian Walther, Chaos Computer Club – Rena Tangens, FoeBuD e.V (Verein zur Förderung des
öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs) – Zorah Marie Bauer, Mobile-Art (Medienkünstlerin)
– Metro Group, Pionier-Einsatz mit ‘Future Shop’ – Dr. Hanns-Wilhelm Heibey, Stellvertreter des Berliner
Beauftragten für Datenschutz

Begrüßung:
Volker Ratzmann, Fraktionsvorsitzender

Einführung und Moderation:
Astrid Schneider, Sprecherin für VerbraucherInnenpolitik

Zusammenfassung und Fazit:
Benedikt Lux, Sprecher für Datenschutz

Tragbare Kameras und andere nützliche Kleidung

Die Polizei in Lisburn, Nordirland hat jetzt Kameras bekommen, die am Mann bzw. der Frau getragen wird. Body-cams for Lisburn Police. Die Hoffnungen sind immer die gleichen – es bleibt die Frage, ob im Zweifel das Material nicht mal wieder “unauffindbar” wird – wenn das Aufgezeichnete kein gutes Licht auf die Polizei werfen würde

Chief Inspector Moore said that by wearing the cameras, it is hoped to deter people from committing crime in the first place but will also be an effective tool to bring the scene of an incident into the courtroom. He said courts will be able see and hear the incident through the eyes and ears of the officer at the scene to help provide an accurate account of the actions of the accused.

Davon einmal abgesehen setzt sich damit ein Trend fort, der als unbiquitous computing bereits seit einiger Zeit seine Schatten wirft. DEr Mensch nicht nur als Nutzer sondern Träger und direkter Bestandteil von Computern und ihren Netzwerken. So gibt es auf RFID-Basis eine Jacke die den Arbeiten bei ihren Tätigkeiten helfen soll (dradio.de, 18.7.2009). Die Uni Bremen ist hier mit der Entwicklung beschäftigt.

“In erster Linie geht es um die Ortung der Fahrzeuge”, erläutert Damian Mrugala vom IMSAS (…..) Die Fahrzeuge werden bereits nach der Fertigung mit passiven RFID-Tags versehen, auf denen sämtliche Fahrzeug- und Transportinformationen gespeichert sind. Am Terminal des Lagerverwaltungsgeländes werden diese mit einem RFID-Lesegerät identifiziert. Zukünftig sollen die Hafenarbeiter Jacken tragen, die mit einem Reader ausgestattet sind. Jedes Fahrzeug wird vom Personal an eine bestimmte Stellplatzfläche befördert. Ãœber ein Kommunikationsmodul wird via GPRS-Technologie eine Datenübertragung zu einem Softwareagenten auf einer Hauptrecheneinheit ermöglicht, der Arbeitsaufträge verwaltet und der Jacke neue Aufträge mitteilt….. (RFID im Blick, 29.7.2009)

Das klingt plausibel, aber ich kann mir in beiden Fällen eine Menge offener Fragen aus gesellschaftswissenschaftlicher Sicht vorstellen…. nicht zuletzt arbeitsrechtliche Ãœberlegungen der Ãœberwachung am Arbeitsplatz, der Datensicherheit und im Falle der Polzei, des Rechtes am eigenen Bild, denn die Kamera filmt ja alles, was der Polizist sieht, auch was gar nicht relevant für seine Arbeit ist – allerdings ist das Verständnis dafür im Vereinigten Königreich ein anderes als hierzulande…

Naturschutz mit RFID

Bienen als Umweltdetektive – ausgerüstet mit RFID-Chips, die die Umwelt nach Schadstoffen absuchen sollen. Nun sind Insekten und andere Tiere schon immer ganz gute Indikatoren für Veränderungen in der Natur – aber in diesem Fall gibt es eine neue und nicht uninteressante Verbindung von Lebewesen und Mini-Robotern.

Worum geht es in dem neuen Projekt? Vor allem wird der Fleiß der Bienen ausgenutzt. „Jedes Bienenvolk benötigt etliche Quadratkilometer Platz für sich”, erklärt Professor Tautz. Auf diesem Gebiet besuchen die Tiere jede Blüte. Auf dem Rückweg klebt Blütenstaub an ihnen. Um den abzustreifen, haben die Forscher am Einflugloch des Bienenstocks eine Röhre mit Bürsten angebracht. Der Staub wird dann automatisch auf seine Zusammensetzung analysiert. So können Hinweise auf Giftstoffe entdeckt werden – die Biene wird zum Umweltdetektiv. Doch woher weiß man, welcher Teil der großen Wiese betroffen ist?

Überwachung muss ja nicht immer nur im Kontrollwahn enden, oder welche Konsequenzen lassen sich hieraus lesen. Der Begriff Überwachung ist wie so oft zu allgemein und oft unzutreffend für die zu beschreibenden Phänomene, z.B. im Bereich von Naturüberwachung und bei solcher und ähnlcher Forschung.