Category: Datenschutz

Radio: Datenkauf und Fingerabdrücke

Auf BBC Radio gibt es zwei interessante Beiträge zu den Themen Verkauf von Daten sowie eine Untersuchung von Fingerabdrücken.

Das Programm zu den Daten bringt nicht so viel Neues (Start bei ca. 13:45), ist aber interssant zu hören.

Die Sendung zu den Fingerabdrücken wagt einen historisch-kritischen Blick auf die Technik, die mittlerweile gut 100 Jahr alt und in Gebrauch ist. Die Frage der Sendung ist: Sind Fingerabdrücke wirlich so einmalig und wertvoll wie immer behauptet wird.

Anwesenheitskontrolle bei Medizinern in Münster

Ich wusste es ja immer schon, dass meine Almer mater zu den fortschrittlichsten gehörte – und nun bestätigt sich das mal wieder. Seit einem Jahr prüft die medizinische Fakultät die Anwesenheit ihrer Studierenden per Chipkarte ( aus: Westfalen heute). Ich fand die Nachricht in einem kleinen Unimagazin. Eine Recherche ergab, dass es kaum negatives darüber im Netz gab, keine Kritik wegen möglichem Datenfraß oder gefährdetem Datenschutz. Das System heipt ELAn und wird durchaus positik besprochen. Eines der Hauptargumente ist, dass die Karte für mehr Flexibilität im verschulten Studium der Medizin sorgt – Mehr Freitheit für den Stundenplan.

In der Münsterschen Zeitung gibt es einen Artikel, in dem wenigstens das Wort “1984” einmal vorkommt – aber nur um es gleich zu entkräften, denn der Datenschutz sei besonders streng, so die Fakultät in dem Bericht.

Ich selbst kann weder das Medizinstudium beurteilen, noch weiß ich mehr über diese Karte – es sollte mich aber wundern, wenn alles so harmlos und einfach ist, wie es dort geschildert wird. Und das Argument, es helfe doch den Studierenden und auch den Dozenten, mag richtig sein. Nicht alles was Kontrolle und Ãœberwachung ist, ist die Erfindung böser Mächte, sondern manchmal schlicht den Verwaltungsanforderungen von Behörden (hier: Uni und Studium) oder den Ideen von Unternehmen geschuldet. Ein genauer Blick darauf sollte sich dennoch lohnen. Wenn also jemand etwas mehr weiß – nur raus damit.

nochmal: Falsch-Positive

Erst kürzlich habe ich hier ein paar Bemerkungen zu den Falsch-Positiven beim Profiling an Flughäfen geschrieben. Nun eine kleine Ergänzung: Ein Artikel im Economist Clever hounds (15.2.2010) berichtet von einem Experiment des menschlichen Einflusses auf die Ergebnisse von Drogensuchhunden – der offenbar groß ist. Das Ergebnis sind Falsch-Positive. Das Experiment ist interessant und wissenschaftlich veröffentlicht (-> Animal Cognition). Das Ergebnis und die Konsequenzen werden offen gehalten – was wohl auch vernünftig ist.

How much that matters in the real world is unclear. But it might. If a handler, for example, unconsciously “profiled” people being sniffed by a drug- or explosive-detecting dog at an airport, false positives could abound. That is not only bad for innocent travellers, but might distract the team from catching the guilty. Handlers’ expectations may be stopping sniffer dogs doing their jobs properly.

Sechs Monate im Leben des Malte S.

Totaltransparenz im Dienste des Datenschutzes: Um einmal anschaulich zu machen, welche Einblicke die Vorratdsdatenspeicherung in das Leben, Handeln und Herumreisen einer konkreten Person ermöglicht, hat der Grünen-Politiker Malte Spitz seine Vorratsdaten aus dem Zeitraum August 2009 bis Februar 2010 veröffentlicht. Die ZEIT hat die Daten in einer interaktiven Grafik aufbereitet.

Widerstand gegen UK Zensus

Der Guardian hat eine Geschichte zum Widerstand gegen den Britischen Zensus, der in den nächsten Woche stattfinden wird. Boycott the UK census over links to Lockheed Martin, protesters say (19.2.2011). Der Grund liegt u.a. darin, dass an der Erhebung die Rüstungsfirma Lockheed beteiligt ist.

The really worrying thing is the fact that the information being collected in the next census – including new questions on sources of income and place of birth [to help monitor immigration] – would be ideal fodder for the kind of anti-terror analyses being carried out by Lockheed, and could lead to a faraway database identifying thousands of us as potential ‘threats’.”

Wie sieht die kommerzielle Auswertung unserer Zensusdaten (Microzenus, Volkszählung) durch private Firmen bei uns eigentlich aus?  Ist das kontrollierbar?

Vorträge auf dem CCC Kongress

Ich wurde auf zwei zu diesem Blog passende Vorträge auf dem diesjährigen CCC Kongress aufmerksam gemacht. Und da es live-streams gibt, will ich diese vielleicht interessanten Präsentationen hier nicht vorenthalten. Grundsätzlich neu hört sich das nicht an, aber eine weitere Perspektive ist immer gut. Vielleicht kann jemand berichten, der dabei war oder es gesehen hat – ich bin mir nicht sicher, ob ich es live schaffe.

2010-12-29, Saal 2, 12:30, 60′ (Vorratsdatenspeicherung)
Terrorists Win – Exploiting Telecommunications Data Retention? Telecommunications data retention (TDR) has become a reality in most  Western countries. Protagonists claim that the collection of massive amounts of data on the communication behavior of all individuals within a country would enable law enforcement agencies to exploit  patterns in the stored data to uncover connections between suspects.  (…)

2010-12-29, Saal 2, 18:30, 60′ (Videoüberwachung)
INDECT – an EU-Surveillance Project
The acronym stands for Intelligent Information System Supporting  Observation, Searching and Detection for Security of Citizens in  Urban Environment. A total of 17 partners in nine member states are  developing an infrastructure for linking existing surveillance  technologies to form one mighty instrument for controlling the people. They are laying the foundation of a European police state,  since INDECT’s results serve to increase the effectiveness of police operation on the national and European level. INDECT is funded under the European Commission’s Seventh Framework Programme (FP7), the  security-related research of which provides € 1.4 billion Euro for  more than 60 partly interlaced projects. (…)

Die Vorträge werden direkt übertragen (und zu einem unbestimmten Zeitpunkt auch als Aufnahme zur Verfügung gestellt). Die Links zu den Live-Stream finden sich in der Dokumentation:

dradio: Indect & co

Ob Computer  immer mehr von Bilder, Daten und Zusammenhängen verstehen ist auch in der Forschung fraglich. Das Projekt Indect meint ja und entwirft mit viel Geld eine beänstigende Ãœberwachungsmaschine. Dradio fragt noch einmal nach und stellt auch andere Projekte rund um den Computer und das Thema Daten vor – in der Sendung Breitband vom 27.11.2010: Indect, Kinect, Datablog, Internet-Eyes und Witch-House

Update: Surveillance Society Report

Zum Bericht, den das Surveillance Studies Network (SSN) 2006 für den britischen Information commissioner verfasst hat, gibt es nun ein Update: Information Commissioner’s report to Parliament on the state of surveillance. Wenig überraschend: Überwachungsmaßnahmen haben seit 2006 in Qualität, Ausmaß und Reichweite massiv zugenommen. Interessanterweise kommt der Bericht auch zu dem Schluss, dass die Diskussion sich selbst im Weg steht:

The report notes that since 2006 visual, covert, database and other forms of surveillance have proceeded apace and that it has been a challenge for regulators who often have limited powers at their disposal, to keep up. […]  The report observes that the quality of debate surrounding developments is hampering proper consideration. Anticipating and controlling new developments is a constant challenge.

Kommentare vom Guardian und von David Wood.