Category: Internet

Meine Privatsphäre ist auch deine

Die New York Times fragt in einem sehr guten Bericht nach der Kollektivität von Privatsphäre – denn was jemand über mich weiß, dass weiß er auch über andere, wann und wo, mit wem und warum ich mich dort oder hier oder anderswo aufgehalten habe – vorrausgesetzt ich geben ihm bestimmte Einblicke in meine Leben – und das meiner Freunde, Partner, Verwandten oder auch nur zufälligen Bekanntschaften und Kontakten. Manches holen sich die Data-Mining-Agenten auch selbst….

You’re Leaving a Digital Trail. What About Privacy?

Propelled by new technologies and the Internet’s steady incursion into every nook and cranny of life, collective intelligence offers powerful capabilities, from improving the efficiency of advertising to giving community groups new ways to organize.

But even its practitioners acknowledge that, if misused, collective intelligence tools could create an Orwellian future on a level Big Brother could only dream of.

(Danke an Elia Zureik für den Hinweis)

Privatsphäre in Social Networks

Eine interessante Studie des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie ist erschienen: Privatsphärenschutz in Soziale-Netzwerke-Plattformen. Das Fazit aus der Sicht der Userinnen und User: ernüchternd. Ein Beispiel: Teilweise waren Daten wohl auch dann von außen einsehbar, obwohl dies so nicht von den Plattformbetreibern vorgesehen war. Der Ratgeber führt zahlreiche passende, aber auch manchmal nicht mehr ganz so neue Tipps auf. Trotzdem ist die Studie auf jeden Fall einen Download wert.

Google verkürzt die Haltedauer von IP-Daten

Statt 18 bis 24 Monaten gibts nun nur noch neun: Google verkürzt die Haltedauer der IPs bei Suchanfragen auf neun Monate. Dies ist nicht nur deshalb interessant, weil Google freilich selber Zugriff auf die Daten hat, sondern weil sie auch Unternehmen im Rahmen von Rechtsstreitigkeiten in die Finger fallen können:

In yesterday’s announcement, Google acknowledged that “privacy leaders also highlighted the risks of litigants using court-ordered discovery to gain access to logs, as in the recent Viacom suit.”

Die Verkürzung der Speicherfrist ist somit ein wichtiger Schritt in Richtung einer ausgewogenen Balance zwischen Nutzer- und Firmeninteressen.

Die Evolution des Internet

Es ist kein richtiger Eintrag zum Thema Ãœberwachung, aber das Internet ist ja eines der Instrumente – neben vielem anderen, das es auch ist – über das Ãœberwachung stattfindet, welches überwacht wird und welches als ein wichtiger Teil der suveillant assemblage gehört. Darum hier ein Verweis auf eine Seite, die sich mit der Geschichte des Internets beschäftigt: “NSF and the Birth of the Internet” – mit Filmen, Animationen und einem schönen Ãœberblick über die Entwicklungsgeschichte des Mediums, das unsere Welt nachhaltig verändert hat.

In diesem Zusammenhang ist auch ein Artikel von Vinton Cerf interessant, der über die letzte Dekade des Internet schreibt. Cerf ist einer der “Väter” des Internet und seit 2005 für Google aktiv. Das Internet und Ãœberwachung – mit Google schließt sich auch dieser Kreis, steht das Unternehmen und seine vielfachen Anwendungen doch auch in der Kritik, zuviel Informationen in einer Hand zu sammeln, zuletzt mit seiner durchaus fragwürdigen Anwendung Google Health.

Sozialkontrolle per Internet

Nun muss ich nicht mal mehr aufstehen um mich über meinen neuen Nachbarn oder die Kindergärtnerin meiner Tochter zu informieren – ich muss sie aber auch nicht fragen, noch kennenlernen, will ich ihre dunklen Geheimnisse erfahren- Criminal Searches hilft dabei, zuminedest in den USA. Sicher ist Kontrolle manchmal besser, bevor etwas passiert ist, aber diese Webseite scheint mir etwas über die Strenge zu schlagen. Alles Vertrauen wird über Bord geworfen, jeder ersteinmal verdächtigt, es wird in Vergangenheiten gewühlt, die vielleicht nichts mit der Person zu tun haben, Verwechelungen können vorkommen – und sicher auch mal ein Volltreffer, der jemanden schützt.

Die Frage nach dem Datenschutz, der letztlich für alle fast immer in gleicher Weise gelten sollte, stellen sich hier zuhauf. Der Wert von Vertrauen wird hiermit fast vollständig abgeschafft, fast hysterische Risikominimierung ist Trumpf. Und noch rümpfen wir die Nase, aber der Wunsch nach so etwas existiert auch hierzulande, weil – und das weiß man doch – die meisten Menschen etwas zu verbergen haben. Und genau das will ich wissen. Auch Nichtwissen kann manchmal das Leben erträglicher machen und eine pPäventivwirkung entfalten, die soziales Leben überhaupt erst möglich macht (siehe auch Heinrich Popitz “Ãœber die Präventivwirkung des Nichtwissens”, in Soziale Normen, FfM, 2006)

Blown to Bits: Your Life, Liberty, and Happiness After the Digital Explosion

Ein spannender Buchtipp: Blown to Bits von Hal Abelson, Ken Ledeen und Harry Lewis. Man braucht eine ganze Weile, um sich allein durch die Vorschußlorbeeren zu arbeiten, deshalb hier nur zwei Empfehlungen, die deutlich machen, worum es in dem Buch geht…

“Can you control who sees all that personal information about you? Can email be truly confidential, when nothing seems to be private? Shouldn’t the Internet be censored the way radio and TV are? Is it really a federal crime to download music? When you use Google or Yahoo! to search for something, how do they decide which sites to show you? Do you still have free speech in the digital world? Do you have a voice in shaping government or corporate policies about any of this?”

…und wie es Experten bewerten:

“There is no simpler or clearer statement of the radical change that digital technologies will bring, nor any book that better prepares one for thinking about the next steps.”

Lawrence Lessig, Stanford Law School and Author of Code and Other Laws of Cyberspace

Quelle: Amazon

Fazit: sehr empfehlenswert.

Resource zu Polizei und andere Sicherheitsorgane

Cop2Cop ist ein unabhängiges Weblog zu Polizei, Feuerwehr, Justiz und anderen Sicherheitsorganen. In eigenen Worten

Cop2cop ist ein in Deutschland einmaliges unabhängiges Internetprojekt. Bei uns gibt es die neuesten Meldungen zu allen Themen der Inneren Sicherheit. Cop2cop sammelt, sichtet und veröffentlicht Informationen über Polizei, Justiz, Feuerwehr und private Sicherheitsunternehmen.

Mehr und genaueres ist leider nicht zu finden. Aber auch einiges zu Videoüberwachung, neben vielen anderen Themen. Leider wird auch dort nur wiedergekäut, was wir aus Tagespresse und somit aus den Verlautbahrungen von Politikern bereits kennen. So etwas zu Kameras in Hessen. Darin auch die schöne Bemerkung, dass Hessen das erste Bundesland war, in dem Kameras im öffentlichen Raum installiert worden sind. War das nicht 1996 bereits in Leipzig der Fall? Bitte korrigiert mich.

Worauf die vielen Schlüsse basieren, die in dem Artikel zum Besten gegeben werden, bleibt ein weiteres Mal offen. Vor allem scheint eine oder mehrere Drogenszenen verscheucht worden sein, ansonsten ist die Ausbeutung eher mager und sicherlich nicht das, was eine derartiges Feiern von Erfolgen rechtfertigt.

Eine kritische Betrachtung dieses “unabhängigen Blogs” ist bestimmt reizvoll.

Google Health und Datenschutz

DeutschlandRadio Kultur hat zum Thema Gesundheitsdaten und Google Health ein Interview mit Alexander Dix, Datenschutzbeauftragter von Berlin, geführt, das hier nachzuhören ist:

Datenschützer Dix: Patientendaten bei Google-Health nicht sicher.

Ob allerdings eine katastrophale Technologie wie Google dafür herhalten muss, um  andere bedenkenwerte Technologien in einem besseren Licht erscheinen zu lassen, finde ich diskussionswürdig.

Die bei “Google Health” vorgesehene Speicherung von Krankendaten berge die Gefahr, dass der einzelne Patient “letztlich die Kontrolle” über seine Daten verliere. Zum einen würden täglich “immer intelligentere Angriffe” auf Netzanbieter “gefahren”, zum anderen sei Google nach amerikanischem Recht verpflichtet, Behörden oder auch Prozessgegnern seine Dateien offen zu legen – so dass etwa Arbeitgeber oder Versicherungskonzerne Informationen über Gesundheitsrisiken von Mitarbeitern oder Versicherten erhalten könnten.

Die elektronische Gesundheitskarte in Deutschland sei “die bessere Variante”, da sie sehr klare Datenschutzbestimmungen enthalte, “die in den USA vollkommen fehlen”. (dradio, 8.7.2008)