Category: Forschung/Theorie

Eine Vollsimulation mit Schwedens Bevölkerung

Ich glaube man kann geteilter Meinung zu diesem Experiment sein, welches eine Menge Daten nutzt um Simulationen durchzuführen, die auch der Basis der gesamten schwedischen Bevölkerung basiert, sofern sie statistisch erfasst ist. MicroSim: Modeling the Swedish Population. (zum runterladen)

Es gibt dazu einen Koimmentar in einem Blog der wohl wohl zu dem Archiv an der Cornell University gehört, wo der Artikel erschienen ist, der sich eher kritisch zu dem Verfahren und der Idee insgesamt äußert. Die Frage ist, wie so ein Steuerungsinstrument noch genutzt werden kann und auf welche Ideen man mit diesen und anderen Daten noch kommt. Und wann die Simulation der Wirklichkeit vorausgreift bzw. diese dann zum Standard erhoben wird – social engeneering einmal anders und viel perfekter.

Terrorabwehr und Datenschutz – eine Studie

Die Studie ist zwar schon von letztem Herbst, aber bestimmt immer noch frisch genug, um sich damit zu beschäftigen.

Protecting Individual Privacy in the Struggle against Terrorism: A Framework for Program Assessment der National Acedemy of Science in den USA.

This report, issued in October, 2008, examines data mining and behavioral surveillance and the privacy issues that these technologies raise, and provides policy makers with a systematic framework for assessing any information-based government program according to its utility, its compliance with existing law and American values, and its impact on privacy.

“Hab’ nichts zu verbergen” ist kein Argument

Der Aufsatz “I’ve Got Nothing to Hide’ and Other Misunderstandings of Privacy” von Daniel J. Solove
(George Washington University Law School) untersucht dezidiert, warum das Argument unsinnig und falsch ist.

In this short essay, written for a symposium in the San Diego Law Review, Professor Daniel Solove examines the nothing to hide argument. When asked about government surveillance and data mining, many people respond by declaring: “I’ve got nothing to hide.” According to the nothing to hide argument, there is no threat to privacy unless the government uncovers unlawful activity, in which case a person has no legitimate justification to claim that it remain private. The nothing to hide argument and its variants are quite prevalent, and thus are worth addressing. In this essay, Solove critiques the nothing to hide argument and exposes its faulty underpinnings.

(Danke an Christian für den Tipp)

Neue Ausgabe von “Surveillance & Society”

Der Relaunch ist vollbracht: Die neugestaltete Ausgabe von “Surveillance & Society” ist online. Revisiting Video Surveillance

not only revisits one of the key contemporary technologies of surveillance, CCTV, by placing it in deeper historical context, but also reconsiders the past, present and future of Surveillance Studies. There are also 15 reviews of recent books in the area of surveillance

Ãœberveillance – muss das sein?

In Australien steht der Begriff Uberveillance zur Auswahl zum Wort des Jahres.

noun. an omnipresent electronic surveillance facilitated by technology that makes it possible to embed surveillance devices in the human body. Also, überveillance

Drs Michael and Michael had been researching the trajectory of ‘beneath-the-skin’ surveillance technologies that could identify and locate individuals.
The duo said the word simply ‘came out’ in a moment of inspiration, when Michael was searching for words to describe the embedded technologies. They said the term “surveillance” didn’t describe the full extent of the technological capabilities available today.
“Michael could find no other term but to bring together the German prefix “über” with the French root word “veiller” to describe the exaggerated surveillance conducted by governments in the name of national security,” Dr Katina Michael said.

Ich frage mich, ob es wirklich eines so komischen Wortes bedarf, um zu beschreiben worum es sich handelt. Denn auch das französische Prefix “sur” heißt “über”, veiller kommt von lateinisch vigilare = wachen. Ist das nur ein Hype oder kann man damit in der Forschung wirklich besser arbeiten – auch wenn der Begriff surveillance / deutsch: Ãœberwachung längst nicht alle Phänomene adäquat beschreibt, die darunter gefasst werden. Es wird nicht besser mit “überveillance”, oder doch?

Steter Tropfen höhlt den Stein

Selbstverständlich darf auch an dieser Stelle ein Hinweis auf die Studie “Enhancing Child Safety and Online Technologies” der Internet Safety Technical Task Force nicht fehlen. Sie wird derzeit fleißig diskutiert, denn in Sachen Jugendschutz und Internet (bzw. Digitalisierung) gibt es erneut ein Fazit, welches Wissenschaftler freut (wenngleich auch nicht sonderlich überrascht) und zahlreiche Politiker ärgert: Technische (Zensur-)Maßnahmen allein reichen nicht. Stattdessen ist Medienkompetenz gefragt. Auch wenn wir das schon Dutzende Male in Seminaren, Vorträgen und Papers propagiert haben, so kann es nicht schaden, nochmals darauf hinzuweisen. Daß einige hartgesottene Politiker sich aufgrund solcher Studien jedoch von ihren “einfachen Lösungen” lösen werden, darf bezweifelt werden. Aber so ist das nunmal mit der Digitalisierung: Einfache Lösungen sind selten.

Buch: The privacy advocates

Das ist bestimmt einen Blick wert:

Colin J. Bennett: The Privacy Advocates. Resisting the Spread of Surveillance, MIT Press, Cambridge 2008

Today, personal information is captured, processed, and disseminated in a bewildering variety of ways, and through increasingly sophisticated, miniaturized, and distributed technologies: identity cards, biometrics, video surveillance, the use of cookies and spyware by Websites, data mining and profiling, and many others. In The Privacy Advocates, Colin Bennett analyzes the people and groups around the world who have risen to challenge the most intrusive surveillance practices by both government and corporations. Bennett describes a network of self-identified privacy advocates who have emerged from civil society – without official sanction and with few resources, but surprisingly influential.

Weitere Infos zu Buch und Autor

Call for Papers: Kultur – Technik – Ãœberwachung

Kultur – Technik – Ãœberwachung
Alltagspraktiken und Ãœberwachung – Ãœberwachungspraxen im Alltag

Eine Tagung am Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie der Universität Hamburg,
Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung

Zeit: 9. und 10. Oktober 2009

Mehr Informationen gibt es auf den Seiten des Projektes Kultur(kontroll)technologien.

Konferenz: Prosumer Revisited

Ende März findet in Frankfurt die Tagung Prosumer revisited statt. Die von Ebay geförderte Konferenz bietet eine interessante Mischung aus Marktforschung, Forschung zu Marktforschung und sozialwissenschaftlichen Ansätzen, die sich rund um das Phänomen des Prosumers – auch des Produsers (Bruns) – drehen. Ich bin mit einem Vortrag zu Konsum und Ãœberwachung dabei.

Ein Bericht wird es also im April geben. Viel zu Ãœberwachung ist nicht dabei – aber unter diesem Aspekt ist auch die Marktingforschung usw. interessant.

25c3 – Nothing to Hide – aber eine Menge zu verlieren

Danke an Marco für die Eindrücke vom CCC Kongress. Die vorgestellten Thesen sind in der Tat etwas, dass meinen Kommentar herausfordert. Schwierig ist, dass ich den Vortrag nicht gehört habe und endgültig wohl warten muss, bis er online verfügbar ist, dennoch hier ein paar Bemerkungen.

Zum einen sind die Thesen so neu nun auch wieder nicht. Und der Privacy-Aktivist John Gilmore hat es in seiner Eröffnungsrede ja auch gesagt – es sind die Thesen von David Brins Transparent Society, die dieser bereits vor 10 Jahren aufgestellt hat. Ein schwieriges Buch. Der Ansatz ist klasse – mehr Transparenz. Wenn der Staat von uns so viel erfahren will, dann soll er im Gegenzug auch von sich alles preisgeben. Der Schluss dann alles öffentlich und einsehbar zu machen ist allerdings falsch, bestenfalls problematisch – denn diese Gleichung kann es zwischen dem Staat und seinen Bürgern nicht geben. Der Staat darf diese Rechte nicht von seinem Bürger einfordern, während der Bürger sehr wohl auf ein mehr an Transparenz Anspruch haben sollte.

Die totale Offenheit, die in den Thesen mitschwingt, ist der Tod von Gesellschaft – ein Blick in Heinrich Popitz’ “Ãœber die Präventivwirkung des Nichtwissens” ist da hilfreich und sehr lohnend (in ders. Soziale Normen, FfM 2006).