Category: Forschung/Theorie

Ãœberwachung und Doping

Eines der perfektesten staatlichen Ãœberwachungssysteme hat zweifelsohne in der DDR bestanden – die Verbindungen zum Sport waren dabei mehr als eng, wie der Sporthistoriker Giselher Spitzer meint (tagesschau.de). Ãœberhaupt sollte die DDR auch unter Ãœberwachungsaspekten untersucht werden – denn für die Forschung auch in Bezug auf andere Systeme gibt es dort eine Menge zu erforschen und zu lernen. Ein Buchtipp dazu ist: Stasiland von Anna Funder.

Weitere Informationen zur Stasi beim BStU.

Die Geschichte der Autobombe

Nur am Rande hat die Autobombe etwas mit Ãœberwachung zu tun – der Artikel ist aber so interessant das ich ihn weiter verbreiten will… nicht zuletzt haben die Autobomben der IRA in den 80er und 90er Jahren dafür gesorgt, dass in London Videokameras zur städtiischen Raumüberwachung im damaligen Anti-Terrorkampf installiert worden sind…. heute heißt der Feind Islam und die Bomben sind auch schon wieder hochgegangen…. (z.B. am 7.7.2005 in London).

Mike Davis (City of Quartz, Ökologie der Angst u.a., Ãœber Davis bei Wikipedia) hat auf tomdispatch.com eine kritische Geschichte der Autobombe geschrieben, die sich aus verschiedenen Gründen lohnt zu lesen… die Anknüpfungspunkte sind zahlreich… auch für die Ãœberwachungsforschung… denn letztlich ist die Autobombe – die Bombe des kleinen Mannes – fast nicht zu verhindern… schon gar nicht durch Kameras…
Teil 1 “The poor man’s airforce”
Teil 2 “Return to Sender”

Auf Deutsch ist der Artikel in LETTRE erschienen (Auszüge online)

85 Jahre nach jenem ersten Massaker an der Wall Street sind Autobomben auf der Welt fast so allgegenwärtig wie iPods und Aids. Von Bogotá bis Bali reißen sie tiefe Krater in die Straßen der Großstädte. Inzwischen sind auch die Selbstmordattentate mit Autobomben kein unverwechselbares Markenzeichen der Hisbollah mehr, sondern längst auch für Sri Lanka, Tschetschenien, Rußland, die Türkei, Ägypten, Kuwait und Indonesien lizensiert. In jeder statistischen Darstellung des urbanen Terrorismus steigt die Kurve der Autobomben sehr stark – beinahe exponentiell – an. Der Irak hat sich unter amerikanischer Besatzung zu einer wahren Hölle des Autobombenkrieges entwickelt.

als aktuelle Fußnote dazu – Anschlagsserie in Thailand
Fast hundert Bomben und Brandsätze in einer Nacht
bei tagesschau.de

und fast täglich im Irak. Anschlag im Zentrum von Bagdad bei tagesschau.de

Auch in Bagdad verübten Aufständische gestern einen Anschlag. Vor einer Bank explodierte eine Autobombe, als sich im Gebäude Sicherheitskräfte ihr Gehalt auszahlen ließen. 14 Menschen starben, darunter acht Zivilisten.

Karten und unsere Welt

Das Karten seit je her Dokumente der Macht sind, um die es Streit, ja sogar Kriege gegeben hat, ist nichts neues – daher wundert es auch nicht, wenn sich Unternehmen wie Monsanto dagegen wehren, dass ihre Testfelder mit genmanipuliertem Getreide über Google Map für jedermann einsehbar sind: Google Map mit GMO-Feldern unerwünscht.

Greenpeace Frankreich darf nach einem Urteil eines französischen Gerichts vom Mittwoch auf einer Website mithilfe von Google Map nicht die Lage von Feldern der Öffentlichkeit bekannt machen, auf denen genveränderter Mais von Monsanto angebaut wird. Nach Ansicht der französischen Regierung hat die Öffentlichkeit keinen Anspruch auf Information über die Lage der Felder.

Dazu passt auch mein Artikel zum Mapping allgemein, der ebenfalls bei Telepolis erschienen ist…. Mit Karten die Welt(en) verstehen

23190_2.jpg
Bild: SASI Group

Cultural Surveillance

Das Journal Cultural Studies hat in seiner neuesten Ausgabe (September 2006, vol. 20) einen Schwerpunkt zu Ãœberwachung… u.a. mit Beiträgen zu…

INTRODUCTION: Toward an analytic of governmental experiments in these times:
homeland security as the new social security – James Hay, Mark Andrejevic
DESIGNING HOMES TO BE THE FIRST LINE OF DEFENSE: Safe households, mobilization,
and the new mobile privatization – James Hay
BECOMING BOMBS: MOBILIZING MOBILITY IN THE WAR OF TERROR – Jeremy Packer
WATCHING OURSELVES: Video surveillance, urban space and self-responsibilization – Bilge Yesil
SURVIVING THE INEVITABLE FUTURE: Preemption in an age of faulty intelligence – Greg Elmer, Andy Opel

Surveillance studies at ISA World Congress

On Tuesday and Wednesday the adhoc-session on Surveillance, Security and social sorting at the Sociology World Congress in Durban was being held. 12 papers were presented that had shown the wide range of surveillance studies and importance in many fields of the sciences and in society as such. Instead of dwelling on each individual paper I will try to give you an impression of the threads that ran through both of the sessions and highlight some aspects in particular.
The session was kicked off by David Lyon asking the speakers to watch out for commonalities throughout the papers – giving a working definition of surveillance that indeed the talks were able to follow

Surveillance should be seen as the routine and systematic attention/checking of personal data (through screening, recording etc.) for the purpose of control, management, entitlement, influence, access etc.

This is a loose quote of what he said – but something scholars of surveillance phenomena should debate and refine when discussing surveillance issues. Now to the papers…..

Kongress in Durban, Südafrika

Liebe Blog-Leser,

es ist Sommer und da verreist man schon mal… so auch ich und zwar zum XVI ISA World Congress of Sociology nach Durban. Teil des Kongresses ist u.a. eine adhoc-Gruppe von David Lyon zu Surveillance, Security and Social Sorting. Ich werde versuchen von dort hier zu berichten. Eingeladen dieses zu tun habe ich auch andere Teilnehmer der Session – daher wird die Berichterstattung dieses Mal in Englisch stattfinden… auch um die internationale Surveillance Studies Gemeinde mit einzubinden. Ich bitte um Verständnis für diesen Versuch.

Ich werde versuchen Photos zu posten – auch von den Ãœberwachungstouren, die wir dort machen… die Stadt, das Casino… einiges ist geplant.

einen schönen Sommer und am 1. August geht es dann wie gewohnt weiter..

beste Grüße

nilz

Beobachtet werden verführt zur Wahrheit

Eine Studie der Universität Newcastle hat in einem Experiment (BBC Online) getestet, welchen Konformitätsdruck bestimmte Bilder erzeugen. Augen und Kameras suggerieren offensichtlich eine Form der Beobachtung, auch wenn diese Augen nicht real sind.

A Newcastle University team monitored how much money people put in a canteen “honesty box” when buying a drink. They found people put nearly three times as much in when a poster of a pair of eyes was put above the box than when the poster showed flowers.

Ein psychologischer Effekt, der allerdings weitreichende Konsequenzen und Anwendungsgebiete verspricht. Und die Ideen werden auch gleich mitgeliefert…

Writing in the journal Biology Letters, the team says the findings could aid anti-social behaviour initiatives.

Angesichts der Diskussion um die Datenschutz- und Freiheitsrechte der Bürger bei Videoüberwachung, scheinen sich hier viel grundlegendere Probleme zu ergeben. Nämlich die Psychologisierung sozialer Kontrolle, welche anscheinend auch kulturell verankert ist. Vielleicht ziehen die Kameras einen Großteil ihrer Wirkung daraus und nicht aus der Tatsache, dass dann die Polizei jede Untat gleich mitbekommt und man selbst zur Rechenschaft gezogen wird. Das ist dann nur das, was die Polizei aus diesem Effekt herauszieht…. und spricht gleichzeitig gegen ihre gängigen Argumente.

mehr auch bei Spiegel Online

Satelliten für Menschenrechte?

Der Christian Science Monitor berichtet über die Möglilchkeiten Menschenrechtsverletzungen per Satellit zu überwachen. gibt es also gute Ãœberwachung und schlechte. Wo sind die Grenzen und wer zieht diese. Ich finde, das ist ein schönes moralisches Dilemma, welches eine ganze Menge von Fragen aufwirft. Moralische Deutungshoheit – Demokratieverständnis von Aktivisten – welche Aktivisten – welche Art von Menschenrechtsverletzungen??? Auch wenn ich keinen Zweifel hege, dass es in diesem Fall um hehre Ziele ging, so sind diese Ãœberlegungen doch legitim – zumal Satelliten nicht einfach so verfügbar sind und daher die Frage aufkommt, wer zahlt das und aus welchem Grund?

Satellites can monitor volcanoes, map deforestation, and help sell real estate. But can they document human-rights violations?
Yes, activists say.
Already, high-altitude images of Zimbabwe’s destruction of a settlement has increased pressure on the government to curb its abuses. Now, human-rights groups are focusing on Darfur, Chad, and Burma. In eastern Burma, for example, the government is accused of aggressively attacking an ethnic minority.

(Christian Science Monitor, 22. Juni 2006)

Könnte man damit auch Guantanamo überwachen und die Situation und Menschenrechtsverletzungen dort dokumentieren…? Da scheint allerdings dann wieder die Frage nach der Finanzierung und dem Zugriff auf die Satelliten eine wichtige Rolle zu spielen.

Augen Augen Augen

Das mit der Bemerkung zu den Augen auf Kameras als gängige Bebilderung von Büchern zu Ãœberwachung und anderem wächst sich zu einem neuen Hobby aus… hier sind noch zwei, die mir ein Kollege zugeschickt hat…
Beim ersten ist es zugegeben etwas undeutlich, aber in der Mitte meine ich ist doch eine Iris zu erkennen… das zweite spricht für sich….

Poster-MediaAge.jpg

Film anlässlich der WM

Die “Frickelfraktion” hat eine kleine Filmcollage anlässlich der Fußball-WM gemacht und ins Netz gestellt. Sie erklären selbst, warum der Film wichtig ist und was uns erwarten kann. Da es auch um Ãœberwachung geht, habe ich den Link hier veröffentlicht.

grossartig wäre es, sich einfach nur an fussballspielen erfreuen zu können. doch leider ist die wm in deutschland als grossereignis manifestation vieler unschöner dinge, angefangen mit einem ausufernden nationalismus inklusive aller seiner ausgrenzenden und rassistischen folgen über horden herumgrölender fans, die für ihren “männersport” auch ihre eigene “männlichkeit” beweisen müssen, hin zu der aufrüstung der inneren sicherheit – videokameras, rfid-chips, datensammlerei, soldaten im inland, spezialeinsatzkräfte haben die wm-städte im griff.

Der Film ist leider etwas plump geraten.. auch wenn er einige schöne Verbindungen zieht und als Collage und mit Eisenstein’scher Schnittmanier die Gegensätze und die verdeckten Wahrheiten aufdecken will. Aber er soll nicht vorenthalten werden… also macht euch selbst ein Bild..

“Der Bürger im Visier”

Die Zeitschrift Wechselwirkung hat in ihrer neuesten Ausgabe (Nr. 136, die Texte sind nicht online) einen Schwerpunkt zu Datenschutz und neuen Technologien mit Beiträgen von Florian Rötzer, Thilo Weichert, Peter Schaar und Rena Tangens. Das sind zwar die üblichen Vedächtigen, aber immer sehr lesenswert. Vor allem über Kundenkarten, RFID-Chips und den oft lückenhaften Datenschutz gibt es gute und ausführliche Informationen.

Eine Anmerkung ist allerdings zu machen: Auch hier fand die Phantasie der Layouter wieder ihre Grenzen. Augen und Kameras wohin man auch schaut. Ein paar Chips und Bildschirme noch dazu, das war es dann aber auch schon… es wird wohl schwer sein, diese Ikonen durch andere Metaphern und Bilder ersetzen zu können. Oder gibt es gar keine besseren…?!?