Category: Buch-Tipp/Veröffentlichung

Phil Agre, wiederentdeckt

Auf einer Tagung zum Thema Sprachassistenten des Projektes B06 – Un/erbetene Beobachtung in Interaktion: „Intelligente Persönliche Assistenten“ (IPA) des SFB Medien der Kooperationen (lange Vorrede) verwies der Kollege Till Heilmann auf den Informatiker und Netzvordenker Phil Agre.

Von dem hatte ich lange nichts gehört, nicht zuletzt da er vor 10 Jahren wohl komplett von der Bildfläche verschwunden ist. Ich bin in den 1990er Jahren seinem Newsletter RedRockEater gefolgt und habe noch etliche der Ausgaben in meinem Email-Archiv.

Das habe ich als aber eine Gelegenheit ngenommen mal zu googlen, was an Texten noch verfügbar ist – denn die sind durchaus lohnenswert. Surveillance war auch da schon bei ihm ein Thema, was mich noch nicht so zentral interessierte damals. Ich war mehr auf die frühen Internetanalysen und Netzutopien fokussiert. Der englische Wikipedia-Eintrag gibt ein paar Informationen und reichliche Links zu seinen Texten. Seine eigene Seite an der UCLA, die bis 2004 aktuell ist, hat weitere Links und Texte.

Hervorheben will ich hier vor allem diesen Artikel:

Philip E. Agre (1994) Surveillance and capture: Two models of privacy, The Information Society, 10:2, 101-127, DOI: 10.1080/01972243.1994.9960162 – hier als pdf und reprint frei im Internet zu finden. https://djp3.westmont.edu/classes/2017_01_CS195/readings/CaptureModelOfSurveillance.pdf

Vielleicht habt ihr ja auch Spaß am (Wieder)Entdecken

Desinformation als tödliches Geschäftsmodell

Wen sollte es wundern, dass im Überwachungskapitalismus – eigentlich mag ich den Begriff gar nicht so gern, aber es lassen sich kurz und bündig damit ein paar Umstände beschreiben – auch die Desinformation Teil des großen Spiels und der Wertschöpfung ist.

Das Team der Forbidden Stories hat dazu eine 7-teilige Serie gefertigt, die sich unter dem Titel Story Killers mit Falschinformationen und den mitunter tödlichen Folgen beschäftigt, die diese haben können – und will man nur darüber berichten. Denn so ein Fall ist der Anfangspunkt der Recherchen und auch der lesenswerte Serie.

In 2017, journalist Gauri Lankesh was assassinated in Bangalore days before she planned to publish an article about disinformation. Over five years later, Forbidden Stories pursued Lankesh’s work on fake news and explored new leads in her murder case.

Buch: Soziologie der Privatheit

Auch wenn Privatheit nicht die Kehrseite der Überwachung ist, wie häufig in eher populären (und vereinfachenden) Diskursen und Beiträgen gemutmaßt wird, so ist ein Buch zur Soziologie der Privatheit auf jeden Fall einen Tipp hier im Blog wert.

Eine Rezension muss folgen, wer also möchte, ich würde mich freuen.

Carsten Ochs: Informationelle Teilhabebeschränkung vom Reputation Management bis zum Recht auf Unberechenbarkeit. 2022, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft. Veröffentlicht als Open Acess.

Trotz aller genealogischen Unschärfe und normativen Uneinigkeit hinsichtlich ihrer politischen Bewertung gilt die Praxis des Unterscheidenszwischen Privatem und Öffentlichem nicht nur als zentrales Strukturprinzip der Moderne, sondern ebenso als gegenwärtig soziodigital gefährdeter Strukturierungsmodus. Informationelle Privatheit, so scheint es, löst sich auf unter dem Ansturm von digital-vernetzter Selbst-Konstitution, allgegenwärtiger Datafizierung und den probabilistischen Vorhersageverfahren des maschinellen Lernens.

Anonymität und Forschung im digitalen Raum

Ich möchte gern auf diesen Artikel hier aufmerksam machen, der ein paar interessante Punkte aufgreift, die für die Forschung selbst wichtig sind. Wenn es auch nicht um Überwachung als Thema geht, so geht es um die Möglichkeiten von Erkennbarkeit, den Schutz von Forschungs- und Interviewpartnern und den qualitativen Forschungsprozess. Diese Aspekte werden in der Diskussion noch zu wenig berücksichtigt, wenn wir uns immer auf die anderen, auch wichtigen Arten und Formen der Überwachung konzentrieren. Lesenswert!

Traces of Interaction in Digital Space: On the Tension Between Public Accessibility and Anonymity in Qualitative Research Processes, von Susann Bischof, Franziska Lengerer & Frank Meyer, erschienen im Forum Qualitative Sozialforschung, 23(3), 23(3). https://doi.org/10.17169/fqs-23.3.3893

Kommunikation und Krise

Das Journal communication +1 hat sich in seiner aktuellen Ausgabe dem Thema Krise und Kommunikation gewidmet: Volume 8, Issue 1 (2021) Crises and Communication, hier direkt zur aktuellen Ausgabe: https://scholarworks.umass.edu/cpo/

 To understand the effects of crises on communication, it is important to consider the history of systems of mediation that have both limited and encouraged access, participation, and equity across knowledge, space, and culture. What have crises, both present, perpetual, and past, intimated about flaws, gaps, and inequities in systems of communication that are overlooked or disregarded under “normal” (if “normal” exists) conditions?

Buch: Perspektiven der Polizeiforschung

Als Ergebnis der ersten Nachwuchstagung zu Empirischer Polizeiforschung vom letzten Jahr in Berlin gibt es einen schönen Sammelband mit verschiedenen Beiträgen – und als open access auch für alle zugänglich.

Herausgegeben wurde der Band von Clemens Arzt, Nathalie Hirschmann, Daniela Hunold, Sven Lüders, Christoph Meißelbach, Marschel Schöne, Birgitta Sticher (Hrsg.)

Perspektiven der Polizeiforschung (pdf)

Kartografie des Risiken, jetzt open access

Mein Artikel Kartografien des Risikos. Das Unbekannte und die imaginären Geografien der Sicherheit, erschienen 2014, ist seit kurzem auch als open access zugänglich. Die Zeitschrift Kritische Berichte hat einen open access-Auftritt umgesetzt und viele Artikel sind darauf nun frei als CC-Lizenz zugänglich. Leider nicht alle, aber doch schon viele und das ist absolut begrüßenswert.

NIls Zurawski: Kartografien des Risikos. Das Unbekannte und die imaginären Geografien der Sicherheit. Kritische Berichte, Bd. 42, Nr. 3, 2014.

Macht im digitalen Zeitalter

Weil Diskussionen zu Überwachung auch einen theoretischen Unterbau brauchen, hier ein Hinweis auf die neueste Ausgabe des Behemoth

Futures of Critique. Theorising Governmentality and Power in the Digital Age, hg. von Janosik Herder, Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff

Bereits in der Einleitung stellen die Herausgeber:innen dabei diese Frage, die sichso oder anders formuliert immer wieder stellt, wenn es um das Digitale und die Möglichkeiten der Computer geht.

Vor diesem Hintergrund stellt sich vielleicht mehr denn je die Frage, ob wissenschaftliche Hypothesen und theoretische Reflektionen – wie auch jene von Anderson selbst – in einer Gegenwart ubiquitären Dataminings und automatisierter algorithmischer Auswertung (vgl. Rouvroy 2013) zu bloßen Wiederholungs- bzw. kybernetischen Feedbackschleifen einer umfassenden, evidenzbasierten Echtzeitanalyse degradiert oder – im Sinne eines „end of theory“ – sogar einfach überflüssig geworden sind.[

Ob das so ist, können die Leser:innen herausfinden in den sieben Aufsätzen, die die Ausgabe versammelt hat.

Neues Buch: Überwachen und konsumieren

Überwachen und Konsumieren. Kontrolle, Normen und soziale Beziehungen in der digitalen Gesellschaft. 114 Seiten, Transcript Verlag

Die Digitalisierung unserer Lebenswelten ist allgegenwärtig und ermöglicht die Überwachung unseres Alltages in bisher ungekannten Formen. Warum aber gibt es dagegen so wenig Widerstand, obwohl Datenschützer immerzu warnen und Whistleblower wie Edward Snowden das ganze Ausmaß der Massenüberwachung öffentlich machen?

Es ist open access und kann im Netz frei als pdf heruntergeladen werden.

Neu: The Book of Anonymity

Lang ersehnt, noch länger dran gearbeitet, nun ist es raus: The Book of Anonymity. Der Abschlussband des Forschungsprojektes Re-configuring Anonymity (an dem ich auch beteiligt war).

Mein Beitrag zum Buch sind drei Artikel zum Thema Polizei.

Das Buch kann als gedruckte Version erworben oder frei heruntergeladen werden.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von punctumbooks.com zu laden.

Inhalt laden

Film über den Alltag der Polizei

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von wache-film.de zu laden.

Inhalt laden

Von Eva Wolf, ein sehenswerter Film über den (normalen) Alltag der Polizei. Nicht repräsentativ, aber manchmal kommt es eben auch und vor allem auf die Zwischentöne an. Ein Interview mit der Regisseurin gibt es in der nächsten Folge der Berichte aus Panoptopia.