Category: Doping

Über Selbstoptimierung

Da schreibe ich gerade noch von der Zeitschrift für Semiotik, da liegt auch die neueste (?) Ausgabe bei mir in der Post, auch mit einem Beitrag von mir.

Zählen, messen, kontrollieren.
Über eine ambivalente Technik der (Post)Moderne oder: wie aus persönlichem Geltungsdrang ein gesellschaftliches Problem werden kann, Vol 45, Heft 3-4, 2023.

Wer sich wundert, sprach ich doch gerade noch von Open Access, das neueste Heft ist es noch nicht. Überhaupt ist die Veröffentlichungssyncronität bei dem Journal etwas durcheinander, wie man an der Jahreszahl sieht. Das ist ein wenig verwirrend, aber nicht schlimm, denn die Beiträge sind es alle wert auch mit anderer Jahreszahl gelesen zu werden.

Wer meinen Beitrag haben möchte, schickt mir einfach eine Mail.

Alles Doping, oder was?

Die ARD-Doping-Redaktion hat mal wieder eine schöne Geschichte aus der Rubrik wusste-ich-es-doch! Hier gibt der spanische Arzt Fuentes zu Protokoll wie er gedopt hat und seit wann – bereits 1992 zu den olympischen Spielen in Barcelona. So weit, so nicht überraschend.

Schatten über Olympia 1992. Fuentes beschreibt spanisches Doping-System. Tagesschau.de, 18.7.2024

Erschütternd? Eher nicht. Erschütternd ist eher, dass zu vermuten ist, dass es auch jetzt so weiter läuft, dass die entsprechend Verantwortlichen sich nicht darum kümmern oder Blödsinn erzählen und vor allem, dass das Doping-Kontroll-System nicht funktioniert. Es zwängt hingegen Sportler:innen in ein Korset, dass so nicht mehr verhältnismäßig erscheint. Bin ich für Doping?

KI bei Dopingkontrollen – wirklich?

Ich konnte mir erst nicht vorstellen, wie eine KI bei den Dopingkontrollen helfen sollte, außer vielleicht bei der Spurensuche im Labor – aber nein: direkt bei den Athlet:innen, in einer Art Lügendetektortest in der Fahndung.

„In der Stimme, das ist aus der Humanwissenschaft bekannt, finden sich Risiko-Hinweise. Aus denen lässt sich dann ein Risikolevel ablesen, je nachdem, wie die Frage beantwortet wurde“, erklärt McLarens Kollege Martin Dubbey bei der internationalen Sportkonferenz Play the Game im Februar. Zweifel an einer solchen Methode gibt es. (Zitat bei DLF, https://www.deutschlandfunk.de/ki-anti-doping-fahndung-100.html: Wie KI die Doping-Fahndung unterstützen kann)

Den Vortrag, auf den der Beitrag sich bezieht, findet ihr hier direkt:

Doping frei! Lauft so hoch ihr springen könnt

Die Enhanced Games haben einige Aufmerksamkeit auf sich ziehen können in den letzten Wochen. Die simple Idee: Wenn eh fast alle dopen, dann gebt das doch frei. Nun habe ich hier schon des öfteren über Doping, das schwierige System der Dopingkontrollen und der Überwachung berichtet, ja auch selbst dazu geforscht. Finde ich diese Idee aber gut? Nein. Aus verschiedenen Gründen. Die kruden Menschen- und Gesellschaftsbilder, die dahinter von Menschen wie Peter Thiel und anderen transportiert werden, sind nur ein Grund.

Der Nicht-Skandal des Doping

Seit dem 17. Januar 2024 ist der bereits 2019 erschienene Sammelband “Kritik des Anti-Doping” als open access verfügbar. Sind die da versammelten Beiträge denn immer noch relevant, habe ich mich vor dem Schritt gefragt. Und ja, sind sie. Fast zeitgleich mit der Veröffentlichung kam der Fall der Läuferin Sara Benfares (DLF, 4.2.2024, relativ umfangreicher Bericht, mit einer Suche lassen sich aber viele Berichte seit Januar und zu ihrer Person auch davor finden). an die mediale Oberfläche. Eine A-Probe war positiv, sie wurde gesperrt, die Medien berichteten, ziemlich unfangreich. Das übliche Geraune, Beteuerungen, Gegendarstellungen, Sperren, moralisierende Statements. Soweit, so üblich. Ein Skandal – oder eigentlich nicht, den das Kontrollsystem hatte seine Arbeit gemacht, eine Sünderin ausgemacht und nun geht es nach den Regeln der NADA und der Verbände weiter. Warum also darüber noch mehr Worte verschwenden. Sie hat doch Schuld, oder?

Das Anti-Doping-System in Erklärungsnot

Die Journalisten Hajo Seppelt, Peter Wozny und Jörg Winterfeldt zeigen an einem teilweise absurden Fall (Beitrag: Deutscher Dopingfall vor spektakulärer Wende), warum Kritik am Anti-Doping-System ebenso notwendig ist, wie man sich über das Doping von Athleten aufregen kann. Ich halte allerdings die gemachte Kritik für wesentlicher.

Dieser Film aus der ARD-Doping-Redaktion wirft einen mal ganz anderen Blick auf das Anti-Doping-System und zeigt, wo es Fehl läuft und die Athlet:innen eher belastet, statt ihnen zu dienen.

Eine wissenschaftliche Studie zu Anschlagsszenarien aus dem ARD-Film “Schuldig” könnte den Dopingfall der sächsischen Gewichtheberin Vicky Schlittig maßgeblich beeinflussen – und die Anti-Doping-Institutionen in Erklärungsnot bringen.