Category: Videoüberwachung / CCTV / BodyCams

What’s wrong with Video Surveillance

Kürzer, genauer und gründlicher kann man diese Frage nicht beantworten als David Wood in seinem Blog. Für alle, die es leid sind, immer wieder danach gefragt zu werden und immer die gleichen Antworten zu geben: am besten ausdrucken und verteilen.

Summary: Video Surveillance, particularly fixed CCTV,  is expensive, inefficient and has all kinds of negative social side-effects. Public money would be better spent on improved street lighting, schemes for community involvement and economic regeneration.

Pariser Polizei legt Plan zur Videoüberwachung vor

Die Polizeipräfektur von Paris hat Pläne vorgestellt, wonach die Zahl der Kameras im öffentlichen Raum der Hauptstadt von aktuell 293 polizeilich betriebenen Kameras auf  1302 aufgestockt werden soll. Zudem sollen rund 13.000 weitere öffentliche und private Kameras zur Polizei aufschaltbar werden.

Auf interaktiven Karten kann man die Gegenwart und die geplante Zukunft der Videoüberwachung in Paris betrachten.

via netzpolitik

Vorträge auf dem CCC Kongress

Ich wurde auf zwei zu diesem Blog passende Vorträge auf dem diesjährigen CCC Kongress aufmerksam gemacht. Und da es live-streams gibt, will ich diese vielleicht interessanten Präsentationen hier nicht vorenthalten. Grundsätzlich neu hört sich das nicht an, aber eine weitere Perspektive ist immer gut. Vielleicht kann jemand berichten, der dabei war oder es gesehen hat – ich bin mir nicht sicher, ob ich es live schaffe.

2010-12-29, Saal 2, 12:30, 60′ (Vorratsdatenspeicherung)
Terrorists Win – Exploiting Telecommunications Data Retention? Telecommunications data retention (TDR) has become a reality in most  Western countries. Protagonists claim that the collection of massive amounts of data on the communication behavior of all individuals within a country would enable law enforcement agencies to exploit  patterns in the stored data to uncover connections between suspects.  (…)

2010-12-29, Saal 2, 18:30, 60′ (Videoüberwachung)
INDECT – an EU-Surveillance Project
The acronym stands for Intelligent Information System Supporting  Observation, Searching and Detection for Security of Citizens in  Urban Environment. A total of 17 partners in nine member states are  developing an infrastructure for linking existing surveillance  technologies to form one mighty instrument for controlling the people. They are laying the foundation of a European police state,  since INDECT’s results serve to increase the effectiveness of police operation on the national and European level. INDECT is funded under the European Commission’s Seventh Framework Programme (FP7), the  security-related research of which provides € 1.4 billion Euro for  more than 60 partly interlaced projects. (…)

Die Vorträge werden direkt übertragen (und zu einem unbestimmten Zeitpunkt auch als Aufnahme zur Verfügung gestellt). Die Links zu den Live-Stream finden sich in der Dokumentation:

Design und Sicherheit

An der HfbK in Hamburg findet am 9. Dezember das Design-Symposium »Sicherheit/Unsicherheit« statt.

Sicherheit ist nach wie vor eines der wichtigen Themen der Gegenwart. Sicherheit wird hergestellt – durch Kontrolle, Ãœberwachung, Militäreinsätze. Das Gegenüber der Sicherheitsdebatte ist die Unsicherheit als subjektive Empfindung. Das Symposium Sicherheit/Unsicherheit reflektiert zum einen die Bedingungen einer von Sicherheitswünschen und Kontrolltechnologien geprägten Gesellschaft und stellt andererseits die Frage, wieviel Unsicherheit wir zuzulassen bereit sind

Zu den Rednern gehören u.a. Fritz Sack aus Hamburg und Dietmar Kammerer aus Berlin.

Film: Article 12, Waking up in a Sureillance Society

Wo der Film in Deutschland zu sehen sein wird, konnte ich nicht rausfinden – in Leeds läuft er in diesem Monat auf einem Filmfestival und in Locarno im nächsten Jahr. Sollte er aber in ein Kino in unserer aller Nähe kommen, bitte ich um Benachrichtigung, denn es scheint sich zu lohnen.

Mehr gibt es hier: Article 12, Waking up in a Sureillance Society

Britische Polizei manipuliert Videobeweise

Für die Londoner Polizei sieht die Gewalt auf Demonstrationen immer nur von den anderen aus, niemals von sich selbst, berichtet der Guardian. Prügelnde Polizisten auf Video sind (von der Polizei selbst) “nicht identifizierbar”, während Flaschen werfende oder anders auffällige Demonstranten, in monatelangen Sichtungen, ausnahmslos verfolgt werden. Sollte ein Demonstrant versuchen, sich und andere vor Polizeigewalt zu schützen, wird er selbst als Täter hingestellt – mit unlauteren Mitteln.

Demonstrator Jake Smith was charged with two counts of violent disorder. These charges were later dropped when Smith’s solicitor, Matt Foot, viewed the original CCTV footage and discovered that the police video had been edited to show events out of sequence, at one point implying another man was Smith while omitting footage showing Smith being assaulted by a police officer without provocation.

Urteil: Videoüberwachung zum Teil unzulässig

Ein Gericht in Hamburg hat entschieden, dass Videoüberwachung nur in eingeschränktem Maß (ndr.de) zulässig ist. Ob das hier nur ein besonderer Fall einer Anwohnerin ist oder das Urteil darüber hinaus Wirkung haben wird, wird sich zeigen. Da aber klar ist, dass Videoüberwachung im öffentlichen Raum vor allem eine politische Maßnahme ist, die nicht unbedingt so wirkt, wie verkauft, können wir davon ausgehen, dass auch weiterhin auf das Mittel zur Bekämpfung von allem Möglichen gesetzt wird.

Kameras: Wildwuchs, Diskurs: Stillstand

SPIEGEL Online hat einen Artikel über Videoüberwachung in Berlin: Kameras außer Kontrolle. Viele Neues steht nicht drin: Keine “Kriminalschwerpunkte” im Berliner ASOG, Zahl der Kameras seit Jahren steigend, keine zentrale Meldepflicht, die meisten Kameras ohne Hinweise, viele Kamerasignale unverschlüsselt, also “anzapfbar”, kaum präventive oder repressive Wirkung des Einsatzes, keine Evaluationen, die Politik gibt sich dennoch überzeugt, usw.

Am Ende steht: “Kameras sind kein Allheilmittel.” Den Satz hat man schon zu oft gehört, als dass er noch sinnvoll wäre. Die Technik entwickelt sich weiter, die Kameras breiten sich aus, aber der Diskurs darüber scheint stehen zu bleiben – man sagt oder schreibt halt, was man immer sagt oder schreibt. Warum ist das so?

Schlimmer noch: Zugleich setzt der SPIEGEL einen Link von einem scheinbar “kritischen” Artikel auf einen Hintergrundartikel eines Vertreters des thüringischen Innenministeriums, der munter Klischees und Mythen weiter verbeiten darf, u.a den so beliebten wie falschen Zusammenhang zwischen “Kriminalität”, “Vandalismus”, “sozialen Randgruppen”, der “Verwahrlosung öffentlicher Orte” und dem berühmten “Sicherheitsgefühl der Bevölkerung”. Oder, dass  ausgerechnet die Pilotprojekte in Brandenburg als Beweis für die Nützlichkeit von Ãœberwachung gelten dürfen, dabei wurde sie teilweise sogar wgene Erfolgslosigkeit wieder eingestellt. Oder dass sich mit Hilfe von Videoaufzeichnungen “rasch Geschehensabläufe rekonstruieren und Tatverdächtige identifizieren” lassen usw., bla bla bla…

Update: SPIEGEL Online legt mit einem (ähnlich lieblos recherchierten) Artikel über CCTV in London nach: Big Brother sieht sich satt.

Update (2): Nun auch ein Artikel über New York. Der Autor behauptet, der so genannte “Ring of Steel” in London, “ein Hightech-Kordon”, bestünde “aus schätzungsweise einer Million Kameras”, eine viel – gigantisch – zu hoch gegriffene Ãœbertreibung/Schätzung. Die genaue Zahl der Kameras, die dem “Stahlring” zugerechnet werden können (und diese Zurechnung ist an sich schon ein Problem; der “Ring of Steel” ist kein einheitliches CCTV-System, sondern eine martialisch-blumige Umschreibung für eine Kombination verschiedener,auch baulicher Maßnahmen in der City of London,  ANPR-Kameras machen nur einen Teil davon aus) liegt wohl eher zweischen ein- und dreitausend; vgl. Jon Coaffees exzellent recherchierten Aufsatz.

Videoüberwachung und Ethik

Auf DeutschlandRadio Kultur gab es ein Interview zu den ethischen Grenzen der Videoüberwachung. Angesiedelt ist es im Projekt “MuVit – Mustererkennung und Video-Tracking. Sozialpsychologische, soziologische, ethische und rechtswissenschaftliche Analysen” (darüber hatte ich hier bereits geschrieben).

Regina Ammicht Quinn, die Leiterin des Projektes:

“Wir haben jetzt im Vorfeld die Chance, während der Technikentwicklung zu überlegen: Welches wären denn innerhalb dieser Technikentwicklung die ethisch relevanten Punkte? Gibt es da welche? Kann eine Technik so oder entwickelt werden? Es ist nicht ethisch relevant, ob der Knopf grün oder blau ist. Aber es ist unter Umständen ethisch relevant, welche Vorrichtungen tatsächlich da sind. Wie, auf welche Art und Weise diese Aufmerksamkeitslenkung passiert. Oder sozusagen welche Grundbegriffe oder welche Grundurteile so einer Mustererkennung zugrunde gelegt werden.

Die Arbeit an solchen Projekten ist nicht ehrenrührig, aber zumindest schwierig, denn da könnten insbesondere kritische Wissenschaftler unter Umständen in Zwiespälte geraten, die man so offen einmal thematisieren sollte. Ich selbst habe mir eine Teilnahme an einem anderen BMBF Sicherheitsprojekt daher länger überlegt und dann zugesagt. Die Gründe erläutere ich, wenn das Projekt startet.

Kameras beobachten macht verdächtig!

Die kleinen Brüder von Neukölln” ist der taz-Artikel überschrieben, der sich damit beschäftigt, was passiert, wenn man zu interessiert den aufgestellten Kameras nachspürt – in aller Öffentlichkeit wohl gemerkt. Das passt doch gut zu dem vorherigen Blogeintrag, denn so eine Geschichte wird auch in dem Radiobeitrag geschildert.

An der Schillerpromenade Ecke Kienitzer Straße kommt die Polizei. “Tachchen”, sagt die Beamtin. “Gibt es einen Anlass?” -“Wir machen einen Stadtrundgang”, antwortet Erik. Die Beamtin scheint besänftigt. Doch ein Streifenwagen bleibt der Gruppe auf den Fersen.
Später werden sich alle einig sein: Es ist kein Zufall, dass die Polizei ausgerechnet hier auf die Gruppe aufmerksam wurde. Nur ein paar Meter weiter befindet sich das Quartiersmanagement Schillerkiez. Die Quartiersmanager wollen Viertel attraktiver machen – manche befürchten in Folge dessen steigende Mieten. Der Auftritt der Polizei, plötzlich heruntergelassene Rollläden des Quartiersladens – all das habe mit der Angst der Quartiersmanager zu tun, glauben die Spaziergänger. “Das Quartiersmanagement zeichnet sich außerdem durch das Ignorieren von strukturellen Problemen aus. Ãœber Armut und Rassismus liest man in den Zeitschriften der Quartiersmanagements wenig”, kritisiert Erik.