Category: Videoüberwachung / CCTV / BodyCams

Mehr Literatur zu Videoüberwachung

Teil 2 der Sonderausgabe der Information Polity ist gerade erschienen. Darin sechs Artikel zum Thema Videoüberwachung, u.a. mein Aufsatzu zur Videoüberwachung am Hansaplatz in Hamburg mit dem Titel: From crime prevention to urban development. Den Artikel gibt es hier demächst zum Runterladen.

Information Polity
Volume 17, Number 1 / 2012
Issue Title Revisiting the Surveillance Camera Revolution: Issues of Governance and Public Policy

Videoüberwachung in Hamburg – das Urteil

Das Gericht hat im Sinne der Verantwortlichen geurteilt:

Die Richter entschieden am Mittwoch: Das Sicherheitsbedürfnis und das Interesse der Polizei an der Verhinderung von Straftaten rechtfertigen Einschnitte in die Grundrechte von Anwohnern und Passanten. Außerdem seien die Länder befugt, den Einsatz der Ãœberwachungskameras in eigenen Polizeigesetzen zu regeln. (NDR Online 25.1.2012, auch bei ZEIT Online – bleibt länger stehen)

Das ist tragisch, denn für beide Argumente gibt es keine empirischen Belege – bisher nicht und aus wissenschaftlcher Sicht auch in Zukunft nicht so wie die Verantwortlichen es gern hätten. Der letzte Satz ist hingegen richtig und weißt eher auf die politischen Dimensionen von Videoüberwachung hin, denn auf ihre praktische Wirksamkeit. Ob mit den Kameras allerdings Bewegungsprofile erstellt werden, sei dahingestellt – das Argument der Klägerin halte ich im Hinblick auf die Kameras auf der Reeperbahn für weit hergeholt – Kameras sind Raumüberwachungsinstrumente (noch).

Tatsächlich interessant war eine kleine Sache am Rande – die Umfrage bei NDR Online. Die Fragen wie üblich pauschal – aber selbst hier eine leichte Zustimmung – wie erwartet.

Videoüberwachung in Hamburg reloaded

Es war lange ruhig um die Hamburger Kameras (NDR online – könnte also schnell verschwunden sein der Artikel) . Jetzt aber gewinnt die dahindümpelnde Debatte wieder an Fahrt, leider mit den gleichen  Argumenten und einer erneuten Hysterie, als nach einer FDP Anfrage festgestellt wurde, dass über 10.00 Kameras in der Stadt im Einsatz sind – 8.000 allein in den U-Bahnen und einigen Bussen. Nicht mitgerechnet dürften dabei die privat betriebenen in den Shopping Malls, Tankstellen und anderen Geschäften sein sowie die in und um Betriebe herum – zur Geländesicherung und zur Eingangskontrolle.

Ob eine pauschale Hysterie hier angebracht ist, will ich bezweifeln – denn wie wir inzwischen wissen sollten bestehen zwischen den Systemen, Räumen, der Technik und dem Personal sowie der Ziele große Unterschiede – nur eine Berücksichtigung lässt eine Bewertung zu. Und dann sollte die Frage auch nicht wieder sein – Wirken die oder nicht? Die Frage ist eher unsinnig und steht ja auch nicht in dem jetzt anstehenden Urteil zur Debatte.

Die beiden Datenschützer Thilo Weichert (Kiel) und Christoph Schnabel (Hamburg) erläutern die Problematik und rechtliche Lage in Interviews mit dem NDR. Ob dem politischen Argument “Kamera” allerdings allein mit rechtlichen Hinweisen beizukommen ist bleibt zweifelhaft. Zu verlockend mit den Objektiven Aktion vorzugaukeln. Wenn allerdings der Datenschützer Schnabel mit dem subjektiven Sicherheitsgefühl die Kameras in den U-Bahnen unkritisch sieht, ist das ein blödes Argument, denn genau wissen tut das niemand. Es gibt andere Gründe, die vielleicht dafür sprechen, aber das subjektive Sicherheitsgefühl kann dann wieder auf alles angewandt werden – auch auf Kaufhäuser, Schulen und den öffentlichen Raum.

Videoüberwachung zum Abstimmen

Die Stadtverwaltung von Buenos Aires bittet ihre Bürger, per Facebook oder Twitter über künftige Standorte von Überwachungskameras abzustimmen: Plan integral de seguridad.

Aktuell helfen uns mehr als tausend Kameras dabei, Verbrechen zu verhindern. Gegen Ende des Jahres 2011 werden  zweitausend aufgestellt sein. Stimmen Sie überdiejenigen Standorte ab, die Sie als wichtig für Ihre Sicherheit erachten, mit Hilfe von Twitter oder Facebook.

Clive Norris über smarte Verkehrskameras

Die SiRA/Surveillance Studies Lecture 2011 wurde von Prof. Dr. Clive Norris im Rahmen der Preisverleihung für den gleichnamigen Publikationspreis gehalten.

Titel: The Sociological Implications of Smart Surveillance System, 1.11.2011, in Hamburg

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What goes on tour…

… will be broadcasted worldwide – könnte man den alten Spruch (..stays on tour..) abwandeln, wenn man den Fall des englischen Rugbyspielers Mike Tindall betrachtet, der beim Knutschen mit einer neuseeländischen Schönen auf CCTV gebannt wurde. Das ist nicht sonderlich interessant, wenn der Nationalspieler nicht auch der Mann von Zara Phillips wäre, der Enkelin der britischen Königin. Verdächtigt wird einer der Türsteher der Bar, das Material verkauft zu haben. Ja, ein Bruch von Gesetzen, Privatsphäre, Datenschutz usw. Fast möchte man meinen das Paperazzi langsam überflüssig werden, wenn die besten Bilder ohnehin die sind, die ganz ohne sie entstehen. Ohne ein moralische Wertung vorzunehmen – die Welt wird auf jeden Fall ärmer ohne Geheimnisse, deren Veröffentlichung weder zum Weltfrieden beitragen, noch die Weltverschwörung schlechthin aufzudecken vermögen. Die Promi-Klatsch-Welt ist auf jeden Fall um eine Geschichte reicher, das wars dann aber auch. Der Versuch totaler Transparenz, unter welchen Argumenten auch immer – hier wohl die Sicherheit einer Bar – untergräbt auch weiterhin Aspekte unserer Gesellschaft, die sich privat oder staatlich in eine Mißtrauensgesellschaft wandelt. Eine solche aber verlangt nur nach mehr Ãœberwachung. Tindall hin oder her, das sind die eigentlichen Botschaften solcher Randgeschichten der Promiwelt. Ob es England geschadet hat, wird sich im Viertelfinale gegen Frankreich zeigen.

Eine Nation von Verdächtigen

Auf Truth-out.org erschien vergangene Woche der Artikel “A Nation of “Suspects” – lang, aber mit sehr interessanten Links und Hinweisen.

Unter anderem wird auf ein Projekt der ACLU hingewiesen, in dem es um das Vermächtnis des 11.9.2001 hinsichtlich der Heimatssicherung und den Freiheitsrechten geht – Ten Years Later: Surveillance in the “Homeland”.   Darin u.a. der Blog mit einer Serie von Geschichten zur Surveillance in the Homeland. Lesenswert, wenn auch aus rein amerikanischem Blickwinkel.

ps. Auch hier gibt es als zentrales Bild zwei Kameras, mal wieder…

Kunstprojekt zu Privacy und Öffentlichkeit

Transprivacy nennt sich ein Kunstprojekt, das seit dem Wochenende in Düsseldorf läuft und auf dem Netz begleitet wird bzw. dort ergänzt wird.

10 internationale Künstler die in den vergangenen Jahren mit der Netzkultur gearbeitet und experimentiert haben gestalten jeweils 1 Plakatmotiv. Diese Plakate werden in einer Auflage von jeweils 200 Stück im Stadtgebiet Düsseldorfs gehängt.  4 Wochen lang gibt es jede Woche zwei Motive.  Parallel dazu sind Autoren, Wissenschaftler und Blogger eingeladen hier im Blog einen kommentierenden Text zum Thema Transprivacy abzugeben.

Ob in Düsseldorf oder nur im Netz – es scheint sich zu lohnen (ja, ich habe auch einen kurzen Text beigesteuert ;-))

Ãœberall Kameras – für die Menschenrechte

Der Bericht gibt Auskunft darüber, wie Kameras effektiv für Menschenrechte genutzt werden können. Mal ein anderer Ansatz…

WITNESS’ Cameras Everywhere aims to ensure that the thousands of people using video for human rights can do so as effectively, safely and ethically as possible. This report is based on discussions with over 40 senior experts and practitioners in technology and human rights. It presents a roadmap to emerging trends in policy and practice at the intersection of human rights, technology, social media, and business. Cameras Everywhere goes on to make specific recommendations on how important players in the new human rights landscape can take specific, manageable steps to strengthen the practical and policy environments for human rights video, and other information and communication technologies (ICTs) used for human rights.

Cameras Everywhere Report 2011

Fragen nach dem function creep sowie der eventuellen Gradwanderung zwischen Widerstand, Menschenrechten und neuer sozialer Kontrolle sind hier bestimmt angebracht. Mal sehen.

Vortrag: Überwachung, Prävention und Protest

Im Vortrag werden aktuelle überwachungskritische Proteste kurz dargestellt und das sie tragende Spektrum analysiert. Wo gibt es Konflikte, Widersprüche, Probleme? Welche unterschiedlichen Erfahrungen und Vorstellungen treffen aufeinander? Wer wird in der Protestbewegung vertreten und wer vergessen? Welche Ziele werden angestrebt und wie kann man sie erreichen? Diese und andere Fragen des Bandes werden, bebildert durch Protestplakate und -symbole, dargestellt. Auch soll es darum gehen, wie sich durch aktuelle neosoziale Regierungstechniken wie Aktivierung und Prävention die Bedingungen für Protest grundlegend wandeln. Dies wird am Beispiel von Videoüberwachung, Krankheitsprävention und anderen Subjektivierungstechniken und -diskursen erläutert.

Buchvorstellung und Vortrag mit Peter Ullrich (Soziologe, Uni Leipzig, Ex-Leipziger Kamera, Autor und Co-Herausgeber) über KONTROLLVERLUSTE – INTERVENTIONEN GEGEN ÃœBERWACHUNG (Unrast, Münster 2009)

Donnerstag, 21.7., 19 Uhr DEMOZ Ludwigsburg – http://www.demoz-lb.de/programm/programm.htm