Category: Karten/mapping

Buch: Atlas of Cyberspace

Es berührt den Komplex Überwachung und Kontrolle nur am Rande, aber es ist sicherlich lohnenswert: The Atlas of Cyberspace von Martin Dodge und Rob Kitchen. Nun gibt es das Buch als pdf unter einer Creative Commons-Lizenz frei und online.

Die Webseite auf dem das Buch basiert wird zwar nicht länger weitergeführt, aber ist weiterhin online: Cybergeography.org von Martin Dodge.

Neue Verkerhssysteme gegen Stau

Auf NDR Info lief in deren Wissenschaftsmagazin Logo ein interessanter Bericht (29.8.2008) über ein neues Verkehrsüberwachungssystem, mit dem Staus vermieden werden sollen. Dazu allerdings muss dass System viele Fahrzeuge kontrollieren bzw. deren Aufenthaltsort kennen, um über GPS die ausgewerteten Daten die von Stau bedrohten Autos zu warnen.

Die Sendung ist als Podcast hörbar. (ca. bei 24 Min.)

Das System heißt Coopers, “Co-operative Systems for Intelligent Road Safety”.

“Zielgerichtete, individuell angepasste und automatisierte Kommunikation zwischen Fahrzeugen und der Straße werden den Verkehr in naher Zukunft sicherer machen”, sagt Alexander Frötscher von der österreichischen Organisation AustriaTech und Coopers-Projektleiter, der ein 120-köpfiges europäisches Expertenteam um sich geschart hat. Eine der Hauptaufgaben des Systems ist das Sammeln von Verkehrsdaten. “Hierbei stützt sich das System einerseits auf bereits vorhandene Daten wie beispielsweise Informationen aus Verkehrsleitzentralen, andererseits sollen neue Möglichkeiten zur Datensammlung umgesetzt werden”. (aus. Computerwoche)

Ist die Sicherheit des Verkehrs (eine löbliche Angelegenheit) hier das Einfallstor für noch mehr Überwachung, denn Bewegungsprofile sind hiermit durchaus möglich. Beteiligt ist auch ein Frauenhofer Institut.

Daten, Karten, Lagebilder

Eric Töpfer zum neuen Kriminalitätsatlas der Berliner Polizei und zur Tendenz der Kartenwirklichkeit und Geoinformatialisierung polizeilicher Arbeit.

Mittlerweile scheint es, als würde der Traum von der Renaissance der Kriminalgeographie und einer umfassenden Geoinformatisierung der deutschen Polizei Wirklichkeit werden. GLADIS, GISPOLIS, GeoFES oder LABIS sind die Namen, auf die “Crime Mapping”-Software bei den hiesigen Länderpolizeien hören.

Sie dazu auch: Mit Karten die Welt(en) verstehen, bei Telepolis, 29. Juli 2006.

RFID und GIS

Da tun sich ganz neue Perspektiven auf – eine Studie des Center for Geoinformation (CEGI) im Auftrag des Forschungsinstituts für Telekommunikation (FTK):

So führt die Untersuchung die Anwendungskompetenzen der beiden Querschnittstechnologien in Nordrhein-Westfalen auf und zeigt anhand von Best-Practise-Beispielen wie im Umfeld der Gefahrgutverfolgung oder des “Kiddy-Trackings” in Vergnügungsparks, dass verschiedene verbindende Wertschöpfungsketten denkbar sind. In einer Expertenbefragung unter vierzig Vertretern beider Branchen eruiert die Studie, wie weit Vorteile aus einer Kombination beider Technologien bekannt sind und welche Potentiale sich für zukünftige Anwendungen daraus ergeben.

Und wenn es um RFID im Konsumbereich geht, scheinen sich viele Kunden gar nicht so genau damit auszukennen und auch noch skeptisch zu sein, was ihre Daten angeht, so eine Studie der RWTH Aachen.

Erfurt und die Stasi im Stadtraum

Gerade habe ich einen Bericht über ein Projekt zur Stasi in Erfurt gehört (auf dradio) – darüber hatten sie bereits schon einmal berichtet. Von Interesse dann – die Geografie der Stasi. Berichtet wurde von einem Kunstprojekt , “mit dem deutsche, englische und schwedische Künstler die “Architektur der Ãœberwachung” ergründen wollen”. Wenn auch älter, so finde ich das immer noch höchst interessant, auch weil hier räumliche Verbindungen der Akteure und Objekte der Ãœberwachung gezogen werden und die vermeintliche neutrale Welt der Architektur mit einbezogen wird. Räume werden eben konstruiert – auch die der Ãœberwachung, zwingend sogar, um überhaupt erst die Vorraussetzung für Beobachtung, Spionage, eventuell auch Disziplin und Sicherheitsbedürfnis zu schaffen.

Bildbearbeitung, kollektives Gedächtnis und Überwachung

Dieser kleine Film zeigt, was alles möglich sein kann – die Vorstellung wie diese Technologie mit Ãœberwachungskameras genutzt werden kann ist eindrucksvoll und beängstigend zugleich. Da bleibt dann nichts mehr ungesehen – für niemanden mehr. Die Vorstellung einer übergeordneten Kontrollinstanz gehört dann endgültig der Vergangenheit an, denn diese Technologie verbindet die “kollektive Erinnerung” von Photos und Filmen um sie allen zur Verfügung zu stellen… die Konsequenzen müssen noch diskutiert werden…
Film:
Photosynth Prototype
What a horrible time to be blind

.. und hier gibt es mehr Informationen zu der Software – bei Microsoft – Microsoft Research Lab – wen wundert es?!

L.A. / USA: Kartieren der muslimischen Einwohner

Die Los Angeles Times berichtete vor ein paar Tagen von einer doch sehr merkwürdigen Initiative der Polizei von Los Angeles – sie wollen die muslimischen Bewohner LAs auf einer Karte festhalten und einen besseren Ãœberblick und einen Schutz vor Terror effektiver zu machen:

Los Angeles Police Department Deputy Chief Michael P. Downing, who heads the bureau, defended the undertaking as a way to help Muslim communities avoid the influence of those who would radicalize Islamic residents and advocate “violent, ideologically-based extremism.”
“We are seeking to identify at-risk communities,” Downing said in an interview Thursday evening. “We are looking for communities and enclaves based on risk factors that are likely to become isolated. . . . We want to know where the Pakistanis, Iranians and Chechens are so we can reach out to those communities.”

Der Spiegel fragt sich zurecht, ob das auch für deutsche Städte eine Option sein kann und ob es überhaupt sinnvoll ist. Politiker und Sicherheitsexperten (wer auch immer das so ist in solchen Artikeln… ) halten diese Idee für Unsinn und für Deutschland nicht anwendbar. Das ist ein schönes Beispiel wie Raum konstruiert und möglicherweise kriminalisiert bzw. margiinalisiert wird. Die Wirkung solcher Karten in der Öffentlichkeit ist nicht absehbar, könnte aber – je nach Darstellung – unkalkulierbare Folgen für urbanen Raum und das Zusammenleben von Menschen haben. Die Diskriminierung von Stadtvierteln über die potentielle Verdächtigung von bestimmten Bevölkerungsgruppen durch eher pauschale Darstellungen – Muslime -> Terrorgefahr – wäre eine Folge. Einen Schutz vor Terror kann man sicher auch anders regeln, ohne solch pauschalen Verdächtigungen mit all ihren (unabsehbaren) Konsequenzen

Orientierung – Desorientierung

Für ein Seminar in Zürich habe ich eine kleine Photocollage zusammengestellt, die ich auf dem Weg dorthin gemacht hatte – ich habe meinen Weg der Orientierung während der Reise protokolliert. Das Seminar wurde ausgerichtet von der Hochschule für Design in Zürich zum Thema Desorientierung und Angst – Design2context Institut für Designforschung der ZHDK im Rahmen eines Aufbaustudiums für Signaletik.

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Weil es so einen Spaß gemacht hat, habe ich aus den Photos einen kleinen Film gemacht:
Hamburg – Zürich / Orientierung-Desorientierung

50 Jahre Erdüberwachung – Sputnik und danach….

Aus Anlass des 50 Geburtstages von Sputik hat die Zeit eine kleine Bildergalerie über Satelliten zusammengestellt.

Inzwischen tummeln sich da oben rund 17. 000 von den kleinen Dingern, die inzwischen weitaus mehr erkennen können, als sich das die Erfinder von Sputnik so vorgestellt haben. Es ist die rundum-Ãœberwachung unseres Planeten, für Wetter, Naturkatastrophen, Migrantenbewegungen, Kriege und alles andere, was sich von da oben so beobachten lässt. Das ist nicht mehr mit den Begriffen einer Kontrollgesellschaft zu fassen, die auf staatliche Macht und Steuerung bezogen ist – oder aber doch und dann doch zu unserem Vorteil (?) – Es ist der Blick auf die globale Totalität, der die Frage nach unserer eignen Vorortung überflüssig zu machen scheint – oder gerade erst neu stellt. Ãœberwachung als Hilfe um der Unübersichtlichkeit und der eigenen Unsicherheit angesichts der Komplexität der Welt zu entgehen.

Jeder sein Kartograph – Verortung mit Google Earth

In der Zeit berichtet Christoph Drösser über die zunehmende Kartierung des Netzes oder besser unserer Welt über das Netz mithilfe von digitalen Karten, wie sie u.a. von GoolgeEarth angeboten werden. Ob diese neuen Technologien und Anwendungen die Kartographie revolutionieren werden, kann Drösser nicht klären. Sicher ist aber das es zunehmend unser Bild der Welt ändern wird, weg von (scheinbar) objektiven Karten hin zu den ego-zentrierten Karten der Nutzer. Das Internet erhält eine Gestalt, einen Raum, etwas das über die Bezeichnungen von chat rooms, digitalen Städten oder dem global village schon lange besteht, aber nie zu fassen war.

Der Mensch so Drösser, ist ein ortsgebundenes Wesen. Mit den Karten, die selbst gestaltbar bzw. mit Inhalt füllbar sind, kann, so scheint es, diese letzte Grenze der “wirklichen” Welt zur “virtuellen” eingerissen werden – wenn sie denn je bestanden hat.

Eine Diskussion über Karten und die Wahrnehmung der Welt, über die Macht der Repräsentation und die Überwachung durch Orientierung kann sich hier nahtlos und gewinnbringend anschließen, denn des gibt auch durchaus bedenkenswerte Aspekte dieser Spielerei mit den Karten und digitalen Karten.

Wo ich mich wann aufhalte, ist ein intimes Detail, das sensibler ist als meine Telefonnummer oder meine Gehaltsabrechnung. Wer darf meine Geodaten sehen, und wer schützt mich vor Missbrauch? Viele Nutzer wissen gar nicht, wie gut sich ihre Bewegungen in Raum und Zeit nachverfolgen lassen.

Der Artikel hat noch ein schöne Linksammlung um dem Phänomen näher auf die Spur zu kommen.

Das omnipotente Auge aus dem All

In Scheuklappen fürs fliegende Auge berichtet die Zeit über eine neues Gesetz, dass dem freien Verkauf von Satellitenbildern an jedermann einschränken will – offiziell wohl, da es sich hier um sicherheitsrelevante Informationen handelt. Wahrscheinlicher scheint wohl aber eher, das hier eine Technologie geschützt werden soll.

Ganz abgesehen von diesen Gründen, stellt die Verfügbarkeit dieser Bilder und die Möglichkeiten diese auf dem Computer zu bearbeiten das eigentlich interessante Thema da und bewegt mich zur Frage: Ist diese Verfügbarkeit eine Demokratisierung von Überwachung dar, im Sinne einer transparenten Gesellschaft (David Brin) oder eine weitere Erodierung von privatem Raum und damit einer Beschneidung unserer Bewegungsfreiheit. Letzteres auch durch die Beobachtung durch den ComputerMob und die unreflektierte Neugier der Nerds?

Die neue Vermessung der Welt

Kartographie ist offenbar auf dem Vormarsch. So bringt die ZEIT jede Woche eine neue Karte zu Deutschland heraus (leider habe ich noch nicht herausfinden können, wo alle in einer Ãœbersicht aufgeführt sind) – die letzte zu den 50 reichsten Deutschen. Welch tieferer Sinn dahintersteckt erschließt sich mir noch nicht, gehen doch diese Karten über eine bloße einfach beschreibende Funktion nicht hinaus. Aber auch hier – ein neues Bild der Wirklichkeit, dass sich anzusehen lohnt. Vielleicht sollte man diese Karte einmal mit den Sicherheitsaufkommen in den Städten, den Ausgaben für Sicherheitstechnik o.ä. vergleichen – dann wären wir einen Schritt weiter…

Nun hat die Welt einen Artikel zu Ich-Geografie veröffentlicht – Die neue Vermessung der Welt. Darin geht es um Kartendienste im Internet, mit denen die Nutzer ihre eigenen Karten der Welt (ihre Weltbilder ?!?) machen bzw. darstellen können. Welt wird organisiert, allen mitgeteilt und offensichtlich überwacht. Da die Karten allen zugänglich sind, bildet sich ein sehr buntes Bild der Welt heraus, welches mehr als Atlanten persönliche Bilder der Welt repräsentieren.