Category: Karten/mapping

Der Blick von oben

Der britischen Geographen Martin Dodge und Chris Perkinns haben eine thematische Ausgabe der Zeitschrift Geoforum zum Thema Satellitenbilder und ihre kulturellen und sozialen Konsequenzen herausgegeben. Das zwar bereits 2009, aber dennoch ist es immer noch hoch aktuell, auch und gerade für das Thema Überwachung und Kontrolle.

The ‘view from nowhere’? Spatial politics and cultural significance of high-resolution satellite imagery

Leider sind die Artikel elektronisch nicht frei zugänglich – zumindest nicht in Hamburg – dort gibt es sie in print. Wer Interesse hat, der kann mir auch eine Mail schicken.

Buch: Software und Alltag

Das neue Buch der beiden Geografen Rob Kitchin und Martin Dodge Code/Space Software and Everyday Life hört sich interessant an – immerhin wollen sie an empirischem Material zeigen, dass Software/Code nicht neutral ist, dass es mehr ist als nur Buchstaben und Zahlen, eben eine gesellschaftliche Bedeutung darüber hinaus hat. Ein Ansatz, der viel genutzt, aber bisher eher weniger deutlich ausgeführt wurde. Mehr dazu, wenn ich da mal reingeschaut habe.

After little more than half a century since its initial development, computer code is extensively and intimately woven into the fabric of our everyday lives. From the digital alarm clock that wakes us to the air traffic control system that guides our plane in for a landing, software is shaping our world: it creates new ways of undertaking tasks, speeds up and automates existing practices, transforms social and economic relations, and offers new forms of cultural activity, personal empowerment, and modes of play. In Code/Space, Rob Kitchin and Martin Dodge examine software from a spatial perspective, analyzing the dyadic relationship of software and space. The production of space, they argue, is increasingly dependent on code, and code is written to produce space.

Kriminelle Orte?

Der Guardian berichtet von den neuen interaktiven Crime maps in Großbritannien, die jetzt veröffentlicht wurden (Guardian. Online crime maps for all streets in England and Wales, 1.2.2011)

Detailed maps providing a monthly snapshot of crime and antisocial behaviour on every street across England and Wales are published for the first time today.
Home Office ministers say it is unprecedented for such interactive crime maps to be published for an entire country and that it has been done without compromising the privacy of victims and witnesses, or having a negative effect on house prices.

Die Aussagen des Home Office finde ich gewagt – denn über die Konsequenzen solcher Kartensysteme lässt sich kurz nach der Inbetriebnahme noch gar nichts sagen. Es funktioniert aber schon – ich frage mich allerdings, ob es nur eine Spielereri mit einem Geo-Daten und Kriminalitätsstatistiken ist oder einen tatsächlichen Mehrwert haben soll – denn dann muss es ja Konsequenzen haben. Zu kommentieren gäbe es jede Menge an diesem Projekt, welches mit 300.000 £ auch nicht gerade billig ist. Wie aussgekräftig sind die dahinter stehenden Statistiken – ich denke an die Schwierigkeiten mit der PKS in Deutschland. Auch geht es nicht nur um Crime, sondern um anti-social behaviour. Was ist das? Warum muss das darin sein. Ein typisches britisches Delikt bzw. ein Phänomen, das vor allem dort große Aufmerksamkeit erfährt und dessen Bearbeitung viel mit Erziehung und Bevormundung zu tun zu haben scheint. Die Ideen sind nicht neu und ich denke auch in Deutschland wird bereits an solchen öffentlichen Projekten gearbeitet. Karten sind ein wunderbares Mittel der Arbeit – auch für die Polizei. Nur in der öffentlichen Verwendung sollte reflektierter mit ihnen umgegangen sein, da Karten auch immer eine Welt schaffen, nicht nur darstellen.

Pariser Polizei legt Plan zur Videoüberwachung vor

Die Polizeipräfektur von Paris hat Pläne vorgestellt, wonach die Zahl der Kameras im öffentlichen Raum der Hauptstadt von aktuell 293 polizeilich betriebenen Kameras auf  1302 aufgestockt werden soll. Zudem sollen rund 13.000 weitere öffentliche und private Kameras zur Polizei aufschaltbar werden.

Auf interaktiven Karten kann man die Gegenwart und die geplante Zukunft der Videoüberwachung in Paris betrachten.

via netzpolitik

Überwachung für Filmfreaks

The wilderness downtown ist definitiv etwas für Filmfreaks und für die cinephilen unter uns. Was hat das mit Ãœberwachung zu tun – eine Menge, denn es nutzt auch die Ästhetik des Blickes von oben und von Streetview, sofern für die Gegend, die man eingibt Bilder vorhanden sind. Ansonsten ist es ein gelungener Film aus Splittscreens, Bewegung und den Möglichkeiten eines Browsers.

Viel Spaß!

ps. man wählt aus, welche Stadt gezeigt werden soll – ich habe länger gebraucht um Hamburg tatsächlich zu erkennen ;-)

Google WiFi View

Google Street View beschränkt sich nicht auf die Erfassung des sichtbaren Teils des Wellenspektrums. Wie jetzt bekannt wurde, scannen die Fahrzeuge mit dem sichtbaren Kameraturm unterwegs  die Straßen auch nach WLAN-Netzen ab.

Damit erhärtet sich der Verdacht, dass die Fahrten für Google Street View in den letzten Jahren nicht nur zur Aufnahme von Straßenansichten, sondern auch zur flächendeckenden Erhebung und Speicherung gerade auch der von privaten Haushalten betriebenen WLAN-Netze genutzt wurden. Nach gegenwärtigen Erkenntnissen ist davon auszugehen, dass neben der örtlichen Erfassung, dem Verschlüsselungsstatus der Geräte, der weltweit eindeutigen MAC-Adresse auch der vom Betreiber vergebene Name (sogenannte SSID) gespeichert wurde.

(via datenschutz.de)

Update: W-Lan-Kartografierung wird, wie auch einer unserer Blog-Leser richtig kommentiert, nicht nur von Google unternommen, wie Spiegel Online ausführlich erläutert.

Blaulichtatlas

Welche Straftaten geschehen in meiner Nachbarschaft? Hauptstädter können’s jetzt daueraktualisiert herausfinden: Der Blaulichtatlas verbindet die Polizeiticker von Berlin & Brandenburg mit einer Google Maps-Anwendung, die die Vorfälle in den Kategorien Feuer/Kriminalität/Sonstiges/Unfall anbietet. Wer seine Adresse oder seinen Standort angibt, bekommt gezielt Ergebnisse aus seiner Umgebung, von “Durch Qualm geweckt – Feuer in Wohnhaus” bis zu “Räuber kam zum Geschäftsbeginn”, jeweils verlinkt auf die Polizeimeldung.

Leipziger Kamera verabschiedet sich

Die “Leipziger Kamera. Initiative gegen Ãœberwachung” hat vorerst ihre Arbeit eingestellt. Sechs Jahre lang haben wir Kritik an der allgegenwärtigen Ausweitung von Ãœberwachungstechnologien und -pratiken geübt. Dabei haben wir unzählige Veranstaltungen organisiert, Vorträge gehalten, Interviews gegeben, Bündnisse unterstützt und Stadtführungen angeboten. Wir haben 2 Erich-Mielke-Gedächtnispreisverleihungen für „verdiente“ ÃœberwacherInnen inszeniert, die Videokameras aus Leipzigs Innenstadt kartographiert, unsere Stadtführungen vertont, Aktionen mit den Space Hijackers, den New York City Surveillance Camera Players und dem Seminar für angewandte Unsicherheit durchgeführt und in unserem Buch KONTROLLVERLUSTE „33 Bespickungen des verrotteten, in Private-Public-Partnership gegrillten Sicherheitsbratens“ (W.D. Narr) versammelt.

Damit ist das Ziel selbstverständlich nicht erreicht, doch können wir feststellen, dass das politische Spektrum der Ãœberwachungskritik in der Vergangenheit gewachsen ist. Nun ist es an der Zeit, dass andere das Projekt weiterführen, Ãœberwachungskritik und Datenschutz mit linker Gesellschaftskritik, kritischem Urbanismus und respektlosem Aktivismus zu verbinden. Wir werden als Einzelpersonen auch in Zukunft in verschiedenen – auch thematisch verwandten – Gebieten aktiv sein, und versuchen auch unser Buch “Kontrollverluste. Interventionen gegen Ãœberwachung” (Unrast-Verlag, Münster 2009, 18 EUR) zu begleiten und Buchvorstellungen zu organisieren.

Weitere Informationen und Probetexte zum Buch unter kontrollverluste.twoday.net

Das Recht auf unsere Koordinaten

Die EFF hat ein Dokument zur Locational Privacy veröffentlicht. Zur Erllärung, worum es geht:

Locational privacy (also known as “location privacy”) is the ability of an individual to move in public space with the expectation that under normal circumstances their location will not be systematically and secretly recorded for later use. The systems discusssed above have the potential to strip away locational privacy from individuals, making it possible for others to ask (and answer) the following sorts of questions by consulting the location databases.

Angesichts von GIS und anderen Technologien ein ziemlich wichtiger Aspekt unseres Lebens und der Verfügungsgewalt über unsere eigenen Daten, die wir in diesem Fall nicht aktiv abgeben, sondern die sozusagen durch unsere Bewegungen im Alltag produziert werden.

Literaturtipp: Mark Monmonier: Spying with Maps, 2002 Chicago (Univ. Press)

Kriminalitätskarten – Unsinn mit Daten

Wie jedes Jahr auch dieses Jahr – der Hamburger Kriminalitätsatlas. Nun ist ein Atlas eine Sammlung von Karten, aber das ist nicht der eigentliche Kritikpunkt an der Karte, die auf der Hamburger PKS (kleine Erklärung bei Krimpedia.de) basiert.

Nun sind aber die Daten der PKS schon mit vorsichtig zu betrachten, dazu kommt dann noch der sehr saloppe Umgang mit dem Kartenmaterial und z.B. der Grundlage der Stadtteile, die viel zu groß sind, um eine Aussage darüber zu machen, wie gefährlich es wo ist. Menschen bewegen sich quer zu den Stadtteilen und oft innerhalb viel kleinerer Quartiere – das wird aber nicht gezeigt (mehr oder weniger aktuell passt dazu auch der Artikel aus dem TazBlog zur Videoüberwachung in Hamburg vom 19.7.2009).

Zur Verwendung von Karten bei der Polizei empfehle ich abermals Eric Töpfers Artikel: Daten, Karten, Lagebilder bei Telepolis.