Kurzgeschichten gesucht!

Unter dem Titel “Stop Surveillance Copaganda” werden fiktionale Kurzgeschichten gesucht, die sich mit Überwachung auseinandersetzen.

Auch wenn ich die Ausschreibung und das darin geäußerte Verständnis von Überwachung etwas zu sehr zentriert sehe auf die Polizei und den Repressionsapparat, so ist das Anliegen doch sehr zu begrüßen und das Thema gut begründet.

To affirm human rights with more just and accurate depictions of centralized surveillance technologies, we are running an open call for short stories to be used as the foundation for a new toolkit. 

Revisiting „Citizenfour“

Vor zehn Jahren arbeitete der Dokumentarfilm „Citizenfour“ die Geschichte des Whistleblowers Edward Snowden und seiner Enthüllung eines globalen Überwachungs- und Spionageskandals auf. Seitdem hat sich viel verändert. Oder?

aus dem Flyer zur Veranstaltung Revisiting The state of surveillance today. Revisiting „Citizenfour“

Anlässlich des Jubiläums des Films  – und damit ja auch der Enthüllungen durch Snowden 2013 – veranstaltet das Weizenbaum-Institut einen Workshop und zeigt im Anschluss den Film.

Zeit und Ort: 11. September 2024 in der Zeit von 14:00 Uhr bis 17:30 Uhr, Hardenbergstraße 32, 10623 Berlin.

Weil es bestimmt nicht nur mir auffällt – ist der Termin Zufall? Ich kann es kaum glauben….

Technik, Probleme, Sicherheit

Wenn Du glaubst, dass Technologie deine Probleme lösen wird, verstehst Du weder Technologie, noch Deine Probleme.

(Laurie Anderson im Zeit Magazin Nr. 35, 15.8.2024, S. 38.)

Die New Yorker Avantgarde-Künstlerin antwortet mit diesem Bonmot, in der Rubrik “was ich gern früher gewusst hätte” auf eben diese Frage.

Ich finde das Zitat bringt auf den Punkt, was Forschenden von Technik vor allem im Bereich der Überwachung (aber auch anderswo) immer wieder entgegenspringt, nämlich die Verbindung von Technik (sehr bliebt: Videoüberwachung oder Biometrie, oder beides in einem, usw.) dem Phänomnen der Sicherheit, welches als Gefühlt bei den Bürger:innen gestört oder zumindest beeinträchtigt ist und der Lösung eines oft sozialen Problems, wie ein unspezifische Kriminalität, Verwahrlosung öffentlicher Orte, dergleichen halt.

Mehr zur Gesichtserkennung

Dieses Mal in Supermärkten. Dieser Artikel ist bereits vom April (ich komme oft nicht schnell genug dazu die Fundstücke zu verarbeiten ;-)), passt aber hervorragend zu dem Artikel davor.

Supermarket facial recognition failure: why automated systems must put the human factor first (The Conversation, 22.4.2024

In dem Artikel geht es vor allem darum, in welchem Kontext diese Technologien eingesetzt werden, was das für Konsequenzen haben kann und warum es wichtig ist darüber auch bei so scheinbar alltäglichen und nebensächlichen Dingen wie dem täglichen Einkauf zu sprechen.

Supermarkets may now be at the forefront of a technological shift in the shopping experience. Moving towards a surveillance culture where every customer is monitored as a potential thief is reminiscent of the ways global airport security changed after 9/11.

Olympia und der Darwinismus

Ja, das Thema hat nicht direkt mit Überwachung zu tun, aber langjährige Besucher des Blogs wissen, dass Olympia, Sport und Doping (hierum geht es dieses Mal nicht) auch meine Themen hier sind. Daher ein Hinweis auf ein politisches Feuilleton vom 5.8.2024, bei Deutschlandfunk Kultur.

Olympia: Nur der Sieg zählt! 4:42 Min.

Machen mir die Spiele Spaß. Ja, ich habe tolle Wettbewerbe gesehen, mein neuer Favorit ist Kanu Cross und auch den Sieg der 3×3 Frauen im Basketball habe ich gefeiert! Toll. Aber über andere Dinge auch nachzudenken gehört geben auch dazu – und in vielen Interviews mit Sportler:innen wurde mir durchaus bestätigt, worüber ich mir hier Gedanken mache.

Polizeilicher Umgang mit Vorwürfen

Im Cilip Heft 134 (April 2024) findet sich ein sehr lesenswerter Artikel von Riccarda Gattinger, der sich mit dem Polizeilichen Umgang mit Vorwürfen auseinandersetzt. Sie schildert darin sehr nachvollziehbar die unterschiedlichen Reaktionen von Polizei auf Vorwürfe, insbesondere auf solche, die Rassismus und Diskrimierung adressieren und wie sie von Gattinger besonders beachtet werden. Als ergänzenden Vorschlag zu ihrem Artikel fiel mir eine kleine Skizze ein, die ich für mich verfasst hatte, die sich mehr oder weniger genau damit beschäftigt, vor allem damit, wie sich dieses Thema möglicherweise theoretisch rahmen ließe. Hier ist der Auszug, vielleicht für manchen eine hilfreiche oder einfach auch nur interessante Ergänzung.

Tödliche Algorithmen?

Zugegeben, der Titel ist eher eine dubiose Schlagzeile, denn ein seriöse Überschrift. Dennoch, der Artikel aus der New York Times über Risikoeinschätzungen zu häuslicher Gewalt lassen diese Verbindung zumindest als Schlagzeile zu, wenn es auch so nicht stimmt. Algorithmen töten nicht. Ihre Bedeutung bei der Entscheidungsfindung allerdings erreicht zunehmend immer neue Bereiche, auch Bereiche, in denen es um sensible Einschätzungen gehen kann, wie hier im Fall von Sicherheit und Unsicherheit von Opfern häuslicher Gewalt – was dann bei falscher Einschätzung zu tödlichen Konsequenzen führen kann.

An Algorithm Told Police She Was Safe. Then Her Husband Killed Her. NY Times, 18. Juli 2024

Nun sind solche fatalen Einschätzungen nicht allein auf Algorithmen zu schieben. Auch Menschen können sich entsprechend irren, wenn man das so nennen mag, bzw. Entscheidungen treffen, deren Grundannahmen problematisch sind, weil man z.B. Frauen nicht glaubt, Vorwürfe häuslicher Gewalt für Hysterie hält oder dergleichen. Das scheint hier nicht der Fall zu sein – im Gegenteil besteht eine hohe Aufmerksamkeit für das Thema und mit einem Algorithmus will man diese noch verbessern.

Alles Doping, oder was?

Die ARD-Doping-Redaktion hat mal wieder eine schöne Geschichte aus der Rubrik wusste-ich-es-doch! Hier gibt der spanische Arzt Fuentes zu Protokoll wie er gedopt hat und seit wann – bereits 1992 zu den olympischen Spielen in Barcelona. So weit, so nicht überraschend.

Schatten über Olympia 1992. Fuentes beschreibt spanisches Doping-System. Tagesschau.de, 18.7.2024

Erschütternd? Eher nicht. Erschütternd ist eher, dass zu vermuten ist, dass es auch jetzt so weiter läuft, dass die entsprechend Verantwortlichen sich nicht darum kümmern oder Blödsinn erzählen und vor allem, dass das Doping-Kontroll-System nicht funktioniert. Es zwängt hingegen Sportler:innen in ein Korset, dass so nicht mehr verhältnismäßig erscheint. Bin ich für Doping?

Hygiene und das Auge der Überwachung

Vor zwei Wochen war ich im Hygienemuseum in Dresden (bei einer Tagung des Kolloqiums Polizeigeschichte), und habe mir, weil früh angereist, die Ausstellung im Museum angeschaut. Das war sehenswert. Aktuell gab es dort eine Ausstellung zum Museum in der DDR – VEB Museum.

Dabei fand ich im Shop eine Postkarte mit diesem Motiv – mal wieder eines mit dem allsehenden Auge. Und klar, die Geschichte der Hygiene ist, war eine der Überwachung, der Kontrolle, der Erziehung, und so schön deutlich war es dann auch auf dem Plakat zu einer Ausstellung von 1911.

auch zu finden hier:
https://www.dhm.de/lemo/bestand/objekt/internationale-hygiene-ausstellung-dresden-1911.html

Neom – the Concentration City?

Seit ich die ersten Berichte und dann Bilder von NEOM bzw. the Line aus Saudi-Arabien gesehen habe, geht mir eine Geschichte von J.G. Ballard nicht mehr aus dem Kopf: The Concentration City. Die Geschichte spielt in einer Stadt der Zukunft, die alles hinter sich lässt, was wir so kennen, bzw nur aus Filmen kennen. Wir in Trance bewegt man sich in der Geschichte durch die Stadt, in der es keinen Anfang und kein Ende zu geben scheint.

Die Geschichte beginnt mit der Zeile: “Noon talk on Millionth Street”. Der Protagonist hat die Addresse: “3599719 West 783rd St. Level 549-7705-KNI (local)” und landet am Ende mit dem Hinweis “take a westbound Green to 298th Stress, cross over at the intersection and get a Red elevator up to Level 237. Walk down to the station on Route 175, change to a 438 suburban and go down to 795th Street, turn left a the roundabout and – You’re back where you first started from. $Hell x 10n., wieder an seinem Ausgangspunkt.