Richtlinien für RFID-Nutzung

Peter Schaar, Datenschutzbeauftragter des Bunds hätte gern eine Selbstverpflichtung der Wirtschaft für den Umgang mit RFID-Chips. Ob er damit Erfolg haben wird, halte ich ich eher für fraglich. Gleichzeitig befragt die EU ihre Bürger über noch zu schaffende Richtlinien für die Anwendungen der Funkkchips. Dazu hat die EU auch eine Seite mit Basisinformationen zu RFID zusammengestellt.

So eine Befragung ist ein rühmliches Ansinnen – es muss allerdings gewährleistet sein, das die befragten Bürger auch entsprechend über die Vor- und Nachteile der Technologie informiert werden und alle Informationen erhalten können. Ob das dort geschieht, das müsste man sich noch mal genauer ansehen. Ansonsten könnte das auch zu einer weiteren Werbe- und Verkaufsshow der Industrie werden….

Gesichtserkennung in der dritten Dimension

Mit 12 Millionen Euro fördert die EU seit April 2006 das Projekt 3D Face, das die Leistungsfähigkeit von Gesichtserkennungssystemen erheblich verbessern soll. Ziel ist ein Upgrade der biometrischen Merkmalsdaten in den neuen europäischen Reisepässen. Zweidimensionale Gesichsterkennung ist stark fehleranfällig, vor allem gegen Lichteinfall oder die Neigung des Kopfes. Unter der Leitung des französischen Sagem Défense Sécurité arbeitet ein Konsortium von 12 Unternehmen zusammen, von deutscher Seite ist unter anderem das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD beteiligt.

Wo bitte geht’s zum Öffentlichen?

Der Wiesbadener Kunstsommer 2006 präsentiert eine Ausstellung rund um den öffentlichen Raum … ein Thema, dass eng mit Überwachung, Kontrolle, Ausschluss, Macht und räumlicher Bewegungsfreiheit zu tun hat… Eröffnung ist am 7. Juli 2006 in Wiesbaden.

Das für den Wiesbadener Kunstsommer 2006 konzipierte Ausstellungsprojekt „Wo bitte geht’s zum Öffentlichen? Show me the way to public sphere!“ versteht sich als künstlerisches Pilotprojekt zur Erkundung urbaner Potentiale rund um das Thema Öffentlichkeit. Seinen Ausgangspunkt bilden die spezifischen Bedingungen des Areals am Hauptbahnhof, jenes im Wandel befindliche Gebiet voller Gegensätze: ein idealer Nährboden für die Kunst.

Mehr Infos: Wo bitte geht’s zum Öffentlichen?

Ein Bericht folgt nach dem Wochenende….

Bankraub-Performance

Nicht auf den ersten, aber auf den zweiten Blick hat auch das Thema Bankraub etwas mit Überwachung zu tun….(ähnlich wie Kunst auch immer etwas mit Alarmanlagen zu tun hat… )… Klaus Schönberger und MC Orgelmüller präsentieren ihre Performance zum Bankraub.

Va Banque. Eine etwas andere Einführung in die Volkskunde, Theorie, Praxis und Geschichte des Bankraubs.

Donnerstag, 6. Juli, 2006, 19 Uhr, Institut für Volkskunde der Universität Hamburg, Bogenallee 11, U 15

In Form einer MultiMedia-TheoriePraxis-Performance (Bankraub-Quiz, Film, szenische Lesung, Vortrag etc) laden Dr. Klaus Schönberger (Institut für Volkskunde) und der musikalische Alleinunterhalter MC Orgelmüller (Tübingen/Ludwigsburg) zu einer Reise in die faszinierende Welt des Bankraubs ein.

RFID auf dem Vormarsch

Anlässlich der kleinen Diskussion auf den Beitrag von Dietmar Kammerer hier noch ein paar Infos zur Zukunft der RFID-Technologie. Abgesehen von den wenigen Kritikern der Technologie herrscht eher eine industrielle Aufbruch-Stimmung bei den Chips und ihren Anwendungsgebieten. Heise zitiert einen Staatssekretär, der RFID-Weltmeister werden will. Media NRW sieht in der Technik den Markt der Zukunft. Das Manager Magazin will sogar mit den Chips die EU-Wettberwerbsfähigkeit ankurbeln. Und das Handelsblatt zeigt, dass dieses vielleicht gar keine Hirngespinste sind, sondern RFID tatsächlich auf dem Vormarsch ist – denn die Umsätze steigen.

Und weil das alles von nationaler Bedeutung ist, richtet die Bundesregierung gleich noch eine Fachkonferenz aus.
Einzig der FoeBud e.V. kritisiert das Thesenpapier der deutschen Wirtschaft und warnt vor den Folgen und Nebeneffekten von RFID. Die Verbraucherzentrale berichtet dann noch von den gescheiterten Bemühungen, der Wirtschaft eine Selbstverpflichtung abzuringen. Als ob das jemals zu wirklichen Ergebnissen und zum Schutz der Bürger geführt hätte…

Also: RFID ist auf dem Vormarsch und verspricht Arbeitsplätze… fragt sich nur um welchen Preis und ob das alles so wirklich durchdacht ist.

Beobachtet werden verführt zur Wahrheit

Eine Studie der Universität Newcastle hat in einem Experiment (BBC Online) getestet, welchen Konformitätsdruck bestimmte Bilder erzeugen. Augen und Kameras suggerieren offensichtlich eine Form der Beobachtung, auch wenn diese Augen nicht real sind.

A Newcastle University team monitored how much money people put in a canteen “honesty box” when buying a drink. They found people put nearly three times as much in when a poster of a pair of eyes was put above the box than when the poster showed flowers.

Ein psychologischer Effekt, der allerdings weitreichende Konsequenzen und Anwendungsgebiete verspricht. Und die Ideen werden auch gleich mitgeliefert…

Writing in the journal Biology Letters, the team says the findings could aid anti-social behaviour initiatives.

Angesichts der Diskussion um die Datenschutz- und Freiheitsrechte der Bürger bei Videoüberwachung, scheinen sich hier viel grundlegendere Probleme zu ergeben. Nämlich die Psychologisierung sozialer Kontrolle, welche anscheinend auch kulturell verankert ist. Vielleicht ziehen die Kameras einen Großteil ihrer Wirkung daraus und nicht aus der Tatsache, dass dann die Polizei jede Untat gleich mitbekommt und man selbst zur Rechenschaft gezogen wird. Das ist dann nur das, was die Polizei aus diesem Effekt herauszieht…. und spricht gleichzeitig gegen ihre gängigen Argumente.

mehr auch bei Spiegel Online

Kommt die zentrale biometrische Datenbank?

Auf einer Tagung zum Thema “Biometrie und Datenschutz” hat Hans-Peter Uhl, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Innenpolitik der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, bekannt gegeben, er halte eine zentrale Speicherung biometrischer Daten aus Ausweisdokumenten für “nützlich”, wie heise.de berichtet. Weiterhin wird der Mann wie folgt zitiert: “Als Sicherheitspolitiker hat man Interesse an möglichst vielen Daten und Datenabgleich, da man damit Sicherheit produzieren kann.” Sicherheit kann jetzt also schon ‘produziert’ werden? So wie man Tomaten, Autos oder Kernseife am Fließband herstellen kann? Und das Rohmaterial dazu sind die Daten? Uhl, der für Datenschutzfragen gerne noch “sensibilisiert” werden würde, zeigte sich im Verlauf der weiteren Diskussion reichlich unsensibel. Auf den kritischen Einwand der innenpolitischen Sprecherin der Grünen im Bundestag, Silke Stokar, sie fühle sich unwohl, wenn sie auf Reisen gehe in Staaten, die keine Schutzgarantien für die eingelesenen biometrischen Daten abgeben, entgegnete Uhl: “Dann bleiben Sie halt zu Hause.”

Polizei mit Erfolgsmeldungen

Die Hamburger Polizei wird nicht müde ihre Videoüberwachung der Reeperbahn als großen Erfolg darzustellen. Jede Begebenheit, bei der die Kameras helfen, wird als Argument für die Kameras genutzt… auch in eigenen Pressemitteilungen (26. Juni 2006). Eine Evaluation – unabhängig und zieloffen – sollte dann auch untersuchen wieviel ihnen wohl durch die Lappen gegangen ist … und ob es sich tatsächlich um eine angemessene Einschränkung der Rechte auf das eigene Bild und die Datensicherheit des Einzelnen handelt.

Beamte in der Polizeieinsatzzentrale beobachteten gegen 05.00 Uhr
auf dem Videoüberwachungsmonitor zwei Männer, die einen Bauwagen mit
Farbspray besprühten. Die Davidwache wurde umgehend informiert und
entsandte einen Funkstreifenwagen.

Videoüberwachung von Kassiererinnen

Ver.di hat sein Schwarzbuch zum Discounter Lidl ja schon bereits vor einiger Zeit veröffentlicht – nun aber gibt es eine europäische Version und darin wohl einige Stellen, bei denen man sich nur noch an den Kopf fassen kann – wenn es bisher nicht schon geschehen ist… so werden in einigen Ländern die Mitarbeiter auch per Videokameras überwacht – und aus ihnen per Generalvedacht Diebe gemacht.

Infos dazu bei Spiegel Online und der Financial Times Deutschland.

Als besonders skandalös kritisierte die Gewerkschaft Videoüberwachung in französischen Filialen. Damit würden alle Mitarbeiter per se unter Diebstahlverdacht gestellt. Agnes Schreieder von Ver.di verwies darauf, dass es im Lager einer Filiale im französischen Nantes mehr Videokameras als im örtlichen Gefängnis gebe. Zudem ist laut Ver.di der Leistungsdruck bei Lidl so hoch, dass die Vorgaben kaum zu schaffen seien.

Wie absurd muss es denn noch werden…?!

Videoüberwachung macht Helden

Die Welt (26. Juni 2006) berichtet in einem Artikel von einem Überfall in England, der durch Kameras aufgezeichnet wurde. Zwei Jugendliche wurden angegriffen – einer von ihnen starb durch einen Messerstich. Für seine Mutter ist Daniel ein Held, da er sich bevor er selbst verletzt wurde, vor seinen Freund stellte und diesen zu verteidigen versuchte. Das Band wurde in England im Fernsehen ausgestrahlt – zur Abschreckung und um zu zeigen, dass Täter mit Videoüberwachung gefasst werden können. Daniel hilft das alles nicht mehr. Er ist ein fragwürdiger Held und die Rolle der Videoüberwachung scheint mir hier doch sehr überzogen dargestellt zu sein. Daraus Rückschlüsse auf den Erfolg der Kameras zu ziehen, ist unredlich, für die Polizei und andere Befürworter aber nur eine Bestätigung für ihre Wirksamkeit – leider nicht bei der Verhinderung solcher Taten.

“Es war eine schwere Entscheidung”, sagt sie [die Mutter]. “Wir wurden von der Polizei darum gebeten, um zu zeigen, wie CCTV kriminelle Aktivitäten überwachen kann. Dieses Video zeigt die harte Realität der Messerüberfälle in diesem Land. Es war eine grundlose Attacke, und es hätte jeden treffen können.” Als sie das Filmmaterial zum ersten Mal sah, so Pollen weiter, wollte sie ihren Sohn einfach nur am Leben sehen. “Den Überfall zu sehen und zu wissen, ihn nicht stoppen zu können, war das schrecklichste überhaupt.”

Es wäre obszön angesichts dieser Tat für eine Ausweitung der Kameras zu plädieren, das die Gründe für die Gewalt nicht gelöst werden, einzig die Täter gefasst werden konnten. Wenn es dass ist, was die Polizei hauptsächlich will, dann hat sie – und mit ihr die Politiker – ihre Aufgabe grundlegend verfehlt. Sicherheit ist etwas anderes.