Month: September 2011

Ringvorlesung zu Konsum und Kontrolle

Im Wintersemester 2011-12 veranstalte ich eine Ringvorlesung zum Thema Konsum, Shopping, Alltag und Kontolle.

Die Ringvorlesung findet im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens der Uni Hamburg statt Рsie ist ̦ffentlich und alle sind herzlich eingeladen teilzunehmen.

Ort: Hörsaal K, Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee

Beginn: 20.10.2011 – 14-tägig

Das Programm:

Zaun gegen Obdachlose

Bisher ist das nur eine Hamburger Geschichte, die so weite Kreise nicht gezogen hat. Das kann sich ändern, wenn der Widerstand anhält und die Stadt bzw. der Bezirk Mitte nicht von ihrem Plan ablässt die Obdaschlosen auf diese kurzsichtige Art und Weise vom Schlafen unter einer bestimmten Brücke abzuhalten. Hamburg scheint gerade dabei zu sein, seinen nächsten Ort für Protest und was ich hier einmal mit Gentrifizierungs-Auseinandersetzungen bezeichnen möchte, zu schaffen. Ähnlich dem Gänge-Viertel, dessen Zukunft inzwischen gelöst ist – nach Protesten.

Selbst bei Abwägung aller Argumente auf allen Seiten, bleibt es eine ziemlich unsinnige Aktion – die keine Lösung des eigentlichen Problems herbeiführt, z.B. Schlafplätze für diese Menschen. Die nächsten Wochen werden zeigen, welches Bild sich Hamburg geben möchte und ob Bezirk und Senat aus vergangenen Krisen dieser Art lernen kann.

Piratenerfolg

Es wirkt fast irreal. Mit 8,9% der Stimmen ziehen die Piraten ins Berliner Abgeordnetenhaus. Die voraussichtlich 14 Mandate können sie mit ihrer 15 Personen umfassenden Liste gerade so auffüllen.
Ein Bundestrend ist das sicherlich nicht. Auffällig ist nämlich ein Spezifikum der Berliner Piratenpartei. Mehr als andere Gliederungen der Organisation in der Vergangenheit hat sie mit mehr als ihren ureigenen Themen punkten können. Es ging also nicht nur um freien Netzzugang, Gegnerschaft gegen Onlineüberwachung oder gegen Ãœberwachung im allgemeinen. Vielmehr haben zumindest die Berliner Piraten den ersten Schritt aus der Single-Issue-Ecke gewagt und Zustimmung auch mit anderen Themen erzielt. Auch wenn sie niemand so recht ernst nimmt – besonders die anderen Parteien und diverse Medienkommentare üben sich doch in einer recht paternalistischen Attitüde – “wilderten” sie erfolgreich mit verschiedenen Fragen im Bereich der libertären Linken. Auf ihrer Agenda standen auch Grundeinkommen, Stopp der Privatisierungspolitik, Wahlrechtsausweitung, Transparenz und Ausweitung demokratischer Mitbestimmung. Nun heißt es gespannt sein, wie sie ihre abstrakten Forderungen in konkrete politische Projekte umsetzen.

Schlechte Argumente gegen die E-Card

Auf der Demo “Freiheit statt Angst” waren sie wieder mit dabei: die Kritiker_innen der Elektronischen Gesundheitskarte. Die Argumente werden aber langsam immer schlechter. Auf ihrem Flugblatt nennen sie drei:

1) Es werde nicht geprüft, ob das eingesandte Foto echt ist. Fordert man also noch “bessere” Kontrolle?

2) Die Geräte seien meist nicht mit desinfizierbarer Folie ausgestattet, deshalb könne man sich an den Tasten mit Krankheiten anstecken. Seuchen durch Kartenterminals?

3) Nur sehr, sehr kurz und knapp wird schließlich vor den riesigen Datenschutzproblemen der Telematikinfrastruktur und ihren sinnlosen Kosten gewarnt.

Das wurde sowohl von den Aktivist_innen als auch aus wissenschaftlicher Sicht schon besser gemacht. Zu letzterem: Decker, O. & Grave, T.
Überwacht oder überwach? Elektronische Gesundheitskarte und Patientenakte. Leviathan. Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaften 38, 191-209

Ãœberall Kameras – für die Menschenrechte

Der Bericht gibt Auskunft darüber, wie Kameras effektiv für Menschenrechte genutzt werden können. Mal ein anderer Ansatz…

WITNESS’ Cameras Everywhere aims to ensure that the thousands of people using video for human rights can do so as effectively, safely and ethically as possible. This report is based on discussions with over 40 senior experts and practitioners in technology and human rights. It presents a roadmap to emerging trends in policy and practice at the intersection of human rights, technology, social media, and business. Cameras Everywhere goes on to make specific recommendations on how important players in the new human rights landscape can take specific, manageable steps to strengthen the practical and policy environments for human rights video, and other information and communication technologies (ICTs) used for human rights.

Cameras Everywhere Report 2011

Fragen nach dem function creep sowie der eventuellen Gradwanderung zwischen Widerstand, Menschenrechten und neuer sozialer Kontrolle sind hier bestimmt angebracht. Mal sehen.

Die Folgen von 9/11

Das Internet-Radio von Deutschland Radio (dradio Wissen) hat eine 4-teilige Serie zu den Folgen des 11. September 2001 auf dem Netz stehen. Angesichts der Folgen die es auch für Überwachung, Kontrolle, Sicherheit und die Privatsphäre hatte, denke ich ein Hinweis ist hier angebracht.

Die Folgen von 9/11.

ps. Die Urlaubszeit ist vorbei und der Blog wird wieder häufiger mit neuen Sachen aufwarten.

Polar #11: Sicherheit

Polar, die Zeitschrift für Politik, Theorie und Alltag, beschäftigt sich in ihrer aktuellen Ausgabe mit dem Thema Sicherheit:

»Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit in einer Welt in der nichts sicher scheint« singen die Chart-Breaker Silbermond und treffen damit den Zeitgeist. Während früher »Wagnis« und »Risiko« die Zauberworte waren, so scheint es heute gerade der Schutz vor den Risiken der Welt zu sein, der schon die Jugend umtreibt. Vom Rest ganz zu schweigen. Entsprechend sehen etwa die Goldenen Zitronen in Silbermond »die unwidersprochene Speerspitze des popkulturell verhandelten Sicherheits-Dispositivs«. polar geht diesem neuen Sicherheitsbegehren in seiner neuen Ausgabe nach.

Mit Beiträgen u.a von Herfried Münkler zu Sicherheit und Freiheit, John T. Hamilton über den Mythos Sicherheit, Ulrich Bröckling zum Precautionary Principle und Kendra Briken zu den Ökonomien der Inneren Sicherheit.