Author: Nils Zurawski

Dr. habil. Nils Zurawski, ist Soziologe und Ethnologe und Initiator des Forschungs-Netzwerkes Surveillance-Studies. Er arbeitet als Wissenschaftler am Institut für kriminologische Sozialforschung an der Universität Hamburg sowie als freier Mediator/Moderator/Konfliktberater. Hier gibt es mehr Informationen zu seiner Arbeit: https://www.surveillance-studies.org/zurawski

Identität – ein Hörspiel

Identität und Identifikation sind zwei der Schlüsselthemen von Überwachung und Kontrolle. Hier ist ein Versuch, das Thema als Kurzhörspiel zu bearbeiten. Für die Jury des ARD Wettbewerbes Premiere im Netz reichte es zwar nicht um nominiert zu werden – aber deshalb soll es nicht in meiner Schublade verschwinden und kann hier angehört werden.

Identität. Ein Kurzhörspiel von Nils Zurawski, Hamburg 2007.

Viel Spaß

The Big Brother State

The Big Brother State is an educational film about what politicians claim to be protection of our freedom but what we refer to as repressive legislation.

Since terrorism has become a global threat, especially after 9/11, governments all over the world have started enforcing laws which, so the governments say, should increase national security.

These laws obviously aim at another goal: the states gaining more and more control of their citizens at the cost of our privacy and freedom.

http://www.bigbrotherstate.com

50 Jahre Erdüberwachung – Sputnik und danach….

Aus Anlass des 50 Geburtstages von Sputik hat die Zeit eine kleine Bildergalerie über Satelliten zusammengestellt.

Inzwischen tummeln sich da oben rund 17. 000 von den kleinen Dingern, die inzwischen weitaus mehr erkennen können, als sich das die Erfinder von Sputnik so vorgestellt haben. Es ist die rundum-Ãœberwachung unseres Planeten, für Wetter, Naturkatastrophen, Migrantenbewegungen, Kriege und alles andere, was sich von da oben so beobachten lässt. Das ist nicht mehr mit den Begriffen einer Kontrollgesellschaft zu fassen, die auf staatliche Macht und Steuerung bezogen ist – oder aber doch und dann doch zu unserem Vorteil (?) – Es ist der Blick auf die globale Totalität, der die Frage nach unserer eignen Vorortung überflüssig zu machen scheint – oder gerade erst neu stellt. Ãœberwachung als Hilfe um der Unübersichtlichkeit und der eigenen Unsicherheit angesichts der Komplexität der Welt zu entgehen.

Jeder sein Kartograph – Verortung mit Google Earth

In der Zeit berichtet Christoph Drösser über die zunehmende Kartierung des Netzes oder besser unserer Welt über das Netz mithilfe von digitalen Karten, wie sie u.a. von GoolgeEarth angeboten werden. Ob diese neuen Technologien und Anwendungen die Kartographie revolutionieren werden, kann Drösser nicht klären. Sicher ist aber das es zunehmend unser Bild der Welt ändern wird, weg von (scheinbar) objektiven Karten hin zu den ego-zentrierten Karten der Nutzer. Das Internet erhält eine Gestalt, einen Raum, etwas das über die Bezeichnungen von chat rooms, digitalen Städten oder dem global village schon lange besteht, aber nie zu fassen war.

Der Mensch so Drösser, ist ein ortsgebundenes Wesen. Mit den Karten, die selbst gestaltbar bzw. mit Inhalt füllbar sind, kann, so scheint es, diese letzte Grenze der “wirklichen” Welt zur “virtuellen” eingerissen werden – wenn sie denn je bestanden hat.

Eine Diskussion über Karten und die Wahrnehmung der Welt, über die Macht der Repräsentation und die Überwachung durch Orientierung kann sich hier nahtlos und gewinnbringend anschließen, denn des gibt auch durchaus bedenkenswerte Aspekte dieser Spielerei mit den Karten und digitalen Karten.

Wo ich mich wann aufhalte, ist ein intimes Detail, das sensibler ist als meine Telefonnummer oder meine Gehaltsabrechnung. Wer darf meine Geodaten sehen, und wer schützt mich vor Missbrauch? Viele Nutzer wissen gar nicht, wie gut sich ihre Bewegungen in Raum und Zeit nachverfolgen lassen.

Der Artikel hat noch ein schöne Linksammlung um dem Phänomen näher auf die Spur zu kommen.

DNA-Tests für Migranten

Wie tagesschau.de berichtet hat Frankreich gerade zum vierten Mal das Einwanderergesetz verschärft. Die neueste Idee sieht vor, dass Immigranten DNA-Tests machen können – es soll freiwillig sein – um ihre Verwandschaft mit bereits in Frankreich lebenden Familienmitgliedern zu beweisen. Das gilt offensichtlich vor allem für den Nachzug von Kindern.

Kritik an dieser Maßnahme,(Übersetzung aus der Liberation) kommt von der Opposition:

Es wird der Moment kommen, in dem diese Art von Entgleisung in der Öffentlichkeit eine allgemeine Allergie gegen den technologischen Fortschritt bewirken wird. Um die Wissenschaft zu verteidigen, muss man das Recht der Menschen schützen. Mit anderen Worten: Der Gesetzesvorschlag, der überhaupt nie das Licht der Welt hätte erblicken dürfen, gehört in den Müll.”

Exponenten der sozialistischen Opposition nennen den DNA-Test “unwürdig”. (Radio Vatikan)

Frankreich scheint es führt durch dieses Gesetz bei den Einwanderern eine biologische Herkunft wieder ein, etwas das sie durch ihre Verfassung zum großen Teil seit sehr langer Zeitabgeschafft hatten. Es scheint als wenn die Sehnsucht nach Kategorisierung auch alte (manschmal auch rassische) Klassifizierungen wieder hoch kommen lässt. Überwachung als Geburtshelfer eines neuen Rassismus?
Wie auch immer, ich frage mich, wann diese grandiose Idee der Tests auch zu uns in die Diskussion kommt. Das könnte die nächste Sau sein, die Schäuble & Co durchs Sicherheits- und Überwachungsdorf treiben werden.

Englische Experten gegen DNA-Datenbank

IN Großbritannien regt sich so langsam mehr Widerstand gegen alle möglichen Arten von Kontrolle und Überwachung. Die dort beretis eingerichtete DNA-Datenbank speichert offensichtlich mehr Daten als wünschenswert und vor allem nötig, nämlich auch solche, die von Menschen stammen, die nicht verurteilt worden sind. Ob und wann solche Daten überhaupt erhoben und gespeichert werden sollen, ist noch eine Extra-Diskussion.

“Inclusion does not signify a criminal record and there is no personal cost or material disadvantage to the individual simply by being on it,” she said. (bbc.co.uk)

Das die Verantwortlichen dahin gehend beruhigen wollen, alles sei halb so schlimm, ist nachvollziehbar,aber vor dem Hintergrund das auf der Insel geplant ist eine vorsorgliche Vollerhebung durchzuführen, nicht wirlich beruhigend (ich finde den Hinweis darauf leider gerade nicht)

Die Sicherheit in den Städten

Das hier ist nicht wirlich eine Ankündigung für die Konferenz/Messe, aber als Aspekt von Forschung ist es doch sehenswert, was es noch so alles gibt. Die Messe Public Private Security am 23/24. Januar 2008 in Hannover, ist eine Show für mehr Sicherheit, auf der auch viele der üblichen Verdächtigen sich gegenseitig bestärken, wie gefährlich alles ist und wie viel schlimmer es noch sein wird. Mittenmang die Industrie, die sich so sehr um unser Wohlergehen sorgt und natürlich ein paar Produkte im Koffer hat…

Sicherheit und Ordnung als wesentlicher Standortfaktor gewinnt für Städte und Gemeinden immer mehr an Bedeutung.
Gemeinsam mit Partnern aus Öffentlicher Hand wie dem Deutschen Städte- und Gemeindebund sowie aus privatem Sicherheitsgewerbe wie dem Bundesverband Deutscher Wach- und Sicherheitsunternehmen schafft die PPS viel Raum zum konkreten Austausch zwischen kommunalen Zielgruppen und privatem Sicherheitsgewerbe.
Der thematische Schwerpunkt der PPS ist die gesamtstaatliche, flexible und effiziente Sicherheitsstruktur, die durch alle Akteure der inneren Sicherheit weiterzuentwickeln ist.

na dann, eine Veranstaltung zur Videoüberwachung wird es auch geben… …. ah ja – die Messe findet zeitgleich mit der Messe Public Infrastructure statt, eine Messehalle weiter, woran sich zeigt, das Ãœberwachung, Kontrolle und Raum ein wichtiger Themenkomplex ist, der auch in der Forschung zunehmend Beachtung findet. Hier bietet sich ein äußerst praktisches Feld für ein paar Betrachtungen.

Veranstaltung gegen den § 129a.

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Denn schließlich wird anlässlich des aktuellen Berliner 129a-Verfahrens,
das aufgrund der Verhaftung des Stadtoziologen Andrej H. von der Humboldt
Universität Berlin für internationalen Protest und großes Medienecho
gesorgt hat, der Bundesgerichtshof Anfang Oktober grundsätzlicher über
die Auslegung der Terrorismusdefinition gemäß § 129a StGB entscheiden.
Damit wird das Urteil nicht nur für die vier aktuell beschuldigten
Wissenschaftler und die drei derzeit noch Inhaftierten (denen
Brandstiftung an vier Armeefahrzeugen vorgeworfen wird) Bedeutung haben
(s. http://einstellung.so36.net/).

Das omnipotente Auge aus dem All

In Scheuklappen fürs fliegende Auge berichtet die Zeit über eine neues Gesetz, dass dem freien Verkauf von Satellitenbildern an jedermann einschränken will – offiziell wohl, da es sich hier um sicherheitsrelevante Informationen handelt. Wahrscheinlicher scheint wohl aber eher, das hier eine Technologie geschützt werden soll.

Ganz abgesehen von diesen Gründen, stellt die Verfügbarkeit dieser Bilder und die Möglichkeiten diese auf dem Computer zu bearbeiten das eigentlich interessante Thema da und bewegt mich zur Frage: Ist diese Verfügbarkeit eine Demokratisierung von Überwachung dar, im Sinne einer transparenten Gesellschaft (David Brin) oder eine weitere Erodierung von privatem Raum und damit einer Beschneidung unserer Bewegungsfreiheit. Letzteres auch durch die Beobachtung durch den ComputerMob und die unreflektierte Neugier der Nerds?