Author: Nils Zurawski

Dr. habil. Nils Zurawski, ist Soziologe und Ethnologe und Initiator des Forschungs-Netzwerkes Surveillance-Studies. Er arbeitet als Wissenschaftler am Institut für kriminologische Sozialforschung an der Universität Hamburg sowie als freier Mediator/Moderator/Konfliktberater. Hier gibt es mehr Informationen zu seiner Arbeit: https://www.surveillance-studies.org/zurawski

Regeln und Normbrüche

Wie Regelverstöße unsere Gesellschaft zusammenhalten, ein Feature beim Deutschlandfunk (Autor: Heiner Kiesel, 20.12.2022) erkundet die Grenzen der Regeln, die Wirksamkeit von Normbrüchen, und warum Polizei nicht für die Einhaltung der Normen notwendig ist – anders als Polizei gern glauben möchte.

Bei Rot über die Ampel gehen, illegal streamen: Gegen ein Gesetz hat man schnell verstoßen. Unsere Gesellschaft bricht trotzdem nicht zusammen. Im Gegenteil, sagen manche Wissenschaftler. Solch kleinen Übertretungen seien dem System sogar förderlich.

David Lyon: Surveillance

In Volume 11, Issue 4 der Internet Policy Review findet sich dieser Artikel von David Lyon, dem Nestor der Surveillance Forschung zum Stichwort: Surveillance, veröffentlicht am 29 November 2022, DOI: 10.14763/2022.4.1673, als Teil der Concepts of the digital society.

The concept of surveillance is vital for a digital era, especially considering that the term surveillance is several centuries old. […] Today, the ubiquitous use of smart phones – a key surveillance-enabling device – and the data-analysing capacities of large organisations, public and private, means that the concept has an ongoing life and impact.

(aus dem Abstract)

Was genau die Stoßrichtung ist, kann ich nicht sagen, werde mir den Artikel aber einmal durchlesen und eventuell hier was dazu sagen.

Responisble IA und PreCrime

Die Gruppe Responsible AI@ARIC lädt ein zu Filmvorführung und Diskussion zum Film PreCrime.

7. Dezember 2022, 19:00 Uhr im Alabama Kino auf Kampnagel (Jarrestr. 20) in Hamburg

Das Artificial Intelligence Center (ARIC) beschäftigt sich seit seiner Gründung unter dem Rubrum „responsible AI“ mit dem verantwortungsvollen Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Datentechniken.
Mit der Filmvorführung will das ARIC einen Diskussions-Impuls dafür geben, wo und wie daten- und KI-gestützte Maßnahmen in der Polizeiarbeit eingesetzt werden. 

Berliner Polizeistudie

Berliner Polizeistudie: eine diskriminierungskritische und qualitative Untersuchung ausgewählter Dienstbereiche der Polizei Berlin.

So der vollständige Titel der Arbeit der Kolleg:innen aus Berlin.

Und hier geht es zum direkten Download des pdf.

Als ein Ergebnis zitiere ich mal aus der Zusammenfassung:

Als Ergebnis kann insgesamt festgehalten werden, dass auf der zivilgesellschaftlichen Seite die Wissenslücke hinsichtlich dessen, was Polizei darf und muss, mehr in den Blick gerückt werden müsste. Auf polizeilicher Seite sollten die kommunikativen Kompetenzen ausgebaut und professionalisiert werden. Ihre Einübung müsste genauso trainiert werden wie andere polizeiliche Fähigkeiten und Fertigkeiten. Zudem bräuchte es mehr professionelle, alltagstaugliche und fortlaufende Reflexionsmöglichkeiten über die eigene Berufsrolle.

Das ist nicht so neu für alle, die zur Polizei forschen, warum also ist es so schwer das umzusetzen, wenn es doch immer wieder festgestellt wird?

Kundenmanagement mit Tür-Kamera

Die (wohl us-amerikanische) Organisation Data & Society hat zu einem interessanten Thema einen Bericht veröffentlicht: At the Digital Doorstep. How Customers Use Doorbell Cameras to Manage Delivery Workers, erschienen im Oktober 2022.

The doorstep has emerged as the new physical locale of consumption — the threshold at which purchased products become personal property. In this transformation, the porch has become a contested space: it is at once private property and, for delivery workers, their workplace. […]

Investigating the changing relationships between corporations, workers, and customers as a significant share of retail shifts from brick-and-mortar establishments to the doorstep, …

Vortrag: Femizid und Strafrecht

Die Vortragsreihe geht weiter am 15.2. mit einem Vortrag von Tina Krafczyk, MA Krim (Zeuginnen- und Zeugenbetreuung, LG Hamburg): Femizid – Bedeutung und Nutzen für die strafrechtliche Normgenese bei Gewalt gegen Frauen im sozialen Nahraum

Ort: HAW Hamburg, Alexanderstr. 1, Versammlungsstätte EG
Mehr Infos, siehe hier

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Anonymität und Forschung im digitalen Raum

Ich möchte gern auf diesen Artikel hier aufmerksam machen, der ein paar interessante Punkte aufgreift, die für die Forschung selbst wichtig sind. Wenn es auch nicht um Überwachung als Thema geht, so geht es um die Möglichkeiten von Erkennbarkeit, den Schutz von Forschungs- und Interviewpartnern und den qualitativen Forschungsprozess. Diese Aspekte werden in der Diskussion noch zu wenig berücksichtigt, wenn wir uns immer auf die anderen, auch wichtigen Arten und Formen der Überwachung konzentrieren. Lesenswert!

Traces of Interaction in Digital Space: On the Tension Between Public Accessibility and Anonymity in Qualitative Research Processes, von Susann Bischof, Franziska Lengerer & Frank Meyer, erschienen im Forum Qualitative Sozialforschung, 23(3), 23(3). https://doi.org/10.17169/fqs-23.3.3893

Das Anti-Doping-System in Erklärungsnot

Die Journalisten Hajo Seppelt, Peter Wozny und Jörg Winterfeldt zeigen an einem teilweise absurden Fall (Beitrag: Deutscher Dopingfall vor spektakulärer Wende), warum Kritik am Anti-Doping-System ebenso notwendig ist, wie man sich über das Doping von Athleten aufregen kann. Ich halte allerdings die gemachte Kritik für wesentlicher.

Dieser Film aus der ARD-Doping-Redaktion wirft einen mal ganz anderen Blick auf das Anti-Doping-System und zeigt, wo es Fehl läuft und die Athlet:innen eher belastet, statt ihnen zu dienen.

Eine wissenschaftliche Studie zu Anschlagsszenarien aus dem ARD-Film “Schuldig” könnte den Dopingfall der sächsischen Gewichtheberin Vicky Schlittig maßgeblich beeinflussen – und die Anti-Doping-Institutionen in Erklärungsnot bringen.

AI findet Instafotos

Nichts bleibt unentdeckt. Das Projekt “the Follower” nutzt offene Kameras und KI zum Erkennen von Gesichtern und Situationen um auf Instagram gespostete Bilder zu finden und den Hergang ihrer Aufnahme zu zeigen. Der Künstler dahinter ist Dries Depoorter, recht erfolgreich mit seiner digitalen Kunst. Und auch wenn man The Follower als Kritik verstehen kann, so arbeitet er auch für Unternehmen wie Amazon und andere ähnliche.

© Dries Depoorter, https://gifyu.com/image/Swotp, https://driesdepoorter.be/thefollower/