Category: Buch-Tipp/Veröffentlichung

Fürst Metternichs Überwachungsstaat

Die Rubrik Zeitläufe der ZEIT hat einen wirklich originellen und interessanen Artikel zum Thema: Metternichs IM.

Dem ersten Absatz allerdings würde ich zumindest warnend etwas hinzufügen wollen.

Die Geschichte des deutschen Überwachungsstaates im zwanzigsten Jahrhundert – vom Büttelreich der Hohenzollern bis zum Stasiparadies der DDR – führt weit zurück ins frühe neunzehnte. Sie ist vor allem mit einem Namen verbunden: Klemens Fürst Metternich.

Sind nicht auch die neuesten und jüngsten Ãœberwachungs- und Kontrollorgien Ausdruck eines Staates, der niemandem traut? Ist wirklich 1989 Schluss gewesen. Sicherlich die gegenwärtie Lage ist nicht mit der Stasi vergleichbar – dennoch gibt es Ideen und Strukturen, die sich über die DDR hinweg bis heute ähneln, nämlich die ständige Angst vor Feinden des Staates, mit denen dieser wiederum besser regieren, weil mehr Eingriffe in das persönliche Leben seiner Bürger rechtfertigen kann. Das ist heute schwieriger als bei Metternich oder in der DDR, aber vorhanden. Deshalb gilt es auch heute genau hinzuschauen, was wo und wofür passiert oder gut sein soll.

Lesetipp: “Wir” von Jewgenij Samjatin

Der Roman “Wir” (1920) von Jewgenij Samjatin gilt als der erste Roman, der eine völlig überwachte Gesellschaft beschreibt.

Wir spielt im „Einzigen Staat“, einem Gebilde, das nach einem 200-jährigen Krieg und der „allerletzten Revolution“ entstand. Dieser Staat besteht aus einer von einer Mauer geschützten Stadt, die Häuser dieser Stadt besitzen Wände aus Glas. Heerscharen von „Beschützern“ wachen über das „Wohl“ der Einwohner, deren Leben bis zum kleinsten Handgriff reglementiert ist, über allen steht ein übermächtiger „Wohltäter“. „Nummern“ – gemeint sind Menschen –, die sich gegen diese „Fürsorge“ wehren, werden öffentlich hingerichtet. Der Einzelne zählt nicht, was zählt, ist das Kollektiv. Im Laufe des Buches wird unter anderem eine Gehirnoperation entdeckt, die das Fantasiezentrum im Menschen entfernt und somit Gedanken des Widerstandes unmöglich macht. (wikipedia.de)

Der Roman ist als Volltext im Internet (hier und hier)  erhältlich und, wer lieber Gedrucktes mag, in mehreren Übersetzungen auch als Taschenbuch.

Neuer Aufsatz zu CCTV

Hier etwas zum Lesen – Videoüberwachung auf der Reeperbahn – eine nochmalige statistische Analyse der Daten der quantitativen Studie – mit einigen methodologischen Ãœberlegungen zu Raum und CCTV.

‘It is all about perceptions’: Closed-circuit television, feelings of safety and perceptions of space – What the people say” von Nils Zurawski erschienen im Security Journal als advance online publication (auch als pdf zum runterladen)

Answer to surveillance report of british parliament

Here is the UK government’s response to the House of Lords Consitution Commitee inquiry on Surveillance: Citizens and the State.

In the Surveillance & Society issue No 3 2009, you can find a discussion of the report by Katherine Hayles, Oscar Gandy, Katja Aas and Mark Andrejevic. Charles Raab, who was specialist advisor to the Lords Commitee will be responding in the next issue.

See also this entry.

Datenschutz-Schwerpunkt bei Analyse & Kritik

Die Mai-Ausgabe der Analyse & Kritik hat einen Schwerpunkt zum Thema Datenschutz “Ãœberwachung in Betrieben”.

Surveillance & Society on Resistance

New Issue Out Now: 6(3) Surveillance and Resistance guest edited by Laura Huey and Luis A. Fernandez.

Featuring great new articles…

  • David Bell – Surveillance is Sexy
  • Aaron K. Martin, Rosamunde E. van Brakel and Daniel J. Bernhard – Understanding resistance to digital surveillance: Towards a multi-disciplinary, multi-actor framework
  • Lucas D. Introna and Amy Gibbons – Networks and Resistance: Investigating online advocacy networks as a modality for resisting state surveillance
  • Helen Wells and David Wills – Individualism and Identity Resistance to Speed Cameras in the UK
  • Andrés Sanchez – Facebook Feeding Frenzy: Resistance-through-Distance and Resistance-through-Persistence in the Societied Network

With a special Review section on the UK House of Lords Constitution Committee Report, ‘Surveillance, Citizens and the State’, with responses by Oscar H. Gandy Jr. , N. Katherine Hayles, Katja Franko Aas and Mark Andrejevic

Opinion from Gary T. Marx , a poem from Rez Noir … and lots of book reviews!

David Gugerli: Suchmaschinen

Gelesen hab ich’s noch nicht, der Klappentext klingt aber spannend und der Band sollte in jedem Fall auch für diesen Blog interessant sein:

David Gugerli: Suchmaschinen. Die Welt als Datenbank. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009.

Der Autor, Professor für Technikgeschichte an der ETH Zürich, zeigt anhand von vier Fallstudien

die Entwicklung der Suchmaschine auf, von den frühen Fernseh-Ratespielen, von Robert Lembkes Unterhaltungsshow »Was bin ich?«, über Eduard Zimmermanns Fahndungssendung »Aktenzeichen XY« und Horst Herolds »Kybernetik der Polizei« bis zu der von Ted Codd ausgehenden Entwicklung der relationalen Datenbank.

Neue Artikel zu CCTV und anderem

In der neuesten Ausgabe des European Journal of Criminology (March 2009, Volume 6, No. 2) gibt es folgende Artikel, die sicherlich interessant für den einen oder anderen oder uns alle sind.

  • Benjamin J. Goold: Editorial: Making Sense of Surveillance in Europe
  • Ian Brown and Douwe KorffTerrorism and the Proportionality of Internet Surveillance
  • Daniel Neyland: Who’s Who?: The Biometric Future and the Politics of Identity
  • Leon Hempel and Eric Töpfer: The Surveillance Consensus: Reviewing the Politics of CCTV in Three European Countries
  • David Murakami Wood: The `Surveillance Society’: Questions of History, Place and Culture

Die Artikel sind wahrscheinlich nur über Anschlüsse von Universitäten frei verfügbar, ansonsten kostet der Zugang. Andererseits gibt es dieses Journal vielleicht auch in der Bibilothek.

Neue Ausgabe von Surveillance & Society

New Issue Out Now!  Health, Medicine and Surveillance
– (edited by Sarah Earle, Pam Foley, Carol Komaromy, and Cathy E. Lloyd)

Featuring articles by:
– Martin A. French – Woven of War-Time Fabrics: The globalization of public health surveillance
РSusanne Bauer, Jan Eric Ols̩n РObserving the Others, Watching Over Oneself: Themes of medical surveillance in post-panoptic society
– Sarah Weibe – Producing Bodies and Borders: A review of immigrant medical examinations in Canada
– Cheryl Day – Does my bum look big in this? Reconsidering anorexia nervosa within the cultural context of 20th century Australia
– Mebbie Bell – ‘@ the doctor’s office’: Pro-anorexia and the medical gaze
– Emma Rich and Andy Miah – Prothetic Surveillance: The medical governance of healthy bodies in cyberspace

and lots of book reviews…

Noch ein Buch: Kontrollverluste

Leipziger Kamera (Hrsg.), Kontrollverluste. Interventionen gegen Überwachung, 1. Auflage, März 2009, Unrast-Verlag, Münster, ISBN 978-3-89771-491-5, 256 S., mit Abbildungen, € 18.

Mit Beiträgen von Andreas Fisahn, Klaus Ronneberger, Peter Ullrich, Matthias Rothe, Peer Stolle & Tobias Singelnstein, Wolf-Dieter Narr, Elke Steven, Ron Steinke, Lars Bretthauer, Ulf Treger, FelS, Andrej Holm, Anne Roth, Critical Art Ensemble, Ulla Jelpke, Matthias Lehnert, Rojin, Peter Nowak, Mag Wompel, Volker Eick, Otto Diederichs, Florian Heßdörfer & Jan Bachmann, Sarah Dellmann, Der Schwarze Block e.V., Sandro Gaycken, Karl M. Burton, Lars Schmid & Jeronimo Voss, Computergruppe H48, Polizeikontrollstelle, New York City Surveillance Camera Players, Activists from Gipfelsoli, LIGNA.

http://kontrollverluste.twoday.net

Am Freitag, 13. März 2009 um 18.00 Uhr wird im el libro/linXXnet, Bornaische Straße 3d, Leipzig das Buch vorgestellt – von den Herausgebern selbst sowie den Autoren Sandro Gaycken, Florian Heßdörfer und Peer Stolle. Im Anschluss laden wir euch ein, mit uns auf unser Buch anzustoßen. Die Buchvorstellung findet im Rahmen des Buchmesseprogramms der Buchhandlung el libro und des linXXnet statt.

Eine Vollsimulation mit Schwedens Bevölkerung

Ich glaube man kann geteilter Meinung zu diesem Experiment sein, welches eine Menge Daten nutzt um Simulationen durchzuführen, die auch der Basis der gesamten schwedischen Bevölkerung basiert, sofern sie statistisch erfasst ist. MicroSim: Modeling the Swedish Population. (zum runterladen)

Es gibt dazu einen Koimmentar in einem Blog der wohl wohl zu dem Archiv an der Cornell University gehört, wo der Artikel erschienen ist, der sich eher kritisch zu dem Verfahren und der Idee insgesamt äußert. Die Frage ist, wie so ein Steuerungsinstrument noch genutzt werden kann und auf welche Ideen man mit diesen und anderen Daten noch kommt. Und wann die Simulation der Wirklichkeit vorausgreift bzw. diese dann zum Standard erhoben wird – social engeneering einmal anders und viel perfekter.