Author: Stephan Humer

Dr. Stephan Humer is Research Director at the Berlin University of the Arts, one of the oldest and most renowned Universities in Germany. Several other involvements e.g. at the University of Potsdam and the Bucerius Law School Hamburg complete his commitment to serve as a researcher and innovator in the field of Sociology of the Internet and digital analyses. Since March 2013 he is also Chairman of Germanys largest Terrorism Research Network (NTF) which connects nearly 500 scientists and researchers.

Vom Techniker zum Staatsfeind

Eine aktuelle Buchempfehlung: “Wiring Up The Big Brother Machine…And Fighting It” von Mark Klein.

Whistleblower Mark Klein tells the story of the illegal government spying apparatus installed at an AT&T office by the National Security Agency, and his battle to bring it to light and protect Americans’ 4th Amendment rights.

Extremismuserfahrungen schützen vor übertriebener CCTV-Euphorie

So sieht es zumindest Timothy Garton Ash, dessen Zitat ich heute im Tagesspiegel entdeckte:

“Tatsächlich ist es wohl Ihre Geschichte, die erklärt, warum Sie nicht so enthusiastisch über einen seine Bürger ausspionierenden Staat sind (zum wiederholten Male). So wie es der britische Akademiker und Journalist Timothy Garton Ash – der selbst eine Stasi Akte hatte und darüber in seinem großartigen Buch [“Die Akte Romeo“, Anm.) geschrieben hat – aufgezeigt hat: “Precisely because German lawmakers and judges know what it was like to live in a Stasi state, and before that in a Nazi one, they have guarded these things [privacy] more jealously than we, the British, who have taken them for granted. You value health most when you have been sick”.”

Informationsfreiheit und ihre Umsetzung

Informationsfreiheit ist wertlos, wenn sie nicht in Anspruch genommen wird. Während die deutsche Website befreite-dokumente.de des Chaos Computer Clubs (CCC) wohl als Reinfall bezeichnet werden muss, findet man in den USA durchaus Modelle, die die unkomplizierte Suche in Dokumenten anbieten, die unter den Freedom of Information Act (FOIA) fallen. Die Electronic Frontier Foundation (EFF) hat nun ein neues Tool vorgestellt, welches die Suche in tausenden von “befreiten” Dokumenten ermöglicht.

Steter Tropfen höhlt den Stein

Selbstverständlich darf auch an dieser Stelle ein Hinweis auf die Studie “Enhancing Child Safety and Online Technologies” der Internet Safety Technical Task Force nicht fehlen. Sie wird derzeit fleißig diskutiert, denn in Sachen Jugendschutz und Internet (bzw. Digitalisierung) gibt es erneut ein Fazit, welches Wissenschaftler freut (wenngleich auch nicht sonderlich überrascht) und zahlreiche Politiker ärgert: Technische (Zensur-)Maßnahmen allein reichen nicht. Stattdessen ist Medienkompetenz gefragt. Auch wenn wir das schon Dutzende Male in Seminaren, Vorträgen und Papers propagiert haben, so kann es nicht schaden, nochmals darauf hinzuweisen. Daß einige hartgesottene Politiker sich aufgrund solcher Studien jedoch von ihren “einfachen Lösungen” lösen werden, darf bezweifelt werden. Aber so ist das nunmal mit der Digitalisierung: Einfache Lösungen sind selten.

Privatsphäre in Social Networks

Eine interessante Studie des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie ist erschienen: Privatsphärenschutz in Soziale-Netzwerke-Plattformen. Das Fazit aus der Sicht der Userinnen und User: ernüchternd. Ein Beispiel: Teilweise waren Daten wohl auch dann von außen einsehbar, obwohl dies so nicht von den Plattformbetreibern vorgesehen war. Der Ratgeber führt zahlreiche passende, aber auch manchmal nicht mehr ganz so neue Tipps auf. Trotzdem ist die Studie auf jeden Fall einen Download wert.

Google verkürzt die Haltedauer von IP-Daten

Statt 18 bis 24 Monaten gibts nun nur noch neun: Google verkürzt die Haltedauer der IPs bei Suchanfragen auf neun Monate. Dies ist nicht nur deshalb interessant, weil Google freilich selber Zugriff auf die Daten hat, sondern weil sie auch Unternehmen im Rahmen von Rechtsstreitigkeiten in die Finger fallen können:

In yesterday’s announcement, Google acknowledged that “privacy leaders also highlighted the risks of litigants using court-ordered discovery to gain access to logs, as in the recent Viacom suit.”

Die Verkürzung der Speicherfrist ist somit ein wichtiger Schritt in Richtung einer ausgewogenen Balance zwischen Nutzer- und Firmeninteressen.

Soso…

“Was die Chinesen können, sollten wir auch können. Da bin ich gern obrigkeitsstaatlich.”

Na, wer hat´s gesagt? Richtig: Hans-Peter Uhl von der CSU. Der Hintergrund: Die Provider sollen Hilfssheriff spielen und Kinderpornos “aus dem Netz” nehmen. Vielleicht sollte sich der Herr Uhl mal die Erlebnisse von Rebecca MacKinnon durchlesen und die Sache mit den Chinesen und ihrem Können nochmal überdenken…