Category: Biometrie

Naked Security by Torin Monahan

Naked Security by guest editor Torin Monahan
(July 1, 2007)

Phoenix’s Sky Harbor Airport recently began testing an X-ray screening device that can peer underneath clothing. The so-called backscatter system uses low levels of radiation to scan travelers and give TSA agents a graphic representation of passengers’ bodies.

The stated goal of such a system is to detect concealed weapons or objects without subjecting travelers to more invasive pat-down searches by TSA screeners. Of course, many people are appalled at the prospect of strangers scrutinizing their naked, if software “blurred,” bodies and feel that this constitutes an invasion of privacy far greater than that of a routine search.

Face Recognition Vendor Test 2006

Die Ergebnisse des Face Recognition Vendor Test (FRVT) 2006 sind veröffentlicht. Überprüft wurde die Leistungsfähigkeit von Gesichts- und Iriserkennung, sowie erstmals die Erkennung anhand von 3-D-Modellen. Aus dem Abstract:

This report describes the large-scale experimental results from the Face Recognition Vendor Test (FRVT) 2006 and the Iris Challenge Evaluation (ICE) 2006. The FRVT 2006 looks at recognition from high-resolution still images and three-dimensional (3D) face images, and measures performance for still images taken under controlled and uncontrolled illumination. The ICE 2006 reports iris recognition performance from left and right iris images.

Anscheinend, so eines der Ergebnisse, sind Maschinen inzwischen “more accurate” als Menschen auf diesem Feld. Wer Zeit und Muße hat, sich durch ein sehr technisches Dokument zu kämpfen, sollte diese Behauptungen mal auf ihre Plausibilität überprüfen.

RFID-Chips als Gesellschaftsspiel

RFID Chips sind nicht nur in unseren Reisepässen, werden nicht nur von den Logistik-Unternehmen als die Technologie der Zukunft zum Wiederauffinden ihrer Waren benutzt, sondern auch von einer illustren Schar von Menschen, die mit ihnen eine Gesellschaftsspiel betreiben. Die Lucid Society will neue Wirklichkeiten schaffen, mit der Kontrollgesellschaft spielen. Dazu spritzen sie sich einen Chip unter die Haut (bei ORF.at), wie es eigentlich für Haustiere oder Rinderherden vorgesehen ist. Es sei vor allem ein Spiel mit der Realität, so die Veranstalter, die in vielfältiger Weise das Thema Kontrolle und die Bedeutung von Daten spiegeln und ad adsurdum führen. Dabei entwerfen sie auch eine neues Stadtbild, welches durch ihre nachvollziehbaren, über Datenspuren verfolgbaren Aktivitäten entsteht.

Die Spieler konstruieren sich ihr Spielfeld selbst, das Game ist ein Selbstzweck. “Wir wollen nicht noch eine langweilige Google-Karte mit Meta-Informationen bauen”, heißt es in einem der Texte zur Aktion, die als wilde Ansammlungen von Assoziationen den Leser mehr verwirren als aufklären.

Revolution als Wanderschaft

Die Texte zeigen aber deutlich, dass sich die Ludic Society in der Tradition des Dadaismus, Marcel Duchamps und der Situationisten sieht. Jahrmann: “Wir schaffen Irritation, um neue Situationen zu ermöglichen.”
Guy Debord, Mastermind der Situationisten, erfand Ende der 1950er Jahre eine besondere Technik der Stadtwanderung: das derive. “In einem derive”, schrieb Debord, “lassen eine oder mehrere Personen während einer bestimmten Zeit von allen ihren Beziehungen, ihrer Arbeit und ihren Freizeitaktivitäten und überhaupt allen anderen üblichen Motiven für Bewegung und Tätigkeiten ab und lassen sich von den Attraktionen ihrer Umgebung leiten.”

Karnevals-Biometrie

Gerade bei Don gesehen:

Der Bundesrat hat sich in seiner Plenarsitzung am heutigen Freitag für eine Speicherung von Gesichtsbildern und Fingerabdrücken aus biometrischen Ausweisdokumenten bei der Polizei sowie einen automatisierten Vergleich der höchstpersönlichen Daten mit Fahndungsdatenbanken ausgesprochen.
[…] Nicht weit genug geht dem Bundesrat ferner eine im Bundestag bereits heftig umstrittene Klausel im Regierungsvorstoß, wonach ein Online-Abruf von Lichtbildern durch die Polizei- und Bußgeldbehörden im Ordnungswidrigkeitenverfahren im Straßenverkehr zugelassen werden soll. Die Länderchefs fordern, dass zum einen die Beschränkung auf das Gesichtsmerkmal aufgehoben werden solle. Darüber hinaus wollen sie ein automatisiertes und auf Eilfälle zugeschnittenes Abrufverfahren für die biometrischen Daten in Pässen und Personalausweisen ganz allgemein eingerichtet wissen, wenn dies “erforderlich ist”. Dabei solle es etwa um die “Verfolgung von Straftaten” gehen. Schon die gesetzlich vorgesehenen “umfassenden Aufzeichnungspflichten” über erfolgte Zugriffe würden dabei für eine “effektive Datenschutzkontrolle” sorgen.

(Quelle)

Dort auf die Illuminaten-Blogger aufmerksam geworden – lesenswert.

Doping und die Ãœberwachung im Sport

Leider komme ich erst jetzt dazu: Bereits in der letzten Woche gab es verschiedene Nachrichten zum Thema Doping und den Prüfungs-Routinen der NADA. Ausgelöst wurden diesen u.a. durch die ARD-Reportage: Mission sauberer Sport. Wie DOSB-Generaldirektor Vesper auf DeutschlandRadio Kultur aussagte, müssten das Kontrollsystem besser werden (dazu auch Thomas Bach vom DOSB bei der FAZ). Danach müssen sich die Athleten abmelden, damit es nicht so aussieht als wenn sie sich einer möglichen Kontrolle entziehen würden – das bedeutet in der Praxis einen offensichtlich lückenlos nachvollziehbaren Alltag. Ist das ein Preis, den die Sportler für sich und uns, die Zuschauer und Fans, tatsächlich zahlen müssen?

Wären hier nicht elektronische Tracking-Technologien angebracht – oder wird darüber bereits nachgedacht. Nein, der Zuschauer, die Sponsoren und (warum auch immer) die Politiker wollen keine Doping-Sünder – sonnen sie sich doch so gern im Licht der erfolgreichen Sportler, Vorbilder der Jugend, nationale Helden und Ersatz für anderer Stelle fehlende nationale Größe: Der Sport als letzter Hort ideologischen Nationlismus, der ungetrübt genossen werden kann. Ab er zurück zum Thema: Können wird das von den Sportlern verlangen, oder müssen wir uns an ganz anderer Stelle fragen, warum Sportler bereit sind zu pharmazeutischen Hilfsmitteln zu greifen – und letztendlich das auch dürfen, solange sie nicht erwischt werden. Den Prüfern der NADA ist der Vorwurf nicht zu machen – es geht ihnen um Fairness. Ist Ãœberwachung dann der Preis für Fairness, wo aber hört das auf – wer ist betroffen und gibt es Möglichkeiten das anders zu regeln?

„Wir versuchen den Spagat zwischen dem Versuch, schwarze Schafe aus dem Verkehr zu ziehen, und einer Orwellschen Überwachung“, sagte Augustin. Einer der Kontrolleure sagte im Fernsehen, es passiere ihm täglich, dass er zu kontrollierende Sportler nicht antreffe. Die Nada hat angekündigt, ihr Verfahren umzustellen. (Roland Augustin, NADA, in der FAZ)

Für mich stellt sich die Frage, ob es nicht eine Reihe von Interessenkonflikten zwischen der NADA und anderen Institutionen hinsichtlich tatsächlich wirksamer Prüfungen gibt? Dazu gehören auch der DSOB und andere auch internationale Verbände…

Nachtrag: Chips und die Kontrolle des Menschen

Hier noch drei Hinweise zu dem Kommentar von Kevin Haggerty im Toronto Star:

Spiegel Online: Satelliten sollen Sexverbrecher verfolgen
Telepolis: Kampfroboter zum Schutz von Grenzen, Flughäfen oder Pipelines

Und ein Buch-Tipp, der mich als Kommentar zu dem Thema erreichte: TESTAMENT VOL. 1: AKEDAH Written by Douglas Rushkoff

Und natürlich kann man auch im neuesten James Bond sehen, wie das mit dem Chip so funktioniert.. auch hier kann man Haggerty folgen, dass eine Gewöhnung an die neue Technologie, in diesem Fall über die Sympathisierung mit dem guten Agenten, erfolgt. Es ist doch ganz normal und toll…

In nur einer Generation….

werden wir oder unsere Kinder es nicht bemerkenswert finden, wenn wir in unserem Körper Microchips tragen, die alle unsere Bewegungen oder Aktivitäten aufzeichnen, speichern bzw. an weitere Datenbanken weitergeben. Kevin Haggerty, Soziologie an der Universität von Alberta beschreibt die Entwicklung und ihre Konsequenzen in der kanadischen Tageszeitung “Toronto Star”. Seine Einschätzung:

Other users include the patrons of the Baja Beach Club in Barcelona, many of whom have paid about $150 (U.S.) for the privilege of being implanted with an identifying chip that allows them to bypass lengthy club queues and purchase drinks by being scanned. These individuals are the advance guard of an effort to expand the technology as widely as possible.

From this point forward, microchips will become progressively smaller, less invasive, and easier to deploy. Thus, any realistic barrier to the wholesale “chipping” of Western citizens is not technological but cultural. It relies upon the visceral reaction against the prospect of being personally marked as one component in a massive human inventory. (A generationi is all they need)

Die gegenwärtig immer wieder (und dreister) geäußerten Forderungen der Sicherheitsunternehmen bezüglich der (ihrer Ansicht nach mangelnden Sicherheitsmaßnahmen gegen den Terror) sind nur die Vorboten, von dem was uns in Zukunft noch erwartet. Je schwächer der Staat bzw. je mehr versessen sein Politiker auf Technologien zum angeblichen Schutz vor Terror (und Kriminialität) sind, desto mehr wird die Industrie  ihre Forderungen druchsetzen und ihre Technologien verkaufen können. Welche Konsequenzen diese Verschiebung der Sicherheit von Staat zu privat hat, werden wir noch nicht abschätzen können. Das es besser wird, ist nicht anzunehmen, auch nicht, dass wir tatsächlich sicherer werden.

“Jeder Mensch ist einmalig”: Biometrie meets Wellness

Mehr als bloß Sicherheit: Wohlfühlgarantie und Einmaligkeit. Die Firma byometric system ag, spezialisiert auf Iriserkennung, greift auf ihrer Homepage tief in die Esoterik-Jargon-Tasche, um ihr Sicherheits-High-Tech-Produkt zu verkaufen.

EINMALIGKEIT
Jeder Mensch ist einmalig. Seine Iris auch.
Wir haben gelernt, die Iris zu lesen, und haben aus ihr einen Ausweis gemacht. Fälschungssicher, unverlierbar.
Dieser Ausweis bietet Freiheit von Codes, Cards und Keys. Der Blick in eine spezielle Kamera genügt. Die Natur garantiert die Sicherheit.
Sich frei fühlen, sicher sein, sich selber finden. Jeder Mensch soll diese Chance haben. Denn jeder Mensch ist einmalig.

Das ganze wird illustriert von der Abbildung eines Mannes, der in schneeweißen (=”unschuldigen”) Klamotten im Lotussitz meditiert (mit geschlossenen Augen, übrigens). Auf seinem T-Shirt sehen wir ein grafisches Symbol, das man je nachdem als abstrakte Iris oder als Zielscheibe lesen kann. (Das wäre doch mal ein schönes Entgegenkommen sicherheitsbewußter Bürger: Wir lassen uns alle im nächsten Copyshop unsere Iris oder Retina stark vergrößert aufs T-Shirt drucken, damit wir auch über Distanz identifiziert werden können.)
Dass der ehemalige Bundesinnenminister Otto Schily im Vorstand der Firma sitzt, war Anlass einer Kleinen Anfrage der FDP im Bundestag (Drucksache 16/2716). Ãœber Bosch Sicherheitssysteme hat byometric einen größeren staatlichen Auftrag im Rahmen des Projekts “Automatisierte und Biometriegestützte Grenzkontrolle” erhalten.

Ergänzung (13.4.2007): Hier der Link zur Antwort der Bundesregierung auf die FDP-Anfrage.

Ãœberwachung im Sport: Die Folgen des Doping

Nachdem nun ein erneutes Ermittlungsverfahren gegen Jan Ullrich eingeleitet wurde haben sich die ProTour-Team und der in Sachen Doping eher behäbige Radweltverband UCI auf neue Maßnahmen und einen Ethik-Code (Kurier, Infos auch beim ZDF) im Kampf gegen Doping verständigt, die ab 2007 gelten sollen. Darin enthalten ist u.a. eine DNA-Probe der Athleten.

Die Ãœberwachung der Athleten und ihrer medizinischen Betreuung soll lückenlos werden, um das Image des inzwischen zum Millionenspektakels angewachsenen Radzirkus’ wieder in den Griff zu bekommen. Ob diese eigentlich tief in die Persönlichkeitsrechte eingreifenden Maßnahmen tatsächlich der Schlüssel zum Erfolg sind, bleibt abzuwarten. Ãœberhaupt ist es fraglich, den Doping-Sündern mit dem Gefängniss zu drohen – die Gründe für das Doping liegen doch noch auf einer ganz anderen Ebene – nämlich dem Wirtschaftssystem Sport und seiner gesellschaftlichen Stellung. Sind wir nicht bereit uns zu freuen über jeden Deutschen, der gewinnt? Solange wir nur vom Doping nichts wissen, ist es Ok – jede gute Leistung. Das Spektakel als solches ist bigott, nicht der Doping-Sünder.

Der Vorsitzende der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), Richard Pound, hat sich gegen Haftstrafen für des Dopings überführte Sportler ausgesprochen.
“Athleten sollten zweifelsohne ihren Teil der Verantwortung tragen. Mir behagt es jedoch nicht, jemanden ins Gefängnis zu schicken, weil er im Sport betrogen hat”, sagte Pound in der “WamS”. (Quelle: Sport1)

Die Konsequenzen dieser Art von Überwachung, Regulierung und Kontrolle im Sport sind überhaupt nicht absehbar und u.a. rechtlich zweifelhaft. Zweifel ob die neuen Gesetze auch mehr Recht schaffen hat auch der Vorsitzende Richter am Bundesverfassungsgericht Prof. Hans-Jürgen Papier.

In einem Interview mit der “Neuen Osnabrücker Zeitung” erklärte er: “Mehr Gesetze bedeuten ja nicht automatisch mehr Recht. Wenn der Staat immer neue Aufgaben an sich zieht, resultiert daraus eine Flut von Vorschriften, die er aber mangels Personals in immer mehr Fällen gar nicht effektiv durchsetzen kann. Ich will den Sinn einzelner Maßnahmen hier gar nicht bewerten. Es geht mir um den Trend: Wir haben kein Gesetzes-, sondern ein zunehmendes Vollzugsdefizit.”
Der Vorsitzende des ersten Karlsruher Senats meint, viele Gesetze liefen ins Leere. Den Menschen werde etwas vorgemacht, “wenn nach jedem Skandal die Gesetzesmaschine angeworfen wird und so der Eindruck entsteht, man könne mittels Gesetzen und Bürokratie alle Probleme der Gesellschaft lösen”.