Month: Dezember 2008

Träumen Innenminister von elektrischen Taliban?

Zum 80. Geburtstag von Philip K. Dick, dem großartigen Science Fiction Autor, der bereits vor 30 Jahren Dinge beschrieben hat, mit denen wir uns heute herumschlagen und die heute beginnen langsam Gestalt anzunehmen, gibt es bei DeutschlandRadio Kultur und dem DeutschlandFunk eine Reihe von Hörspielen und Features.

6. Dezember 2008, 0.05 Uhr (Freitagnacht) im DeutschlandFunk: Die Kolonie

13. Dezember 2008, 0.05 Uhr (Freitagnacht) im DeutschlandFunk: Zeit aus den Fugen

17. Dezember 2008, 0.05 Uhr, auf DeutschlandRadio Kultur: The Dick Files, ein Feature von Markus Metz und Georg Seeßlen

20. Dezember 2008, 0.05 Uhr, im DeutschlandFunk: Träumen Androiden?

Ist Pre-Crime doch möglich?

Wie der Standard aus Österreich berichtet, wird gerade ein System getestet, das mit Hilfe von Kameras Verbrechen vor der Tat erkennen können soll. Und das ganz ohne Minority Report – es klingt als wenn die absurden Träume britischer Sekurokraten Gestalt annehmen.

Das System trägt den sinnigen Namen Perceptrak – wohl von perception tracking – und da liegt dann ja wohl auch der Hase im Pfeffer, eben im Problem der Wahrnehmung… Wohin eine solche Standardisierung (keine Spitze gegen die Zeitung!) von Verhalten führen kann, kann sich jeder selbst ausmalen – die absurde Einengung menschlicher Entfaltungsmöglichkeiten, könnte zu einer Normierung führen die nichts als eine Karikatur von Gesellschaft produziert oder meint diese vor sich zu haben. Abweichendes Verhalten dürfte bald zur Normalität werden. Mal schauen, ob wir in Zukunft wieder davon hören werden.

Kameras sollen verdächtiges Verhalten erkennen, Standard 2.12.2008

In der Daily Mail gibt es auch einen Bericht mit einen Foto davon und schönen Sätzen, die verdeutlichen, dass vorrausschauende Bekämpfung von Verbrechen der Ausverkauf der Bürgerrechte wäre/ist.

Dazu passt auch dieser Bericht von dradio –“Wenn das Plakat zurückguckt”. Dort geht es um die Technologie von TruMedia, die von der Werbewirtschaft genutzt werden soll, um (noch) mehr über den Kunden herauszufinden – auch die sprechenden Plakatwände waren ein Teil des Films Minority Report. Wozu so etwas noch alles einsetzbar ist, dazu braucht es keine große Phantasie.

Die Software von iCapture funktioniert derzeit nur grob: Die Altersunterscheidung findet lediglich in zwei Gruppen statt: Kinder und Erwachsene. Bis Jahresende will TruMedia auch Senioren gesondert ausweisen können, ab 2009 soll die ethnische Zugehörigkeit von Personen hinzukommen.

Aber wahrscheinlich sind solche Technologien schon fast kalter Kaffee und es wird bereits an anderen gearbeitet, die noch mehr Vorrausschau erlauben und noch tiefer in die Gedanken des Menschen dringen können… sozusagen Nacktscanner fürs Gehirn.

How I Got Through Airport Security with No I.D.

Ein Hinweis des Kollegen Gary T. Marx auf der anglophonen Surveillance-Mailing Liste war dieser Artikel von Anita Allen in The Daily Beast:  How I Got Through Airport Security with No I.D.

Er geht der Frage nach, wieso die Kenntnis der Farbe des eigenen Hauses heute schon ausreichend ist, um einen fehlenden Ausweis zu ersetzen:

I was really happy to get on that plane that day. But I wasn’t thrilled to learn that instant access to satellite images is a government tool of airport identification.

Da stellen sich doch eine ganze Menge Fragen – vor allem ob wir immer nach den richtigen Dingen schauen, wenn wir gegen Kameras und andere Maßnahmen protestieren. Wir haben die Tiefe der Anwendungsmöglichkeiten und die Dynamik der Vernetzungen noch nicht hinreichend begriffen. Das hier ist nur ein kleiner Hinweis.

Meine Privatsphäre ist auch deine

Die New York Times fragt in einem sehr guten Bericht nach der Kollektivität von Privatsphäre – denn was jemand über mich weiß, dass weiß er auch über andere, wann und wo, mit wem und warum ich mich dort oder hier oder anderswo aufgehalten habe – vorrausgesetzt ich geben ihm bestimmte Einblicke in meine Leben – und das meiner Freunde, Partner, Verwandten oder auch nur zufälligen Bekanntschaften und Kontakten. Manches holen sich die Data-Mining-Agenten auch selbst….

You’re Leaving a Digital Trail. What About Privacy?

Propelled by new technologies and the Internet’s steady incursion into every nook and cranny of life, collective intelligence offers powerful capabilities, from improving the efficiency of advertising to giving community groups new ways to organize.

But even its practitioners acknowledge that, if misused, collective intelligence tools could create an Orwellian future on a level Big Brother could only dream of.

(Danke an Elia Zureik für den Hinweis)

Kameras in Hamburger Bussen

Ein Artikel der taz zum Ausbau Videoüberwachung in den Hamburger Bussen geht der der Maßnahme auf den Grund und wägt das Für und Wider gut ab. Ich durfte auch etwas dazu sagen ;-)

Kameras im ÖPNV gibt es viele – auch in Heidelberg wird darüber nachgedacht – und wieder mit dem Argument, es würde Täter abschrecken, ohne dafür auch nur einen Beleg zu haben. Die Prävention lässt sich nicht nachhaltig messen und die Kriminalstatistiken geben nur unzureichend Auskunft über das komplexe Gebilde von Straftaten, räumlicher Verortung und vor allem über die nicht stattgefundenen Taten…