Category: NSA

Geheimdienste und die Forschung

Ein Artikel in der FAS (leider nicht online gefunden, 1.7.2018) hat mich darauf aufmerksam gemacht und ich wollte es hier nicht unerwähnt lassen. Die CIA betreibt ein eigenes Forschungsjournal – Studies in Intelligence.

The mission of Studies in Intelligence is to stimulate within the Intelligence Community the constructive discussion of important issues of the day, to expand knowledge of lessons learned from past experiences, to increase understanding of the history of the profession, and to provide readers with considered reviews of public literature concerning intelligence.

Nun denn, ungewöhnlich, vielleicht sogar ein wenig schräg, aber ein Blick lohnt sich bestimmt. Ob dieses Journal auch Vorbild für die American Literary Historical Society aus Three Days of the Condor war ist unklar, es läge aber nahe.

CfP für Sammelband “Surveillance, Race, Culture”

Liebe Kollegen,

über den Newsletter der British Association for American Studies bin ich auf folgenden Call for Papers für einen Sammelband mit dem Titel “Surveillance, Race, Culture” aufmerksam geworden. Vielleicht ist er ja für jemanden interessant:

Surveillance, Race, Culture
Call for Papers

Mehr “chilling effects” durch die NSA

Es gibt eine weitere Studie zu den so genannten chilling effects, die sich durch die Enthüllungen durch die NSA eingestellt haben sollen. Jon Penney: Chilling Effects: Online Surveillance and Wikipedia Use, in Berkeley Technology Law Journal, 2016.

Ich bin nach wie vor skeptisch bei diesen Ergebnissen, die einen, ja den Beweis gefunden haben wollen. Ich streite nicht ab, dass es Effekte geben kann, die Internet-Nutzer/innen dazu veranlassen, bestimmte Inhalte nicht zu suchen oder Begriffe nicht zu verwenden. Aber es sprechen ein paar Dinge dafür, sich zumindest kritisch damit zu befassen, u.a. der Zeitpunkt der Studie:

Techie’s tourist dictionary for NSA

CgjQUEsWsAAsq8nLetzte Woche war ich in Barcelona auf der Surveillance & Society Konferenz. Wie immer interessant, aber leider zu viele Eindrücke, um sie hier kurz wiederzugeben. Ich versuche ein paar Eindrücke mit Hinweisen zu verbinden. Hier ist einer. Während ich einem spannenden Vortrag von Duncan Campbell lauschte, kam mehr oder weniger die Nachricht über den Ticker, von deren Enthüllung er gerade sprach. Spies’ ‘staggering’ data requests revealed, (BBC 21.4.2016)

Eine schöne Syncronität der Ereignisse. Auch wenn der Vortrag nichts akademisch Neues enthielt, so waren ein paar Infos doch sehr vielsagend – sehr schön das Glossar zur Sprache der NSA.

Update: Konf. Surveillance – Society – Culture

In der kommenden Woche findet vom 26.-28. Februar an der Georg-August-Universität in Göttingen die internationale Konferenz Surveillance – Society – Culture statt.

Das endggültige Tagungsprogramm, sowie alle weiteren Informationen sind auf der Tagungswebseite (https://surveillanceconference2016.wordpress.com) zu finden.

Anmeldungen sind unter der folgenden Adresse möglich: ssc2016@uni-goettingen.de

Es wird sicher interessant und wir freuen uns auf zahlreiche Besucher…

Better no letter!

Die NSA taugt inzwischen sogar zur Werbung – hier bei der Österreichischen Post.

mehr bei better-no-letter.org

Diskussion zur überwachten Welt

Auf der Plattform Publixphere gibt es auch eine Diskussion (oder viele) zu Überwachung. Da findet sich ein bunter Mix aus Diskussionssträngen wie staatliche Überwachung, kommerzielle, NSA, BND, Zensur oder Big Data. Dazu Videos, die erklären, Dokus oder Interviews. Das ist alles nicht so tiefschürfend und geht oft nicht über die üblichen Themen hinaus, aber eine weitere Plattform, die sich des Themas annimmt, was auch dabei helfen mag, das Thema am Leben zu erhalten.

Interview: Warum protesieren so wenige gegen NSA?

Mauer Protest nach NSA-Enthüllungen stellt auch Forscher vor Rätsel – Peter Ullrich im Interview (Fragen: Isabell Scheuplein, dpa)

Der NSA-Skandal hat zwar für Empörung gesorgt, zu großen Protesten kam es aber nicht – trotz potenziell Millionen Betroffener. Dass sich das noch ändert, sieht ein Berliner Wissenschaftler skeptisch.

Berlin/Frankfurt (dpa/lhe) – Die Enthüllungen von Edward Snowden über die Überwachungspraxis des US-Geheimdienstes NSA hat viele Menschen und Politiker empört. Eine große Protestwelle ist daraus aber nicht entstanden. Das Thema sei wohl einfach zu abstrakt, sagt der Berliner Protestforscher Peter Ullrich im dpa-Interview zur Erklärung.

Gesichtserkennung vs. Pornographie

Der NSA/GCHQ-Skandal wird täglich interessanter. Der schönste Aspekt der jüngsten Enthüllung des Guardian (wonach der britische Geheimdienst offenbar weitgehend ungefiltert die Webcams von Yahoo-Kunden mitgeschnitten hat) ist, dass offenbar ein relevanter Anteil an Material darunter war (nach einer statistischen Schätzung des GCHQ: 7.1%), dass von den Spionen als “undesirable nudity” eingestuft wurde. Um seine empfindsamen Angestellten vor dem Material zu schützen(!) und das System “safer to use” zu machen, wurde offenbar eine Software zur automatisierten Gesichtserkennung eingesetzt. Da Gesichter bekanntermaßen nicht das Hauptmotiv von pornographischem Material darstellen, ist das wohl eine kluge Lösung. Allerdings arbeitete die Software wohl nicht perfekt, wie im Dokument eingestanden wird:

“there is no perfect ability to censor material which may be offensive. Users who may feel uncomfortable about such material are advised not to open them”.

Daraus lässt sich ein schöne Frage basteln: Wenn wir alle nackt herumrennen und Obszönitäten ins Telefon schreien, wären wir dann sicher vor Überwachung?