Category: Datenschutz

Wer schützt unsere Privatsphäre?

Gestern fand im Rahmen einer Tagung des Stuart Mill Instituts für Freiheitsforschung in Heidelberg eine Podiumsdiskussion zu einem alten Thema statt: Wer schützt unsere Privatsphäre? Auf dem Podium u.a. Markus Beckedahl (netzpolitik.org) und Urs Stäheli (Uni Hamburg).

Für mich gab es wenig Neues zu hören, aber da es auch für das Radio aufgezeichnet wurde, waren einige Argumente doch ganz hörenswert und für ein breites, wenn auch auf Dradio eher informiertes Publikum bestimmt interessant. Dass die Diskussion um die Privatsphäre immer nur an den Daten hängen bleibt, ist schade. Ein Fokus auf Informationen, Helen Nissenbaums contextual integrity, ein Ansatz, der hier noch nicht in der Breite angekommen ist, und andere Betrachtungsweisen wären bestimmt eine gute Ergänzung für solche Diskussionen. Das bedeutet keine Entschuldigung für den Datenklau a là NSA oder die Sammelwut der Internetindustrie, sondern eine Befreiung von “meinen Daten” hin zu einer Diskussionen über die Informationsgesellschaft, in der wir leben und das meiste davon auch genießen. Wie auch immer, hört selbst.

Sendung Wortwechsel, DeutschlandRadio Kultur, 7.11.2014, 18.05 Uhr

Beamten überwachen

Darüber würde sich auch so mancher Stammtisch in Deutschland mit Begeisterung freuen. Die Frage ist, ob man Deutschland und Indien vergleichen kann und ob – trotz aller Schadenfreude und des vorhandenen Misstrauens – hierzulande nicht einige Rechte missachtet werden (wie das in Indien ist, kann ich nicht sagen). Für eine Notiz aus der bunten Welt der Überwachung ist das allemal eine nette Geschichte

Beamte in Indien: Überwachung gegen Faulheit, (Spiegel Online 20.10.2014)

Klage gegen geheime Überwachung

In Ungarn ist ohnehin eine Menge los, was die Meinungsfreiheit, die Medienkontrolle und die Überwachung von Opposition angeht. Nun haben zwei Rechtsanwälte das Land verklagt. Hier kann man den Fortgang verfolgen.

Szabo and Vissy v. Hungary – No Secret Surveillance Without Judicial Warrant

Two lawyers, Hungarian citizens have turned to the European Court of Human Rights in Strasbourg to challenge a Hungarian regulation that empowers the Counter-Terrorism Centre to spy on anyone without a court order by citing national security interests.

Blogparade zu Geheimdienstschnüffelei

Die Humanistische Union veranstaltet eine Blogparade mit der Überschrift “Deine Daten bei Geheimdiensten. 1. Teil: Verfassungsschutz

Welche Daten gibst du freiwillig und unfreiwillig an Geheimdienste? Und was machen die damit? Diesen Fragen wollen wir aus unterschiedlichen Perspektiven und mit dem Fokus auf verschiedene Geheimdienste in der Blogparade nachgehen.

Lesen lohnt sich bestimmt.

Ein Jahr Snowden

Ein Jahr seitdem Edward Snowden uns allen enthüllte was die NSA so treibt. Viel ist geschrieben, kommentiert und gemutmaßt worden seitdem. “Was macht das mit einer Gesellschaft?” war eine der häufigen Fragen. Was genau weiß keiner, und was mit jedem Einzelnen ist auch schwer zu sagen. Warum tun wir nicht mehr? Tun wir genug, um uns zu schützen? Ist das der große Bruder? Viele Fragen, die ich hier unbeantwortet sehten lassen will. Aber eine kleine Schau von Ein-Jahr-danach-Stücken will ich doch hier aufführen.

BR 2 gibt einen kurzen Rückblick: Edward Snowden enthüllt die NSA-Aktivitäten und hat das Thema zum Tagesthema erhoben: Ist Snowden ein Held oder ein Verräter?

Statement kanadischer Privacy-Experten

Es ist zwar weit weg, aber warum sollte es nicht interessant sein, was die anderen machen.

Canada’s leading privacy experts unite behind Ottawa Statement, offer high-level proposals to rein in mass surveillance

Over 35 leading academics and 19 organizations sign on in support of the Ottawa Statement on Mass Surveillance, which sets out what needs to be done to protect Canadians from out-of-control mass surveillance

Wunsch und Wirklichkeit der Videoüberwachung

Zwei Zahlenwerke erscheinen mir dieser Tage bemerkenswert:

78 Prozent der Fahrgäste sei es demnach wichtig oder sogar sehr wichtig, dass Züge, U-Bahnen, Busse und Haltestellen mit Videokameras überwacht seien. (…) 63 Prozent sähen es gern, wenn Sicherheitspersonal mitfahren würde. 29 Prozent möchten sogar, dass Polizisten in Bahnen und Bussen anwesend sind.

(Quelle: sueddeutsche.de)

Nun ist Bahnfahren nicht immer nur Freude, insbesondere im Nahverkehr. Unangenehme Situationen wird jeder von uns schon mal erlebt haben, gar keine Frage. Doch eine unangenehme Situation kann letztlich völlig folgenlos verlaufen. Was bedeutet sie also, wenn (wie in den allermeisten Fällen) gar nichts passiert ist?

Die Lust an der Selbst-Überwachung

“Zeig mir wie fit du bist” – war bisher ein Satz, der unter Sportlern fiel, unter Kindern beim gegenseitigen Kräftemessen oder als ermutigende Aufforderung, ein Spiel, ein Spaß unter Freunden oder Konkurrenten. Dank Smartphones & Co ist daraus ein gesellschaftlicher Imperativ geworden – einer, der weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen kann.

in der FAZ Sonntagszeitung stand dazu ein lesenswerter Artikel gleichen Titels (zumindest in der Printversion), der über die Entwicklung und datenschutzrechtlichen Fallstricke der quantified self-Bewegung (oder international) berichtet.