Author: Nils Zurawski

Dr. habil. Nils Zurawski, ist Soziologe und Ethnologe und Initiator des Forschungs-Netzwerkes Surveillance-Studies. Er arbeitet als Wissenschaftler am Institut für kriminologische Sozialforschung an der Universität Hamburg sowie als freier Mediator/Moderator/Konfliktberater. Hier gibt es mehr Informationen zu seiner Arbeit: https://www.surveillance-studies.org/zurawski

mehr zur Videoübewachung….

Manchmal ist es schon komisch worauf man achtet, weiß man erst einmal um die Kameras, die einen beobachten sollen… bzw. den Raum, in dem man steht. Gestern waren wir mal wieder auf der Reeperbahn, um unsere Umfrage zu Videoüberwachung und Raumwahrnehmung weiterzuführen… ich hatte gerade ein Interview beendet da krachte es genau vor meinen Augen…. eine Mercedes bremste und ein kleiner VW Transporter fuhr mich Schmackes hinten drauf… ein schöner Schaden… niemand wurde verletzt. Ich blickte sofort hoch zur Kamera, die nicht auf den Unfall gerichtet war, sondern gerade an anderer Stelle etwas suchte.
Es dauerte drei Minuten dann hatte die Kameras den Unfall erfasst und ging auch nicht mehr weg davon… es dauerte allerdings weitere 25 Minuten bis eine Polizeistreife erschien – eine Wache ist ca. 1,5 Fußminuten weit weg. Am Straßenübergang waren schon den ganzen Tag die Ampeln ausgefallen – eine gefährliche Stelle für alle Fußgänger – kein Polizist weit und breit, obwohl das wohl auch zur Sicherheit der Menschen beigetragen hätte…

Die Taz berichtet heute nochmal von den Anfragen und der Kritik an der Videoüberwachung und kommentiert das politische Gezerre um fast sinnlose Zahlen, denn letztlich sind die Kameras erst einen Monat in Betrieb…
bei aller Kritik – alle Aussagen darüber sind bisher unsinnig, die Zahlen können nicht wirklich etwas aussagen… also bleibt es abzuwarten und im besten Fall eine ordentliche Evaluation in einem Jahr durchzuführen.

Mehr Straftaten trotz Videoüberwachung….

Wie NDR Online berichtet, gab es seit Einführung der Kameraüberwachung auf der Reeperbahn in Hamburg nicht weniger, sondern mehr Straftaten. Quelle für die Einschätzung ist eine Antwort des Senates auf eine Anfrage des Abgeordneten Andreas Dressel von der SPD… allerdings sind die Schwankungen nach oben und unten so gering, dass das ‘mehr’ relativ zu sehen ist…. von einer Wirksamkeit aber ebensowenig gesprochen werden kann…

Der bisherige ‘Nicht-Erfolg’ könnte zu der Annahme werleiten, dass die Videoüberwachung ausgeweitet werden müsste, um auch die Bereiche abzudeckken, in denen die Straftaten stattfanden… nämlich offensichtlich in nicht gefilmten Bereichen….

Report über NSA-Schnüffelei macht Ärger in den USA

Zum Wochenende noch was aus Amerika, wo die NSA es wohl mir ihrer Neugier etwas übertrieben hat…

Anger grows over NSA surveillance report
aus: CNET News, May 11, 2006

By Declan McCullagh

WASHINGTON–Capitol Hill politicians reacted angrily on Thursday to a new
report about how President Bush’s eavesdropping program has secretly
collected records of telephone calls made by tens of millions of Americans.

Infos auch bei Telepolis, 11. Mai 2006

und auch in Deutschland hat wohl der BND ein wenig zu viel wissen wollen…

Stern, 12. Mai 2006
tagesschau.de, 12. Mai 2006

Gedanken zur Ãœberwachung – neu und alt

Literatur zu Ãœberwachung wird immer mehr… daher ein paar Texte zum Lesen und Wiederlesen…

James B. Rule hat bereits 1974 ein Buch mit dem Titel Private Lives and Public Surveillance geschrieben und schreibt immer noch zu dem Thema…. das Buch bekommt man über Online Antiquariate..

Anti-Surveillance von Brian Martin von 1993 (Anarchist Studies, Vol. 1, 1993, pp. 111-129.)

und dann noch und immer wieder Neues und Inspirierendes von Gary T. Marx – z.B. “Forget Big Brother and Big Corporation: What about the Personal Uses of Surveillance Technology as Seen in Cases Such as Tom I. Voire?” passend zur Diskussion um das Online Vigilantentum von hollabacknyc.com

oder: Soft Surveillance: The Growth of Mandatory Volunteerism in Collecting Personal Information—”Hey Buddy Can You Spare a DNA?”

viel spaß beim Lesen…

Kameras für jeden – ein Schritt zu weit?

Mehr vom Shoeditch-Projekt. Die BBC kommentiert das Projekt, in dem die Bewohner Teil der Verbrechensbekämpfung sein sollen – und gleichzeitig einer ständien (Selbst)Kontrolle unterworfen sind.

“If residents are at home watching the live stream and they spot something they immediately call the police station,” explains Digital Bridge chief executive James Morris.

Most wanted!

Was früher die grauseligen Anschläge an Polizeiwachen und anderen Orten waren, sind nun die Bilder von Ãœberwachungskameras – Sussex Police (BBC News, 7. Mai 2006) geht mit ihren Laptops in Schulen und Gefängnisse um die Bilder erkennungsdienslich einzusetzen. Die Lehrer, Schüler, Wärter und Insassen sollen dabei der Polizei helfen, den Bildern Personen zuzuordnen…. Spätestens jetzt hat die Videoüberwachung ihren präventiven Charakter verloren und dient der reinen Ãœberwachung… angesichts von Kürzungen bei der Polizei auch hier in Deutschland eine beängstigende Vorstellung…. wer da so alles falsch liegen kann… denn wer kontolliert eigentlich dieses Gebahren…

“We need the support of our communities to make Sird a success,” said Mr Asser.

…und dann überwacht bald jeder jeden… was eine Atmosphäre!!

Kameras für die Anwohner

Das Thema ist ja schon länger bekannt – in einem Wohnviertel in London sollen die Anwohner Zugang zu ihrem eigenen Kamerasystem bekommen, um ihre Nachbarschaft selbst überwachen zu können. Hier noch Mal der letzte Stand aus dem Telegraph vom 8. Mai 2006. Insgesamt sind dafür 12 Mio. Pfund bereitsgestellt worden… u.a. von der EU…

The project is funded by the Government, European Structural Funds and the private sector, and is endorsed by Hackney police. It has been produced by the Shoreditch Trust, a regeneration body managed by residents.

Schutzwesten trotz Videoüberwachung?!

Die Hamburger Hochbahn hat für ihre Fahrkartenprüfer und die Hochbahn-Wachen Schutzwesten gekauft – bei 60 Angriffen auf die Mitarbeiter allein 2005, so weit, so gut. Ãœberhaupt ist der öffentliche Nahverkehr in Hamburg sehr sicher… 0,6 Straftaten pro 1 Mio. Fahrgäste… und dabei hat auch die Videoüberwachung geholfen…..so die Hochbahn in Hamburg… nur dass es in 2004 ‘nur’ 40 Ãœberfälle auf Mitarbeiter waren und ein Jahr später 20 mehr… das scheint auch die Videoüberwachung nicht verhindert zu haben… also was denn jetzt: sicher oder unsicher… ??

NDR Online, 4. Mai 2006