Author: Nils Zurawski

Dr. habil. Nils Zurawski, ist Soziologe und Ethnologe und Initiator des Forschungs-Netzwerkes Surveillance-Studies. Er arbeitet als Wissenschaftler am Institut für kriminologische Sozialforschung an der Universität Hamburg sowie als freier Mediator/Moderator/Konfliktberater. Hier gibt es mehr Informationen zu seiner Arbeit: https://www.surveillance-studies.org/zurawski

Datenschützer zum Umgang mit biometrischen Daten

Peter Schaar, der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, äußert sich in einem Interview bei Deutschlandfunk zum Schutz der biometrischen Daten in den neuen Reisepässen.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar hat vor einer zentralen Verfügbarkeit biometrischer Daten gewarnt. Wenn zum Beispiel digitale Gesichtsbilder gesammelt würden, wäre es möglich, die bei einer öffentlichen Videoüberwachung aufgezeichneten Personen mit diesen Daten zu identifizieren. “So weit darf es nicht kommen”, sagte Schaar.

Videokameras, die selbst Alarm schlagen

Die Verantwortlichen am Flughafen in San Francisco haben es auch gemerkt – Videoüberwachung ist eigentlich nichts für Menschen – auch und vor allem nicht für die, die vor den Monitoren sitzen: die Arbeit ist zu anstrengend und sehen tun sie auch nicht alles. Also haben sie jetzt automatische Kameras installiert, um jede Bewegung zu überwachen und gegebenenfalls den Alarm auszulösen.

Silicon.com, 24.April 2006

Erziehung-Debatte: auch das ist Teil einer Ãœberwachung

Nun trällert Frau von der Leyen seit einer guten Woche mit ihrem Bündnis für Erziehung durch die Lande und Medien. Von Werten ist da die Rede und natürlich auf viel von Erziehung… das passt gut in das Bild jener Politiker, die sich verabschieden von einer freien, möglichst selbstbestimmten Gesellschaft, für die der Staat die Rahmen- und Ausgleichsbedingungen schafft. Kontrolle ist das Stichwort! Denn um nichts anderes handelt es sich bei den Anstrengungen dieser Initiativen
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Und damit nicht genug: Das Fernsehen hilft dabei. Mit einem Erziehungsfernsehen, dass uns als Unterhaltung getarnt, Deutsch, erste Hilfe, die besten Deutschen – also einer kleinen und völlig sinnlosen Geschichtsstunde – und vieles anderes mehr nahebringen will, wird der Arm der Erziehung und damit der Versuch der Kontrolle und Steuerung erweitert. Die Ãœberwachung des ganzen erfolgt dann über Maßnahmen, die der inneren Sicherheit dienen und die immer dann auftauchen, wenn mal wieder etwas schiefgegangen ist, wie zuletzt in Potsdam (auch: RBB Dossier) oder zuvor in Berlin – “Ehrenmord”(?). Brave Bürger muss man erziehen, wer nicht will wird kontrolliert und abgemahnt!

Das auch die Fußball-WM vor allem unter Sicherheitsaspekten ein Thema ist und nur selten unter sportlichen Gesichtspunkten wundert mich nicht, von den Zweifeln an der Leistungsfähigkeit der Deutschen Mannschaft einmal abgesehen….

Es fehlt nur noch die Ermahnung mehr auf den Nachbarn zu achten – vor allem zu schauen was er so mit seinen Kindern, in der Freizeit oder im Privaten macht – es dient doch nur dem Gemeinsinn. Macht mal wieder was zusammen! Oder wenigstens: Kriegt raus was der Nachbar so macht…

…for all things CCTV…

Das Global CCTV Hub will die größte Internet-Quelle für alles rund um die Videoüberwachung sein – von der Angebotsseite aus – also alles über die neueste Technologie, Angebote für Endnutzer (sind das die Aufsteller oder letztendlich die Ãœberwachten selbst…?) und die Infos für und über die Herrsteller der Kameras… Ich finde wir sollten auch diese “Gegenseite” viel besser im Blick haben als immer nur die Anwender und übereifrigen Behörden..

DNA-Tests für Hooligans

Und es geht weiter – nach Berlin wollen nun auch Niedersachsen und Hamburg die Tests einführen. Nordrhein-Westfalen hingegen sieht keinen Bedarf.

WDR – mit WM-Special zu NRW
NDR Online – Tests in Hamburg und Niedersachsen
Mehr bei RBB Online.
WM der Sicherheit (ARD Dokumentation)

Es mag ja einigermaßen nachvollziehbar sein, von vorbestraften Hooligans im Hinblick auf die WM vorrausschauend einmal einen DNA-Fingerabdruck zu nehmen – und die Proteste bei der Bevölkerung bleiben deshalb wahrscheinlich auch aus. Ãœberhaupt scheint die ‘WM weniger ein Fußball-Fest zu sein, als vielmehr ein Sicherheitsproblem.. von mir aus müssten sie auch nicht spielen… aber da stehe ich wohl allein da…

tagesschau.de zur WM in Deutschland

Seriöse VÜ-Evaluation weiterhin Mangelware

Die ärgerliche Studie von Bücking/Kubera (Eine digitale Streifenfahrt …, 2004) wurde von Quambusch noch getoppt (in Kriminalistik 2005, 156 ff.). Eine lesenswerte Erwiderung von Markus Lang (Berlin), die mir erst jetzt aufgefallen ist, findet sich ebenfalls in der Kriminalistik (2005, 723 ff.) – sein Fazit: “Langfrsitige und wissenschaftlich zuverlässige Evaluationsstudien über Videoüberwachung bleiben in Deutschland weiterhin ein Mangel”!

Surveillance Studies im Kommen…

Der Chronicle of Higher Education vom 17. März 2006 kann auch nicht daran vorbeisehen: Surveillance Studies sind ein wichtiges Forschungsfeld – auch wenn der Artikel etwas großspurig mit Watching the Watchers überschrieben ist…

“Several decades ago, you could probably fit all the surveillance researchers into a phone booth; now you would need an auditorium,” says Gary T. Marx, a professor emeritus of sociology at the Massachusetts Institute of Technology who is the doyen of such studies in the United States.

The embrace of surveillance technology by the United States and other economically developed countries is driving the growth of an interdisciplinary subfield known as surveillance studies, says David Lyon, director of the international Surveillance Project at Queen’s University, in Ontario, and the author of many books on the subject.

Vielleicht wird das ja auch einmal hierzulande zur Kenntnis genommen…

Interessantes von der Konferenz in Sheffield

The Register hat einen Artikel (12.4.06) zu der Surveillance Konferenz in Sheffield – und da ist auch unser Hamburger Projekt erwähnt…. der Artikel ist ein scharfer Seitenhieb gegen Englands Obsession mit Kameras…

The usual suspects with the loudest voices step forward to tell councils what they think about crime prevention, which is usually a righteous haze of reports about irritating misdemeanours.
The inadequacy of this consultation may have been unearthed by Dr. Nils Zurawski at the University of Hamburg. Presenting at the same conference, Zurawski found** that the public desire for surveillance was acute in Boberg, a safe suburb of Hamburg; and insignificant in St. Georg, a poor district.

… ein kleiner Erfolg..