Ich hatte ja neulich gesagt, dass ich mich frage, ob es noch wirkliches Neues in der Forschung zu Überwachung gibt – Theorien, Felder Anwendungen? Ich bin mir manchmal nicht sicher. Das Feld der Vorhersage, momentan vor allem im Hinblick auf polizeiliche Ermittlungen disktutiert, ist so ein Feld, das mir in den Sinn kommt.
Seit einiger Zeit macht die Harvard-Professorin Shoshana Zuboff mit ihrem Überwachungskapitalismus von sich reden (Eine Kritik des Buches folgt hier im März). Dabei ist vor allem ihr Gedanke zur Automatisierung des Menschen ganz interessant.
It is no longer enough to automate information flows about us; the goal now is to automate us. These processes are meticulously designed to produce ignorance by circumventing individual awareness and thus eliminate any possibility of self-determination. (Shoshana Zuboff in einem Interview des Guardian: “The goal is to automate us’: welcome to the age of surveillance capitalism” von John Naughton, 20.1.2019)
Daran lässt sich auch mein Gedanke von den Optionsmaschinen anschließen, den ich neulich hier geäußert habe. Es bleibt jedoch die Frage, ob wir einer Automatisierung – auch wenn es das Ziel der großen Firmen sein sollte – völlig hilflos ausgelifert sind, oder ob es nicht auch soziale, kulturelle und politische Gründe gibt, warum Gesellschaften und ihre Mitglieder diese Technologien so in all ihrer Widersprüchlichkeit, was deren Überwachungspotenzial angeht, annehmen und nutzen? Darauf hat auch Zuboff keine Antwort, zumindest nicht hier. Das aber ist eine wichtige Frage, denn die Aufregung über Datensammlungen und ein darauf bauender Datenschutz klärt wenig. Die Hinwendung zum Kapitalismus ist ein wichtiger Schritt – ob die Kritik von Zuboff dabei weiterhilft wird sich zeigen müssen (siehe geplante Rezension).