Seit gut 5 Jahren forschen wir nun zu Dopingkontrollen und Privatsphäre, oft wurden wir dabei kritisch beäugt, vor allem von den Dopingschützern und den Leuten, die kritisch zu Doping berichten. Die Privatsphäre spielte oft keine große Rolle, Dopingkontollen als Überwachung zu sehen, war eher hinderlich im Kampf gegen und der Entrüstung wegen Doping. Spätestens seit dem Hack des ADAMS durch russische Hacker ist aber klar, dass die dort vorgehaltenen Daten unsicher sind, – z.B. Auch Daten deutscher Athleten gehackt (DLF, 15.9.2016).
Darüber, dass die Sportler überwacht werden, dass das System nicht perfekt ist und die gesammelten Daten zum Nachteil der Sportler sein könnten, darüber regen sich erstaunlich wenig Leute auf. Der Aufreger ist, dass nun rauskommt, was viele ahnten oder wussten: Sportler dopen legal. Besser: Sie nutzen Ausnahmegenehmigungen für auf der Dopingliste stehende Mittel. Nichts Neues, aber nun ein Aufreger.
- Bradley Wiggins faces a fight for his reputation in wake of Wada hack, Guardian 18.9.2016
- “Die gesunden Sportler haben Angst, dass sie abgehängt werden” (Die Zeit, 16.9.2015)
Ob “gesunde” Sportler tatsächlich nichts nehmen, bleibt mal dahin gestellt, denn Medikamente, mit oder ohne Indikation nehmen viele Leistungssportler. Oft ganz legal. Daher ist es auch sehr irritierend, wenn das Recherchebüro Correct!v eine Geschichte bringt, bei der sie die Privatsphäre missachtend im Müll von Fußballteams bei der EM rumgewühlt haben: Entzündungshemmer im EM-Quartier. (30.6.2016). Gut recherchiert, aber auch ein wenig zu viel Entrüstung, denn ohne Medikamente ist Spitzensport nicht machbar.
Dazu hätte ein Blick in den wunderbaren und hoch interessangen Film Prize of Gold von Folke Rydén genügt:
The Price of Gold from Folke Rydén Production on Vimeo.
Wie das mit den medizinischen Ausnahmen im Detail aussieht und umgesetzt wird, kann in der Geschichte von Sloan Teeple nachgelesen werden. Doping und der Kampf dagegen ist immer ein Graubereich, schwarz-weiß-Denken ist fehl am Platz.
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Das Betrug im Sport, durch die Verletzung bestehender Regeln stattfindet, ist dabei fast keine Nachricht, eher wie damit umgegangen wird, auch von der WADA und dem IOC selbst: Doping sends poison seeping out of bodies and coursing through sport. (Guardian, 18.9.2016).
Dass die Privatsphäre aber bei aller Entschiedenheit im Kampf gegen Doping nicht zulasen anderer Rechte gehen sollte, diskutiert Paul Dimeo in dem lesenswerten Artikel: Expert opinion: What about an athlete’s right to privacy? ( September 1, 2016).
Für alle Journalisten, Forscher und sonstige Berichterstattung sei folgender Artikel dringend empfohlen:
- Some guidelines for reporting research on performance enhancement, in: Performance Enhancement & Health, Volume 5, Issue 1, September 2016, Pages 1–3
Und zu guterletzt noch ein paar Lesetipps von ungewöhlichen Artikeln zum Thema:
- Manufactured Dope: How the 1984 US Olympic Cycling Team Rewrote the Rules on Drugs in Sports, The International Journal of the History of Sport, 32:1, 89-107,
- Can Doping be a Good Thing? Using Psychoactive Drugs to Facilitate Physical Activity Behaviour, Sports Medicine, January 2016, Volume 46, Issue 1, pp 1–5