Plattformen und die zukünftigen Gesellschaften

Fahrdienste mit oder irgendwann mal ohne Fahrer sind ja gerade der letzte Schrei. Ich nehme mal den kurzen Nachrichten-Beitrag von NDR Info als Anlass um über ein paar Dinge nachzudenken, inbsbesondere den Grund, warum es möglicherweise lohnt einen kritischen Blick zu riskieren.

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Auch hier in Hamburg fahren die schicken Busse von Moia, immerhin elektrisch, rum. Und ich möchte mal nicht von vornherein den Miesepeter machen und alles neue schlecht finden. Das ist weder meine Art, noch ist das besonders schlau. Warum also lohnt es sich einen kritischen Blick auf Fahrdienste wie Uber oder eben auch solche Sammeltaxis wie Moia zu werfen. Gemeinsam fahren, so könnte man meinen, sei doch eine gute Idee – vor allem in ohnehin verstopften Städten, sowohl auf den Straßen als auch was die Parkplätze angeht.

Das Argument, dass sich die Taxiunternehmer einer Konkurrenz erwehren wollen, stimmt sicherlich. Das ist ihr gutes Recht. Ob es sinnvoll ist und ob der Staat dabei helfen muss ist eine andere Frage. Nichts ist gegen die Idee von Sammeltaxis zu sagen, auch nicht gegen die Idee von Jedermann-Taxis, was ja Uber insinuiert sein zu wollen. Bei näherem Hinsehen, und man muss gar nicht so nach ran, kann man feststellen, dass zwischen den Taxifahrern und den neuen Diensten ein ganz wichtiger Unterschied besteht: Die Art der Organisation des Angebots, die Bezahlmodelle und wer daran beteiligt ist. Das Stichwort hier heißt Plattformen. Uber sind eben nicht freie Taxiunternehmen oder entsprechend angestellte Fahrer von solchen, sondern irgendwas zwischen selbstständig und selbstausbeuterisch. Und es ist nur Uber. Es gibt also quasi kaum Konkurrenz zu der einen Plattform. Und wenn man den Analysen folgt, dann geht es den Plattformen vor allem darum den Markt zu beherrschen, ähnliche Facebook, Google und den anderen. Bei Moia ist außerdem noch VW dabei, ein Autokonzern, der damit die Autos und den Service stellt und wahrscheinlich auch über die Daten verfügt, wer wann wohin gefahren ist. Das ist viel Wissen in einer Hand. In der Hand eines Konzerns, der damit einen wichtigen Teil des Alltages, über die Mobilität generiert, verfügt. Ähnliches gilt auch für die CarSharing-Angebote vo BMW und Mercedes, die einerseits sehr löblich sind, andererseits aber durch ihre Marktbeherrschung eben mehr sind als nur CarSharing-Angebote.

Kritik an Uber gibt es zig-fach im Netz, ebenso an Moia, wie z.B. hier:

HAZ, 18.10.2018: Fahrer kritisiert Moia: „Man fühlt sich wie eine Maschine“.

Gutes und neues zum Thema Plattformen gibt es nun auch. Die neueste Ausgabe des Journals Surveillance and Society hat sich komplett dem Thema verschrieben, mit sehr vielen, dafür kürzeren Artikeln, die einen sehr gute Überblick über den Diskussionsstand liefern.

Adrian Lobe hat bei Telepolis einen Artikel mit dem Titel Die Plattformen haben das partizipative Web gekapert veröffentlicht, der vorher bereits bei der schweizerischen Fabrikzeitung erschienen ist. Dort im Schwerpunkt zu der Neuen Öffentlichkeit.

Darunter auch eine Artikel von Florian Rötzer zur Neuen Unheimlichkeit, dem Wohnen im Smart Home.

Mit dem Einzug in Smart Homes ist endgültig Schluss mit der Illusion von Privatheit. Das häusliche Leben findet zwar nicht notwendig in der Öffentlichkeit statt, aber das Heim wird mehr oder weniger zu einem Subjekt, das auf die Bewohner reagiert und deren Verhalten beeinflusst.

Worin die Gründe für die hohe Attraktivität für solche technischen Wohnmodelle oder auch Fahrdienste liegen, habe ich in Ansätzen immer mal wieder schon erörtet und zusammengefasst unter dem Begriff “Konsum der Überwachung”. Mehr dazu bald wieder hier, ich schreibe gerade an einem langen Text dazu (oder einfach die Kategorie Konsum hier im Blog mal aufrufen).