Beruf Bulle – ein Film

Der Film ist absolut sehenswert. Der Alltag der Polizei aus Sicht von PolizistInnen. In den Interviews und Statements klingt das oft nach Rechtfertigungen und als kritischer Wissenschaftler, der den Film als Text nehmen möchte, ist es schwer mal einfach zuzuhören.

Film: Beruf Bulle, bei Arte (Film von 2017)

Das ist nicht immer leicht, weil man sich durchaus fragen kann, was hat in Frankreich zu der so zugespitzten Lage geführt.Die Rolle der Polizei als Vertreter des Staates und ihr Verständnis ihrer Aufgabe spielt dabei eine wichtige Rolle – ebenso die der Politik, die dieses Instrument nutzen, auch um eventuell von anderen Versäumnissen abzulenken. Oder es drückt sich hier ein Weltbild aus, dass zu Beginn des 21. Jh. in Europa, zumindest mir, als antiquiert erscheint. Auch wenn es um uns herum eher im Aufwind, als im Verschwinden begriffen ist.

Die Aussage eines Polizisten bei einem Besuch einer von Citoyen et Policier initiierten Veranstaltung kam mir in diesem Zusammenhang wieder ins Gedächtnis: Wir sehen die Bürger als Feinde, das kann nicht gut sein! Es ging dabei speziell um die Bewohner der Banlieus, dennoch ist so eine Einschätzung für die gesamte Gesellschaft desaströs. Der Film zeigt eine Seite, in bester Ethnographie könnte man sagen, kann man mit den Augen der PolitistInnen sehen und durch zu hören und in der Analyse ein Gesamtbild zeichnen um zu verstehen.

Manche der Bilder sind verstörend, manche Aussagen machen Hoffnung, eine kritische Perspektive auf die Polizei von außen fehlt. Die kommt von innen in diesem Fall, das macht den Film stark, auch wenn den scharfen Kritikern der Institution Polizei in diesem Fall etwas fehlen mag. Eine ausgewogene Analyse des die haben …, aber auch die… hätte nicht die narrative Kraft gehabt, die gerade dieser Film entfaltet. Der Film provoziert eine Menge Fragen – sie zu beantworten ist eine große Aufgabe, die es sich anzugehen lohnt.

Ein Versuch unternehmen wir in der Ringvorlesung zur Polizei im Ws 2018-19 an der Uni Hamburg.