Kritik an der Metaphorik der Überwachung

In einem sehr erhellenden Artikel, eigentlich einer Rezension dreier Bücher, kommentiert der Historiker Quinn Slobodian die Verwendung von Methaphern, wie sie zur Beschreibung gegenwäriger, gesellschaftlicher Entwicklungen benutzt werden. Allen voran nimmt er sich Shoshana Zuboffs “Age of Surveillance Capitalism” vor (siehe auch Rezension hier im Blog).

The False Promise of Enlightenment, in Boston Review, 29.5.2019.

Und ich finde, er trifft den Nagel sehr gut auf den Kopf.

If it gives you chills, it is supposed to. All three books are written as conscious interventions into what they see as an unacceptable state of affairs. We need to think carefully about the tales these books tell, but even more carefully about the remedies their metaphors propose. The means of exit or opposition on offer, after all, are conditioned by the symbolic language they use to spook us.

Die metaphorischen Beschreibungen, die Bilder, die wir u.a. für die neuen Technologien benutzen sind in der Tat einen zweiten Blick wert – nicht nur in puncto Überwachung, sondern auch und im Besonderen im Zusammenhang mit vielen Technologien.

So lässt sich z.B. auch beim Thema Künstliche Intelligenz beobachten, wie mit immer wieder neuen und sehr verschiedenen Allegorien und Bildern versucht wird, etwas zu fassen, was der Begriff eigentlich nur sehr unzureichend beschreibt. Kaum jemand weiß so genau worum es sich beim Phänomen Künstliche Intelligenz handelt, noch viel weniger, wenn es um die vielen populären Debatten geht, in die der Begriff wie ein Köder eingebaut wird.

Es wäre lohnenswert sich einmal anzuschauen, welche Art der Projektionsfläche der Begriff bereitstellt, welche zukünftigen Gesellschafts- und Menschenbilder damit verbunden sind. Denn auch hier, so meine Vermutung, gibt es eine Menge von Wünschen, Ideen, Hoffnungen und Ängsten, die auf falschen Annahmen beruhen oder mit denen eine technologische Konstruktion der gesellschaftlichen Wirklichkeit versucht werden soll oder auch tatsächlich auch gelingt. Allein, dass der Mensch das Modell für die Anwendungen ist (wie es häufig suggeriert wird) ist schon ein falsches Bild. Der Begriff der Intelligenz ist hinderlich, sich angemessen damit zu beschäftigen, weil damit eben jene Vorstellungen evoziert werden, die in Bezug zum Menschen vielfach beschrieben und diskutiert worden sind.

Auch vor diesem Hintergrund lässt sich Slobodians Kritik gewinnbringend lesen.