Simulation und Kontrolle: Hamburg in 3D

“Schaut auf diese ideale Stadt” titelt die taz am 31.1. und meint die neue 3D Ansicht von Hamburg, die in Kürze im Internet zu sehen und zu gestalten sein wird. Wer dort, was machen kann ist dabei noch nicht raus – wohl aber sicher dürfte sein, dass es eine schöne und saubere Stadt sein wird – eben ein Idealbild, welches Investoren anlocken soll. Der Schmutz darf dann nicht mehr stattfinden. Die Autorin fragt sich zurecht was passiert wenn die Wirklichkeit in die Simulation einbrechen wird:

Die entscheidende Frage wird aber letztlich eine andere sein. Was passiert, wenn jemand eine der Ecken wirklichkeitsgetreu ins Internet stellt, vor denen die Stadt gern die Augen verschließt. Was, wenn jemand die Drogenszene hinter dem Hauptbahnhof in all ihrem Elend nachbaut oder Obdachlose in notdürftigen Behausungen aus Pappe und Plane in die virtuelle Innenstadt montiert? Bestimmt nicht das, was sich Stefan Keuchel, der Sprecher von Google-Deutschland vorstellt, wenn er vom “ultimativen virtuellen Globus” spricht, den der Suchmaschinengigant schaffen will. Und bestimmt auch nicht das, was sich der Senat wünscht, wenn von Visitenkarte und Standortvorteilen die Rede ist. Ob gegen Abweichung von der sauberen virtuellen 3D-Welt etwas unternommen werden wird, weiß Neumann nicht. Kontrollmechanismen gäbe es derzeit seines Wissens keine. Aber jemand sollte ein Auge drauf haben und alles, was geschmacklos ist und nicht ins Bild passt, wieder entfernen. So ganz ernst gemeint war es dann doch nicht, dass jeder an der virtuellen Stadt mitarbeiten soll. Nur, wenn es auch ins Ideal passt.

Was sich hier andeutet bzw. ganz praktisch in die Tat umgesetzt wird, ist die Simulation von Kontrolle – in diesem Fall über ein Stadtgebiet und seine sozio-ökonomischen Strukturen. Nur eine Frage der Zeit bevor die dort entstehenden Daten eine eigene Realität annehmen (->> Hyper-Realität: William Bogard). Gerade durch Innovationen bei den GIS-Systemen werden diese einen zunehmend stärkeren Anteil an den Wirklichkeitskonstruktionen von Räumen und den Vorstellungen von Ihnen haben. Macht über Repräsentationen und Definitonen wird zunehmend zu einem zentralen Aspekt nicht zuletzt bei der Kontolle und Ãœberwachung von Räumen und Menschen…. denn

….the widespread application of sophisticated GIS-related technologies, amongst a whole plethora public and private service organisations (from retailers, banks, utilities, crime control agencies and media corporations), is helping to underpin intensified processes of socio-spatial polarisation and fragmentation within urban areas. (Text / Stephan Graham)

Abzuwarten was aus dem Projekt wird – vielleicht bleibt es ja auch nur eine Baustelle im Internet um die sich niemand sorgen muss.. dann wäre das 3D Modell aber wieder auf dem Weg nur ein Spiegel der Wirklichkeit zu sein…

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