Ich kenne weder das Buch, welches dieser Tage erscheint, noch das Theaterstück, was vor 2 Jahren uraufgeführt wurde. Zur literarischen Qualität kann ich also nichts sagen, aber das kann ich ja nachholen. Aber die Begeisterung (“Das Buch der Stunde”, die Zeit, 26.2.2009) über das von Julie Zeh gewählte Thema und die Umsetzung in einer Dystopie verlegt ca. 50 Jahre in Zukunft ist schon beachtlich., ja tut so als würde sie das Problem gerade als erste erkennen. Selbst für die Literatur tut sie das nicht, wohl aber als eine der wenigen Autoren der Gegenwart nimmt sie sich eines Themas an, welches – so sagen wir Wissenschaftler, Aktivisten und Datenschützer – seit Jahren heiß ist, welches aber nicht genut Beachtung findet. Erst wenn die Post, Telekom und die Bahn ihre Mitarbeiter beschnüffeln, dann regt es plöthlich alle auf – vorher wird uns Panikmache attestiert.
Wie auch immer. Es zeigt sich einmal mehr: Wir brauchen die Kunst, um auf Themen aufmerksam zu machen, die unter uns seit Jahren diskutiert werden, die keinem wirklich neu sind und dennoch keine Beachtung gefunden haben. Gesundheit und Hygieneideologien als faschistische Ansätze einer Kontrollgesellschaft werden schon länger diskutiert, das Verhältnis von Disziplin und Körper seit Jahren in den Seminaren zu und um Foucault und die Gesundheitskarte steht in der Kritik, wenn sie auch keiner hören will. Jetzt also ein Buch dazu, was gefeiert wird – ob es den gewünschten Effekt haben wird, bleibt abzuwarten – vielleicht kann Literatur dann doch nicht so viel.
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