Jetzt auch fliegende Kameras

In Mailand, Italien werden künfitg wohl auch bewegliche, in der Tat fliegende Kameras, für Aufklärung sorgen. Der Corriere della Sera (4.Juni 2007) berichtet:

Helicopter-mounted cameras will monitor city streets and squares, seeking out unlicensed waste dumps and building sites. Drone-like devices with video game-style controls.

Hier findet nicht nur eine zusätzliche Überwachung Mailand statt, sondern es zeigen sich dabei auch Züge einer Militarisierung ziviler Kontrolle in einem urbanen Raum:

The miniature helicopter exploits same technology as drones, the pilotless aircraft used in military operations or for spying.The two units purchased by Milan’s city authorities will reinforce a system of video surveillance so extensive that it is comparable elsewhere in Europe only to London’s. In flight, the cameras are operated like a video game.In fact, the American Air Force is considering recruiting X-Box generation pilots who have spent years twiddling the controls of a game console.

In diesem Sinne… schöne Aussichten!

Telefonüberwachung gegen Doping

Seit die auch teilweise von mir geschätzten Radstars ihr Doping zugegeben haben – was dann auch nicht mehr wunderte – dreht die Politik und die Sportfunktionärselite komplett am Rad. Völlig aus dem Ruder zu laufen scheint aber mal wieder der Bundessicherheitsminister Schäuble. Wie in einem schlechten Reflext wärmt er offensichtlich bei jeder Gelegenheit eines seiner Lieblingsthemen auf – diesmal ist es die Telefonüberwachung.

Das Doping eine Reihe von Auswirkungen auf den Sport und die Gesundheit von Menschen hat, bleibt unbestritten, aber nur im Sinne einer Verfolgung der Täter zu drängen und von einem “ehemals” sauberen Sport (ganz allgemein) zu reden, ist einfach nur Unsinn. Schäuble selbst verteilt die Gelder an die Verbände, fein sauber nach Leistung und Medallienspiegel – und da werden ein paar Medaillien weniger bei einer Olympiade schon schnell zum Existenzkampf für Verband und Sportler. Und die Verbände haben sich bisher daher auch nicht sonderlich angestrengt, was den Kampf gegen das Doping angeht. Vielleicht sollte Herr Schäuble mal an der richtigen Stelle für Argumente suchen, statt auf allen Feldern und mit jeder billigen Ausrede die Ãœberwachungskomptenzen des Staates auszuweiten, wie er es in penetranter Weise seit geraumer Zeit tut. Was kann man die Uhr danach stellen. Bundeswehr im Innern – kommt auch bald wieder, keine Sorge.

Die wirklich zu diskutierende Frage wäre, müssen sich Hochleistungssportler – sogenannte Kaderathleten – eine andere, weitgreifendere Art der persönlichen Ãœberwachung zur Ausübung ihres Berufes gefallen lassen – ja oder nein? Gentests, Gesundheitsüberwachung und anderes als Teil des Berufes? Die Ansätze für eine solche Debatte sind vielfältig – Gesundheitsfürsorge, Kontrolle für einen fairen Wettbewerb, Kriminalisierung, Wirtschaftsmacht usw.

Hörspiel: Fake City Inc.

Am 3. Juni um 21.05 Uhr gibt es bei NDR Info das Hörspiel “Fake City Inc.” über Gated Communitites und die Privatisierung des öffentlichen Raums. Aus der Beschreibung:

Von New York bis München stehen die Städte vor dem Bankrott. Private Investoren gestalten nun die renditeträchtigen Innenstädte neu und verwandeln sie in Shopping-Malls und Business-Center. Der “New Urbanism”, der schon in Amerika für klinisch saubere “Gated-Communities” gesorgt hat, ist auch in der deutschen Hauptstadt angekommen. Doch in all dem neoliberalen Stadtumbau gibt es auch Bürger und Initiativen, die sich die Wiederaneignung des städtischen Raums als Lebenswelt zum Ziel gesetzt haben.

Ãœberwachung absurd?

Die Polizei und die staatlichen Stellen, die mit der Sicherheit rund um den G8 Gipfel beschäftigt sind, legen sich ins Zeug: Neben den üblichen Maßnahmen – Polizeihundertschaften (mit nie einlösbaren Ãœberstunden) vor Ort, Sicherheitszaun – verlegen sie nun die Kontrolle weit in das Vorfeld – und schüren damit Angst. Es wurden Geruchsproben von mutmaßlichen G8-Störern nach den den Razzien in Hamburg genommen, nun wurde Post in einem Verteilzentrum untersucht (siehe auch Die Zeit und den Kommentar von Christoph Seils ebenda).

Das gleichzeitig Schäubles und Zypries neues Passgesetz – das mit den Fingerabdrücken – verabschiedet wird ist sicher ein zeitlicher Zufall dieser Tage, aber nicht in der Gesamtschau, wo immer weitere Teile unseres Lebens einer Ãœberwachung und der vorrauseilende Kontrolle unter den Prämissen einer “gefährlichen” Welt ausgesetzt werden, passen diese Maßnahmen ganz vorzüglich. Und nur ein wenig weitergedacht, geht es doch bei den Passgesetzen auch um die Erfassung biometrischer Daten, kann ich nur spekulieren, welche Auswirkungen das neue Gewebegesetz haben wird, wenn es denn mit in die Betrachtungen der Ãœberwachung menschlichen Lebens zu welchen Zwecken auch immer mit einbezogen wird.

Es wäre besser, die Zusammenhänge würden uns nicht entgleiten – der Blick muss jenseits einzelner Kameras gerichtet sein, in der Presse, aber auch in der Forschung, wo zugegebenermaßen der Einzelfall zumindest den Ausgangspunkt für viele andere Ãœberlegungen eine empirische Basis legen kann.

Gericht verhandelt Hamburger Videoüberwachung

In dieser Woche verhandelt das Hamburger Verwaltungsgericht eine Klage von einer Anwohnerin der Reeperbahn, die sich durch die Kameras in ihrer Privatsspäre gestört sah. Die Kameras filmten offensichtlich ihre Wohnung im ersten Stock eines Wohnhauses. Die taz berichtete bereits letzte Woche über den Fortgang des seit längerem anstehenden Verfahrens, das nun auch vor Gericht verhandelt wird.

Face Recognition Vendor Test 2006

Die Ergebnisse des Face Recognition Vendor Test (FRVT) 2006 sind veröffentlicht. Überprüft wurde die Leistungsfähigkeit von Gesichts- und Iriserkennung, sowie erstmals die Erkennung anhand von 3-D-Modellen. Aus dem Abstract:

This report describes the large-scale experimental results from the Face Recognition Vendor Test (FRVT) 2006 and the Iris Challenge Evaluation (ICE) 2006. The FRVT 2006 looks at recognition from high-resolution still images and three-dimensional (3D) face images, and measures performance for still images taken under controlled and uncontrolled illumination. The ICE 2006 reports iris recognition performance from left and right iris images.

Anscheinend, so eines der Ergebnisse, sind Maschinen inzwischen “more accurate” als Menschen auf diesem Feld. Wer Zeit und Muße hat, sich durch ein sehr technisches Dokument zu kämpfen, sollte diese Behauptungen mal auf ihre Plausibilität überprüfen.

Arbeit zu Videoüberwachung – und wer forscht eigentlich was?

Nachdem eine Magisterarbeit zu Videoüberwachung nun auch bei jetzt.de vorgestellt wurde und seit einigen Wochen bereits im Netz immer wieder mal auftaucht, frage ich mich: ist das alles was es dazu im Moment gibt? Welche Ideen oder laufenden Projekte gibt es derzeit eigentlich, die sich im weitesten Sinne mit dem Thema Überwachung befassen?

Die Arbeit von Florian Glatzner ist ordentlich geschrieben und recherchiert, auch wenn es wenig eigene empirische Erkenntnisse gibt und die Arbeit hauptsächlich die (bürger- und datenschutz-) rechtlichen Aspekte aufgreift. Aber es geht ja auch um eine Magisterarbeit, da sollte man nicht noch drei Jahre lang  irgendetwas forschen müssen. Ein Kritikpunkt darf aber nicht unerwahnt bleiben: Zwar ist bereits im Titel die Rede vom “öffentlichen Raum” – dieser wird allerdings nur mit einem Satz besprochen. Videoüberwachung als räumlich orientierte Praktik, wird leider nicht in eine enger stehende Verbindung zu Raum gebracht – so als wäre dieser immer schon da. Und dabei schreibt der Autor von “Angsträumen” – ein idealer Ansatzpunkt, um Raumkonzepte wenigstens kurz zu erwähnen.

Aber zurück zur Frage: Was läuft in der Forschung in Deutschland im Moment zu Ãœberwachung oder was ist geplant? Ich weiß von drei recht unterschiedlichen RFID-Projekten aus Hamburg, die gerade beantragt werden und zwei weiteren zu Raum, Sicherheit, Kartierung und Ãœberwachung, die ich selbst vorbereite. Was noch. Schreibt es auf oder mir per E-Mail, ich würde gern mal eine Ãœbersicht erstellen und hier veröffentlichen…..

Auf Nummer sicher mit der Surveillant Assemblage?

Der Film “Auf Nummer sicher?”, der gestern Nacht im ZDR lief, war durchaus sehenswert, spannend gemacht und gut gefilmt. Thematisch spielte er mit Verschwörungstheorie, der Zukunft und der Macht der Konzerne sowie den naiv tuenden, jedoch gefährlichen Politikern, die im Whalkampf oder angesichts einer auf uns zurollenden Welle der Unsicherheit, die Masken fallen lässt. Nur ein Film?

Wenn man die Nachrichten der letzen paar Wochen in ihrer Gesamtheit betrachtet, die einfach so nur immer wieder als Einzelfälle aufreten, dann ergibt sich ein anderes Bild. Allein Schäubles immer wiederkehrenden Forderungen zeigen auch bei grober Betrachtung ein enormes Ausmaß. Die Zeit hatte ebenfalls eine solche Zusammenstellung aufbereitet. Komsich das mitten in diese Diskussion die Sicherheitswarnung für die US-Botschaften (Video) in Deutschland fiel – Zufall? Auch das G 8-Treffen, über dessen Sinn und Unsinn man treffend streiten kann, befruchtet vieler dieser Diskurse und wird in infamer Weise benutzt, die Diskussion äüßerst einseitig und tendenziös zu führen.

Was sich hier und auch in dem Film bei näherem Hinsehen zeigt, ist die von Haggerty und Ericson beschriebene Surveillant Assemblage – die Vernetzung von technischen Lösungen der Ãœberwachung untereinander und ihre Verzahnung mit gesellschaftlichen und politischen Diskussionen jeglicher Art – von der Gesundheit bis hin zur inneren Sicherheit. Nicht alles ist dabei in Bausch und Bogen zu verdammen, die Art und Form der Disskusion allerdings wird zunehmend von Politik und Industrie (wie RFID (ein Beispiel für eine Äußerung) und auch Videoübewachung) mitbestimmt. Die Zusammenhänge gehen leider allzuoft unter. Das wird auch nur leidlich besser, wenn man einen Film erst um 0.15 Uhr zeigt und nicht ein – bis zwei Stunden früher. All dem zum Trotz kann der Film seine Wirkung eigentlich nicht verfehlen. Also Glückwunsch. und ich hoffe es gibt den Film dann auch mal beim ZDF online abzurufen.

Google plant Erstellung von psychologischen Profilen aus Online-Spielen

Nach Berichten des Guardians hat Google einen Patentantrag für Analysemethode eingereicht, mit der aus dem Verhalten in Online-Spielen psychologische Profile erstellt werden können. So soll Werbung innerhalb dieser Spiele an das psychologische Profil der Nutzer angepasst werden. Im Patentantrag heißt es:

“User dialogue (eg from role playing games, simulation games, etc) may be used to characterise the user (eg literate, profane, blunt or polite, quiet etc). Also, user play may be used to characterise the user (eg cautious, risk-taker, aggressive, non-confrontational, stealthy, honest, cooperative, uncooperative, etc).”

Durch die Vielzahl von Interaktionen innerhalb des Spiels kann Werbung so exakt an die aktuellen Bedürfnisse angepasst werden, dass sogar Vorschläge für eine Kaffeepause gemacht werden können: „For example, if the user has been playing for over two hours continuously, the system may display ads for pizza-hut, coke, coffee and other related goods.“

Auch das Product Placement soll neue Dimensionen erreichen:

„Furthermore, although ad creatives may be images akin to banner ads, the system may use ad creatives that are text and speech of a character that the player may interact with. For instance, in the popular game series Simms, a character that a user interacts with may suggest (as an advertisement) to listen to the newly released Coldplay album. The user may reply positively (if given a choice) and listen to clips from the new Coldplay album. As another example in a car racing game, after a user crashes his Honda civic, an announcer could be used to advertise by saying for instance “if he had a Hummer, he would have gotten the better of that altercation”, etc.”

Google gab auf Anfrage bekannt, dass diese Technik in absehbarer Zeit nicht zum Einsatz kommen wird. Allerdings deutet die Übernahme der Firma AdScape, die Werbeplätze in Computerspielen vermittelt, darauf hin, dass dies durchaus als zukünftiges Betätigungsfeld betrachtet wird.

Veranstaltung: Gesellschaft unter Beobachtung

Die Grünen in Münster veranstalten in ihrer Diskussionsreihe “Digitale Welt – Chancen und Gefahren” eine Podiumsdiskussion mit dem Titel: Gesellschaft unter Beobachtung – TollCollect – Anti-Terrordatei, E-Pass”.

Ort: Münster
Zeit: 23. Mai um 19.00 Uhr.

Wer also in Münster oder Umgebung ist und Lust hat, ist herzlich eingeladen. Ob das ganze eine lohnenswerte Veranstaltung wird, hängt wohl auch davon ob, wer noch als Drittes zu dieser Runde hinzukommt – denn nur mit Gleichgesinnten zu diskutieren, macht nur halb so viel Spaß.

Nerd-Howto: Lobbyismus

Ich hab es gerade schon auf der Maastrix geschrieben, aber hier passt es auch hin:
Sehr gute Aufforderung und Anregung an alle IT-Spezis dieser Welt: Betreibt Lobbyismus.

Es gibt eine erstaunlich große Zahl von politischen Themen, über die man aktuell verärgert sein kann, wenn man sich mit Computern beschäftigt.

Meine Ärgerthemen der letzten Monate sind u.a.: Wahlmaschinen, Bundestrojaner, Vorratsdatenspeicherung, Software-Patente, Killerspiele, Mautdatenerhebung, Einschränken von Datenschutz und Bürgerrechten mit Totschlag-Argumenten wie “Terrorbekämpfung” oder “Schutz vor Kinderpornographie”.

Die Blogs sind voll von diesen Themen. Wir Computerfreaks, Informatiker, IT-Fachleute, Blogger, was auch immer, wir können uns wunderbar aufregen. “Wir wüssten es ja auch viel besser als diese blutigen IT-Anfänger in der Regierung!” Aber tun wir etwas? Selten. Nein, eigentlich nie. Meckern ist ja auch einfacher. “Es ändert sich ja doch nichts.” Und die großen bösen Interessenverbände, die machen Lobbyismus viel effektiver.

Doch was ist Lobbyismus schon? Es ist das konstante Erinnern an Interessen. Das Festsetzen guter Argumente. Die Aussaat von Zweifeln.