Wir alle haben zumindest kurz über den KissCam-Vorfall beim Coldplay-Konzert in den USA gelacht oder geschmunzelt. Die Memes dazu sind auch durchaus lustig – aber es zeigt sich hier auch ein Aspekt allgegenwärtiger Kameras, verbunden mit den omnipräsenten Smartphones sowie der sofortigen Auswertung (oder sollte man besser von Ausschlachtung sprechen?) so mancher SocialMedia-Plattformen bzw. der diversen Accounts von fast jedem von uns.
Erfüllt das schon die Definition von Überwachung, schwierig. Auf jeden Fall zeigt es eine Art schrankenloser Sichtbarkeit und dem Verlust von beschränkt öffentlichen Orten, wie ein Stadion eines mal gewesen ist. Da alles immer online ist gibt es diese Art der Rückzugsräume nicht mehr wirklich, auch wenn man im Stadion nie so richtig privat war, aber eben anonym! Und das ist in der Öffentlichkeit ein Wert an sich, der nach und nach verloren zu gehen droht.
Ob oder ob das Paar dort sich falsch verhalten hat, liegt nicht in meiner Bewertung. Das müssen die nun alles mal mit sich, ihrern Familien und der Firma regeln. Wobei der Zugriff der Firma auf das Privatleben schon erheblich ist, bei einem solchen für die Firma lächerlichen Vorfall, der eigentlich keiner war, aber erst durch den Skandal einer wurde, wenn man die Karl Krauss’sche Definition zugrunde legt, dass “ein Skandal ist, wenn die Polizei ihm ein Ende setzt”. Hier dann die sozialen Medien und letztlich der Mob der Öffentlichkeit.
Da tröstet es auch wenig, dass hierzulande eine Veröffentlichung des Bildes aus dem Kontext des Stadions heraus illegal gewesen wäre, wie die Legal Tribune Online schreibt: Veröffentlichung wäre nach deutschem Recht illegal, LTO 22.7.2025, Lucas Brost. Es geht ums Recht am eigenen Bild in diesem Fall. Das mag rechtlich und später eine Rolle spielen, der Schaden ist aber passiert und generell die Anonymität ist eben keine mehr.
