Kritik an der Forschung für mehr Sicherheit

Sicherheitsforschung sollte man nicht erst seit heute kritisch bewerten, es scheint aber, dass auch die Presse sich endlich des Themas in ungewohter Art und mit neuer Aufmerksamkeit widmet. Auch wenn es nicht wirklich neu ist, nutze ich die Gelegenheit der jüngsten Medienaufmerksamkeit auf die aktuellen und bereits gemachten Erkenntnisse hinzuweisen.

So gibt es bei Deutschlandfunk einen hörenswerten, wenn auch nicht so kritischen Beitrag unter der Überschrift: Wie uns Forscher vor Anschlägen schützen wollen (Deutschlandfunk, 8.3.2017). Der Beitrag ist der Start einer neuen Serie mit dem klangvollen Namen: “Technik gegen Terror” (der Rubrik widme ich mich mal gesondert mit einer Rezension)

Schon in der vorletzen Woche hatte die ZEIT einen Beitrag zu einem ähnlichen Thema, allerdings wesentlich kritischer, denn dort lautete die Überschrift: 800.000 Euro für einen Terror-Airbag, der nie fertig wurde (die ZEIT, 23.2.2017).

Die EU gibt drei Milliarden Euro aus, um Europa besser zu schützen. Doch nur Konzerne profitieren davon. Neue Technik, um Terroristen zu bekämpfen, liefern sie kaum.

Der Artikel ist Teil des investigativen Rechercheprojektes Security for Sale.

Was so neu klingt, ist so neu gar nicht und manche Erkenntnisse hätten auch an anderer Stelle bereits nachgelesen werden können.

Da ist zum einen Eric Töpfers Artikel von 2009, Clilp 094:

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Oder mein Aufsatz zur Kritik der Sicherheitsforschung, worin zwar nicht über die Erfolglosigkeit der Technik berichtet wird, aber über den ambivalenten Einfluss solcher Programme auf die Forschung und Forscher:

Nils Zurawski: Die innere Freiheit von Demokratien: Befördert oder gefährdet durch Sicherheitsforschung? In: Nielebock, Thomas/ Meisch, Simon/ Harms, Volker (Hrsg): Zum Frieden verpflichtet. Chancen und Herausforderungen universitärer Zivilklauseln. Baden-Baden: Nomos 2012, Details (in Teilen auch nachzulesen hier: “Technische Innovationen und deren gesellschaftliche Auswirkungen im Kontext von Überwachung”

Und auch Julian Genners gerade publizierte Dissertation vom Nacktscanner zum Sicherheitsscanner ist was die Forschung und das Produkt selbst angeht, äußerst lesenswert.

Es überrascht mich ein wenig, dass die Presse erst jetzt mit einer großen Recherche dahinter kommt, in den EU-, und BMBF-Projekten wird darüber schon seit längerem immer mal wieder gesprochen und vielen kritischen Sicherheitsforschern ist das auch schon lange klar. Aber so gelangt es wenigstens auch außerhalb unserer akademischen Zirkel in die Öffentlichkeit, und das ist ja auch sehr zu begrüßen.

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