Month: Februar 2011

nochmal: Falsch-Positive

Erst kürzlich habe ich hier ein paar Bemerkungen zu den Falsch-Positiven beim Profiling an Flughäfen geschrieben. Nun eine kleine Ergänzung: Ein Artikel im Economist Clever hounds (15.2.2010) berichtet von einem Experiment des menschlichen Einflusses auf die Ergebnisse von Drogensuchhunden – der offenbar groß ist. Das Ergebnis sind Falsch-Positive. Das Experiment ist interessant und wissenschaftlich veröffentlicht (-> Animal Cognition). Das Ergebnis und die Konsequenzen werden offen gehalten – was wohl auch vernünftig ist.

How much that matters in the real world is unclear. But it might. If a handler, for example, unconsciously “profiled” people being sniffed by a drug- or explosive-detecting dog at an airport, false positives could abound. That is not only bad for innocent travellers, but might distract the team from catching the guilty. Handlers’ expectations may be stopping sniffer dogs doing their jobs properly.

Sechs Monate im Leben des Malte S.

Totaltransparenz im Dienste des Datenschutzes: Um einmal anschaulich zu machen, welche Einblicke die Vorratdsdatenspeicherung in das Leben, Handeln und Herumreisen einer konkreten Person ermöglicht, hat der Grünen-Politiker Malte Spitz seine Vorratsdaten aus dem Zeitraum August 2009 bis Februar 2010 veröffentlicht. Die ZEIT hat die Daten in einer interaktiven Grafik aufbereitet.

Widerstand gegen UK Zensus

Der Guardian hat eine Geschichte zum Widerstand gegen den Britischen Zensus, der in den nächsten Woche stattfinden wird. Boycott the UK census over links to Lockheed Martin, protesters say (19.2.2011). Der Grund liegt u.a. darin, dass an der Erhebung die Rüstungsfirma Lockheed beteiligt ist.

The really worrying thing is the fact that the information being collected in the next census – including new questions on sources of income and place of birth [to help monitor immigration] – would be ideal fodder for the kind of anti-terror analyses being carried out by Lockheed, and could lead to a faraway database identifying thousands of us as potential ‘threats’.”

Wie sieht die kommerzielle Auswertung unserer Zensusdaten (Microzenus, Volkszählung) durch private Firmen bei uns eigentlich aus?  Ist das kontrollierbar?

Zeitblog: Kulturkampf

Durch Zufall bin ich drauf gestoßen – das Blog der Zeit mit dem Namen Kulturkampf. Interessant deswegen, weil es eine Rubrik hat, die “Surveillance Studies” heißt.

So überraschend ist das dann auch wieder nicht, sind die Autoren doch Markus Beckedahl, Christiane Schulzki-Haddouti sowie die Zeit Online-Redakteure Kai Biermann und Tina Klopp.

Mich hat es dennoch gefreut, auch wenn ich den Begriff nicht erfunden habe, so hat er sich offensichtlich weiter verbreitet, als ich gedacht hätte. Schön so. Und interessant sind die Beiträge und ihre Autoren allemal.

cfp: Phänomen Facebook

Call for Papers für das Online-Journal Komunikation@gesellschaft: Phänomen „Facebook“

Seit seinem Start 2004 und der Öffnung für immer weitere Nutzerkreise in den folgenden Jahren hat sich Facebook zu einer der bekanntesten Webseiten entwickelt, die inzwischen mehr als 500 Millionen registrierte Nutzer weltweit hat. Wie wenig andere Internet-Angebote hat sich Facebook zu einem Synonym für die Internetnutzung vor allem bei einem jüngeren Publikum entwickelt. Facebook ist aber auch Bestandteil gesellschaftlicher Debatten – mal haben sie mit Datenschutz zu tun, mal mit den demokratischen Möglichkeiten, die die Plattform bietet, mal mit dem wirtschaftlichen Potential, das ihr innewohnt. Schließlich gibt es bereits einen mit dem Golden Globe prämierten Film („The Social Network“ von David Fincher) über Marc Zuckerberg, den Schöpfer von Facebook. Von dem behauptet die britische Schriftstellerin Zadie Smith, dass immerhin 500 Millionen Menschen in dessen Gedankenwelt leben – der Gedankenwelt, die wie sie sagt Teil einer Generation ist, die Angst hat unbeliebt zu sein.

Abgabefrist: 31. Juli 2011.

Kameras und Kaufhäuser

Als hätten die vielen Kollegen, die hier im Blog was schreiben nie etwas gesagt, erzählen nun Kaufhaus-Betreiber den ganzen Unsinn über Kameras, den wir immer kritisieren. Aber ehrlicherweise haben wir alle auch nie an die Einsichten in unsere Erkenntnisse geglaubt, oder? Wie auch immer – seit ein paar Tagen wandert der schöne Bericht von NDR Info zu den Kameras in ECE-Malls durch die Landschaft – ECE-Center: Videoüberwachung gesetzeswidrig? – nun hat die taz nachgefragt und nachgelegt – Kameras an der Rolltreppe.

Endlich trifft es so auch mal den privaten Bereich, aber die Diskussion liefert keine neuen Erkenntnisse, sondern die alten werden bestätigt – Kameras als Allheilmittel, verkauft mit verklärenden Sicherheitsversprechen, die im Falle von ECE nun so gar nicht greifen, wie ich meine.

MA – Friedensforschung und Sicherheitspolitik

Auch wenn es das Thema des Blogs nur am Rande trifft soll es hier nicht unerwähnt bleiben, auch weil ich denke, dass Konflikt und Friedensforschung viel mehr Bestandteil von Forschung zu Ãœberwachung und Kontrolle sein sollte bzw. diese Themen auch für die “Surveillance Studies” viel wichtiger sein sollten.

Es gibt hier eine Ausschreibung für den Postgraduierten Masterstudiengang “Friedensforschung und Sicherheitspolitik” 2011/2012 an der Universität Hamburg des Kooperationsverbundes Friedensforschung und Sicherheitspolitik. Die Bewerbungsfrist für das akademische Jahr 2011/2012 beginnt am 15. Dezember 2010 und endet am 15. März 2011

Noch ist also Zeit sich zu bewerben.

Preis für Publikation zu Überwachung

Zum 5-jährigen Bestehen des Blogs surveillance-studies.org im März diesen Jahres und des dazugehörigen Netzwerkes, schreiben wir einen Publikationspreis für Nachwuchswissenschaftler/innen aus. Wir hoffen damit die Verbreitung des Themas auch in der Wissenschaftslandschaft fördern zu können und animieren euch alle jungen Wissenschaftler/innen auf, ihre Beiträge einzureichen.

Bewerbungsbedingungen und Fristen.

Kriminelle Orte?

Der Guardian berichtet von den neuen interaktiven Crime maps in Großbritannien, die jetzt veröffentlicht wurden (Guardian. Online crime maps for all streets in England and Wales, 1.2.2011)

Detailed maps providing a monthly snapshot of crime and antisocial behaviour on every street across England and Wales are published for the first time today.
Home Office ministers say it is unprecedented for such interactive crime maps to be published for an entire country and that it has been done without compromising the privacy of victims and witnesses, or having a negative effect on house prices.

Die Aussagen des Home Office finde ich gewagt – denn über die Konsequenzen solcher Kartensysteme lässt sich kurz nach der Inbetriebnahme noch gar nichts sagen. Es funktioniert aber schon – ich frage mich allerdings, ob es nur eine Spielereri mit einem Geo-Daten und Kriminalitätsstatistiken ist oder einen tatsächlichen Mehrwert haben soll – denn dann muss es ja Konsequenzen haben. Zu kommentieren gäbe es jede Menge an diesem Projekt, welches mit 300.000 £ auch nicht gerade billig ist. Wie aussgekräftig sind die dahinter stehenden Statistiken – ich denke an die Schwierigkeiten mit der PKS in Deutschland. Auch geht es nicht nur um Crime, sondern um anti-social behaviour. Was ist das? Warum muss das darin sein. Ein typisches britisches Delikt bzw. ein Phänomen, das vor allem dort große Aufmerksamkeit erfährt und dessen Bearbeitung viel mit Erziehung und Bevormundung zu tun zu haben scheint. Die Ideen sind nicht neu und ich denke auch in Deutschland wird bereits an solchen öffentlichen Projekten gearbeitet. Karten sind ein wunderbares Mittel der Arbeit – auch für die Polizei. Nur in der öffentlichen Verwendung sollte reflektierter mit ihnen umgegangen sein, da Karten auch immer eine Welt schaffen, nicht nur darstellen.

What’s wrong with Video Surveillance

Kürzer, genauer und gründlicher kann man diese Frage nicht beantworten als David Wood in seinem Blog. Für alle, die es leid sind, immer wieder danach gefragt zu werden und immer die gleichen Antworten zu geben: am besten ausdrucken und verteilen.

Summary: Video Surveillance, particularly fixed CCTV,  is expensive, inefficient and has all kinds of negative social side-effects. Public money would be better spent on improved street lighting, schemes for community involvement and economic regeneration.