Month: Juli 2009

Überwachte Bürger zwischen Apathie und Protest

Am Institut für Sicherheits und Präventionsforschung gibt es eine neues Forschungsprojekt:

Der ‘überwachte’ Bürger zwischen Apathie und Protest. Zur Genese neuer staatlicher Kontrolltechnologien und ihren Effekten auf Einstellungen und Verhalten der Bevölkerung

Als Kurzbeschreibung hier ein Zitat von der Projektseite:

Gegenstand des Projektes ist die New Culture of Control in Form neuer staatlicher Kontroll- und Ãœberwachungstechnologien, die spätestens seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 die gegenwärtige Gesetzgebung und sicherheitspolitische Diskussion bestimmen. (…) Das Projekt verfolgt zwei Ziele:

Die theoriegeleitete Erklärung von Effekten neuer Kontroll- und Überwachungstechnologien auf Einstellungen und Verhalten der Bevölkerung und die Überprüfung entsprechender Hypothesen anhand von Strukturgleichungsmodellen

Die Analyse der Gesetzgebungsverfahren zu diesen Überwachungstechnologien sowie der Einstellungen, Bewertungen und Annahmen staatlicher Akteure und Mitglieder von Grund-, Bürger- und Datenschutzrechtsorganisationen im Hinblick auf diese Technologien

Das Projekt liegt in den Händen der Kollegen Christian Lüdemann und Christina Schlepper.

Die Tücken der Statistik

Hier ein Artikel aus dem Guardian, der die Wissenschaft hinter Dokumenten und Statistiken des britischen Home office diskutiert.

Beim Guardian: Home Office research so feeble someone ought to be locked up .. ..und in Ben Goldacre badscience-Blog direkt: Is this a joke? Und darum geht es:

Luckily, the Home Office has now published a consultation paper on the subject. They defend their database by arguing that innocent people who have been arrested are as likely to commit crimes in the future as guilty people. “This,” they say, “is obviously a controversial assertion.” That’s not true: it’s a simple matter of fact, and you could easily assemble some good quality evidence to see if it’s true or not.

The Home Office has assembled some evidence. It is not good quality. In fact, this study from the Jill Dando Institute, attached to their consultation paper as an appendix, is possibly the most unclear and poorly presented piece of research I have ever seen in a professional environment. Or am I having a bad day? Join me in my struggle to understand their work.

Hörspiel: Überwachen und Mahnen

Das Hörspiel “Ãœberwachen und Mahnen” von serotonin läuft mal wieder bei dradio am 3.8.09 um 5 minuten nach Mitternacht (gefühlt am 2.8)

Und die Autoren weisen auch noch auf ein weiteres Hörspiel aus ihrer Feder hin, welches sicherlich hörenswert ist:
Der SWR-Dschungel hat bringt das Stück “Kinderwahn oder der Bugaboo-Krieg am Prenzlauer Berg” bereits (überraschend) am 13.7.09 in der Dschungel-expedition. Die Sendung ist auch per Podcast zu hören:

The president’s surveillance program

Published a couple of days ago, was a report by the Inspectors General of the US DOD, DOJ, CIA, NSA and office of the Director of National Intelligence, on the intelligence gathering activities and programmes given presidential approval after september 11th, collectively referred to as ‘the president’s surveillance program’

Here is the unclassified version.

Film: Meine Daten und ich

Bei Good Movies ist ein Film von Philipp Eichholtz zum Thema Datenschutz erschienen: Meine Daten und ich.

Der fiktive Filmemacher Axel Ranisch sucht nach Antworten bei unterschiedlichen Politikern (Wolfgang Bosbach,Wolfgang Wieland) und Gruppierungen — und stößt mehr und mehr beruflich wie privat an seine Grenzen. Ein witzige und geistreiche Untersuchung über schleichende Veränderungen in unserer Gesellschaft, über hilflos hingenommene Skandale und über die Frage:Wie weit darf der Staat eigentlich gehen?

Mehr Infos auf der Homepage des Films.

3. Schwarze Nacht

3. Schwarze Hafen-Nacht in der Speicherstadt-Kaffeerösterei
Kehrwieder 5
5 € – Dienstag, 28. Juli, 20.30

GANGSTER

Ein (Lese-)Abend zu einem aktuellen Thema – u.a. mit Regula Venske & Live-Musik

Es gibt
– Geschichten über den ersten Public Enemy, John Dillinger, Gangster, Volksheld, vor 75 Jahren erschossen
– und Geschichten von Regula Venske aus ihrem brandneuen Buch Bankraub mit Möwenschiss – worin es einen notleidenden Banker an die Nordsee verschlägt und ein gewitzter Greis seine Tochter, drei Banken und die Kripo austrickst.
“A great plot for a movie – and a very European ending!” (M. Robotham).
– einen rätselhaften (Denksport-)Fall – der Preis für die Lösung: Freikarten für “Public Enemies” (mit Johnny Depp) – und
– ansonsten das Ãœbliche: Mörderische Spannung, erlesene Verbrechen, clevere Böse, gewissenlose
РSch̦ne, knalllharte Ermittler Рund ein sanft meuchelndes Saxophon.

Vorbestellungen: Per Mail über die Website www.schwarzenaechte.de oder in der Speicherstadt-Kaffeerösterei

Traum der Kontrolleure – Gedankenlesen

Auf das Zeit-Special zur Hirnforschung sei angesichts eines Artikels in der aktuellen Ausgabe der Zeitung hingewiesen. Unter dem Titel “Sind die Gedanken noch frei” diskutieren die Autoren, welche Träume von der Hirnforschung beflügelt werden und welche Auswirkungen das haben könnte – und auch was daran seriös ist und was nur absurde Kontrollphantasien…

Die einen träumen von »Gedankenlesemaschinen« oder neuen, hirnbasierten Marketingmethoden, andere fürchten eine Gedankenpolizei, wie sie die Romanautoren Philip Dick (Minority Report) oder George Orwell (1984) vor Jahrzehnten vorhergesagt haben. Tatsächlich wird in den USA inzwischen laut darüber nachgedacht, ob man Terrorverdächtige nicht einfach anhand ihrer Hirnaktivität überführen könne – noch bevor sie straffällig werden. In Deutschland dagegen bestimmte in den vergangenen Jahren der Streit zwischen Philosophen und Hirnforschern die Debatte.

Spiel den Ãœberwacher!

Auf der Website des französischen Video- und Digitalkünstlers Martin Le Chevallier können Gamer sich Vigilance 1.0 herunterladen. Der Spieler ist ein Ãœberwacher, verhindert werden sollen Prostitution, Vermüllung, Schmiereien, Ladendiebstahl, ansonsten, so die Anleitung, “stürzt die Bevölkerung in Chaos und moralische Verworfenheit”. Ein durch und durch konsequentes Szenario also, bis auf eine kleine Ausnahme: Verdächigt der Spieler/Ãœberwacher eine Person zu Unrecht, gibt’s Punkteabzug.