Month: April 2009

Autor J.G. Ballard ist gestorben

Wie es David M. Wood formuliert:

There’s only one piece of news that matters today: J.G. Ballard is dead.
Along with fellow ‘new wave’ science fiction writers like Brian Aldiss and Michael Moorcock, Ballard revolutionised the way British people saw ourselves, our present and our futures. He recognised that the real danger to society was not some distant dystopia, but a current and ongoing nightmare of consumer-driven ennui, a lethargic cultureless space of casual selfishness and lost ideals. Anticipating academics like Baudrillard and Marc Auge by some years, he saw the future in what Nairn called ’subtopia’: suburbs, industrial ruins, traffic islands, gated communities. He once said that the airport departure lounge was the apotheosis of western civilisation and its ultimate destination.

Der ganze Text steht auf seinem Blog notes from the ubiquitous suveillance society

Wider die Datenaffäre!

Mehdorn ist darüber gestolpert, Lidl hat eine und wieder eine, die Telekom, jetzt ein Drogist in Süddeutschland – sie alle haben Datenaffären. So jedenfalls werden die Vorfälle jedenfalls in den Medien genannt. (Ich habe mich jetzt mal nur auf tagesschau.de beschränkt, weils schneller ging, aber es klingt überall gleich)

Und damit liegen die Kollegen von der Presse leider voll daneben. Nicht einer der oben genannten Fälle ist eine Datenaffäre. Die Lachnummer mit dem vertauschten Paketen und dem gestohlenen Weihnachtsstollen – das war ein Datenskandal oder auch nur eine Affäre – aber bei allen anderen handelt es sich um Schnüffelei (… hier wird es mal als solche benannt). Das hat mit Daten zu tun, ist aber mit Gesetzten nicht aufzuhalten, es geht nicht um Datenschutz, aber auch um das willentliche Brechen oder Umgehen von Vorschriften und Regelungen. Das Special der Zeit ist ein wenig differenzierter, aber auch hier: Datenaffären, wenn sie den Namen nicht verdienen.

Dahinter steht eine Haltung, eine Einstellung und der Wille, es zu tun, sich im Recht fühlen und zu glauben, nicht erwischt zu werden. Nichts weiter. Es ist einfach verharmlosend, es einfach nur Datenaffäre zu nennen, als wenn die Daten etwas getan hätten. Es geht nicht um präventiven Datenschutz, um die Frage, was muss und was kann ich von persönlichen Daten in einem bestimmten Fall angeben, was ist Privatsphäre und wo habe ich die Verfügung an meinen eigenen Daten und Bildern. Es geht darum, dass hier einer Menge Mitarbeitern unerlaubt nachspioniert wurde, das geschnüffelt und ganz klassisch überwacht wurde. Ich würde mich freuen, wenn die Kollegen aus Presse, Funk und Fernsehen das auch so nennen könnten.

Ob man allerdings den leichtfertigen Umgang vieler Bürger mit ihren Daten damit vermischen sollte, wie es in einem Artikel der Nürnberger Nachrichten geschrieben wurde, halte ich für wagemutig und hat eigentlich mit der Verletzung von Datenschutz durch andere nichts zu tun. Nur weil sie leichtfertig damit umgehen, heißt dass nicht, dass die ihnen garantierten Schutzrechte missachtet werden dürfen.

David Gugerli: Suchmaschinen

Gelesen hab ich’s noch nicht, der Klappentext klingt aber spannend und der Band sollte in jedem Fall auch für diesen Blog interessant sein:

David Gugerli: Suchmaschinen. Die Welt als Datenbank. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009.

Der Autor, Professor für Technikgeschichte an der ETH Zürich, zeigt anhand von vier Fallstudien

die Entwicklung der Suchmaschine auf, von den frühen Fernseh-Ratespielen, von Robert Lembkes Unterhaltungsshow »Was bin ich?«, über Eduard Zimmermanns Fahndungssendung »Aktenzeichen XY« und Horst Herolds »Kybernetik der Polizei« bis zu der von Ted Codd ausgehenden Entwicklung der relationalen Datenbank.