Month: Dezember 2007

Buch: Feindbild Demonstrant

HIer eine Veröffentlichung zum G8 Gipfel in Heiligendamm:

Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein / Legal Team (Hg.):
Feindbild Demonstrant – Polizeigewalt, Militäreinsatz, Medienmanipulation
Der G8-Gipfel aus Sicht des Anwaltlichen Notdienstes
ISBN 978-3-935936-68-2
176 S., 10 Euro, 19 CHF

Noch mehr neue Datenbanken

Auch das FBI plant eine großangelegte Datenbank zur Speicherung und Auswertung biometrischer Daten, wie die Washington Post schreibt: FBI Prepares Vast Database Of Biometrics $1 Billion Project to Include Images of Irises and Faces.

Digital images of faces, fingerprints and palm patterns are already flowing into FBI systems in a climate-controlled, secure basement here. Next month, the FBI intends to award a 10-year contract that would significantly expand the amount and kinds of biometric information it receives. And in the coming years, law enforcement authorities around the world will be able to rely on iris patterns, face-shape data, scars and perhaps even the unique ways people walk and talk, to solve crimes and identify criminals and terrorists.

Das sind ja klasse Aussichten – bleibt die Frage, ob eine solche Anstrengung und die gesammelten Daten auch wirklich das erreichen, was sie bezwecken oder ob auf dem Weg nicht einiges verloren geht oder in falsche Kanäle gerät – ganz abgesehen, von den sonst noch möglichen Anwendungsgebieten. Es wird die Unübersichtlichkeit der Welt nicht beheben, aber neue schaffen und gleichzeitig eine weitgehend unkontrollierte Machtbasis bereitsstellen, politische und gesellschaftliche Auswirkungen unabsehbar.

Dazu passt auch der Artikel “Ending the Surveilance Invasion” aus dem Guardian vor zwei Wochen:

Sport und Ãœberwachung

Ãœberwachung und Sport (zum cfp der entsprechenden Konferenz) sind ein nicht zuletzt seit den Olympischen Spielen in Athen eine immer festere Beziehung eingegangen. Die Spiele in Peking werden auch in dieser Hinsicht eine neue Dimension erreichen – ganz abgesehen von der staatlichen Kontrolle durch die Regierung in Peking, die wohl alles tun wird, um mit dieser Veranstaltung ihre Marke als gleichberechtigter Partner zu setzen.

Heise.de berichtet von den Videosystemen, die für die Spiele vorgesehen werden – Intelligente Videoüberwachung von IBM wird in Peking installiert.

Und auch die bereits jetzt von der Angst vor unkontrollierbarer Kriminalität geprägten Vorbereitungen zur Fußball-WM in Südafrika, werden diesbezüglich noch einen draufsetzen.

Nicht immer wird es dabei um Terrormusmus gehen, aber ganz sicher werden in beiden Fällen die Bürgerrechte angetastet und die technischen Möglichkeiten der Überwachung ausgeweitet. Solche Veranstaltung sind halt auch immer eine ideale Testmöglichkeit für neue Technologie, Systeme und Strategien, die dann im Anschluss eventuell auch im Regelbetrieb weltweit verkauft und konsequenterweise auch eingesetzt werden.

DNA, Datenbanken und mögliche Fehler

Zum Thema DNA-Datenbanken und deren Fehler sind hier drei Links zu Artikeln aus England (Telegraph) bzw. vom EDRI-Gram-Newsletter.

Innocents fear DNA database errors (26.11.2007)

Outrage at 500,000 DNA database mistakes (27.08.2007)

EDRI-gram : UK Home Office plans to fingerprint children starting 11
(14.03.2007)

Besonders der letzte ist interessant, da die Briten allen Ernstes planen alle Kinder ab 11 mit Fingerabdrücken zu erfassen und somit dann fast von der Wiege/der Schule bis in den Tod, die Bürger zentral zu speichern und möglicherweise zu kontrollieren. Ich bin schockiert und beeindruckt. Ich hoffe das wird bei uns noch länger aus sich warten – obwohl auch hier solche Pläne bestimmt in der Schublade liegen, es nur sich keiner traut das rauszuholen. Bei all den Fehlern und das über Jahre ist auch spannend, was dabei so rauskommt, wenn die Fehler zum Ausgangspunkt für neue Fehler werden – Daten-Stille-Post sozusagen – wer bin ich dann wohl wenn ich dreißig bin und die Abdrücke bereits seit 19 Jahren ein Eigenleben führen. Wir werden es erleben.

Privacy Foundation – Podiumsdiskussion

Die neu gegründete Privacy Foundation lädt ein zu einer Podiumsdiskussion in Berlin am
Freitag, 14. Dezember 2007
Thema: Das Ende der Privatsphäre? Online-Durchsuchung, Vorratsdatenspeicherung, informationelle Selbstbestimmung

Ort: dbb forum, Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin (U-Bhf Französische Straße)
Zeit: 19.30 – 21.30 Uhr
Info: http://www.privacyfoundation.de/termine/

Bitte melden Sie sich unter info@privacyfoundation.de zur Veranstaltung an.

Überwachung, Wissen und Datenüberfluss

Es werden immer mehr Daten von uns und unserem alltagsweltlichen Aktivitäten erfasst und vor alle gespeichert. Der Schweizer Tagesanzeiger hat sich dem Thema gewidmet und zusammengerechnet, wieviele Daten da eigentlich so anfallen. Das Fazit steht dort bereits im Aufmacher zum Artikel:

Die Menge aller auf der Welt vorhandenen Informationen ist grösser als die Kapazität von sämtlichen Speichern. Es wird immer schwieriger, dieses angehäufte Wissen zu nutzen.

Ob das beruhigend ist, weiß ich nicht zu sagen – immerhin macht sich dabei das Gefühl breit, dass ein Zuviel an Daten auch zu unserem Schutze sein kann, oder es eben zu noch abstruseren Verwechslungen und Fehlzuschreibungen durch die Unklarheit von Klassifikationen und die Suchparameter kommen kann. Das Wissen über die Erde, die Menschen und unsere Umwelt mag so groß sein wie noch nie – aber ebenso groß ist dessen Unübersichtlichkeit und damit die Desorientierung von uns selbst. Ãœberwachung und Kontrolle hat also somit Sinn, um wenigstens etwas Orientierung und Ãœbersichtlichkeit zu schaffen. Vielleicht haben die Sekurokraten deshalb so ein großes Bedürfnis nach immer neuen Maßnahmen, da sie wissen, dass sie eigentlich noch mehr wissen könnten – und doch nur hinterherhängen. Letztlich ist das ein zutiefst menschlisches Dilemma, deren Lösung nicht in immer mehr präventiver Risikominimierung, noch in zusätzlichen repressiven Maßnahmen liegen kann.

Sicherheitsdienste an Berliner Schulen

Man mag darüber streiten, ob es sinnvoll ist, welche Not die Schulleiter haben und was generell falsch läuft an Schulen bzw. der Politik in bestimmten Stadtvierteln – ob allerdings private Sicherheitsdienste die Ursachen bekämpfen können, bleibt dennoch fraglich. In Berlin haben jetzt die Schulen auf ihre offensichtliche Notlage reagiert und zusammen mit den Verantwortlichen im Senat und in den Bezirken an einigen Schulen private Sicherheitsdienste engagiert (RBB Online und Frankfurter Rundschau).

Bei der Zeit gibt es dazu noch ein kleines Video “Türsteher vor Schulen”.

Schreibwettbewerb

Der österreichische Bürgerrechts- und Datenschutzverein q/uintessenz veranstaltet ab sofort einen Schreibwettbewerb zur Zukunft der Überwachung, unter dem Titel: Am Ende der Leitung: Das hätte sich George Orwell nicht träumen lassen! Teilnehmen darf jedeR, Einsendeschluss ist der 30.04.2008, und tolle Preise gibt es auch. Die schönsten, und d.h. hier vermutlich: furchterregendsten Texte werden in einer Anthologie veröffentlicht.

Polizisten gehorchen privaten Sicherheitsdiensten

Das ist doch mal was: In Hamburg sollen Polizisten in der Innenstadt dem von dern Geschäftsleuten am Neuen Wall engagierten privaten Sicherheitsdienst Folge leisten – hauptsächlich bei Falschparkern. Die ersten skurrilen Auswirkungen des Business Improvement Districts in Hamburg, so heute eine Meldung bei NDR.de.

Ein schönes Beispiel wohin der Ausverkauf staatlicher Hoheiten führen kann – und das wirft natürlich ganz neue Fragen nach Kontrolle und Polizei auf, wenn ein demokratisch nicht legitimierter Sicherheitsdienst, noch dazu einer der sich weitgehen einer Kontrolle durch entsprechende Gremien entziehen kann, die Oberaufsicht auf den Straßen haben kann. Nun auch in Hamburg. Das Erstaunliche: die Polizeiführung findet das gar nicht so schlimm. Mag es im Einzelfall auch nicht sein, aber die Konsequenzen sind doch beachtlich.

Neues Hörspiel zu Überwachung auf WDR

Am 4.12.07 wird das Hörspiel “überwachen und mahnen” von Serotonin auf WDR EinsLive um 23:05 uhr urgesendet – die Wiederholung auf WDR3 gibt es am 17.12.07.

Der WDR streamt und ab dem 5. 12. kann man das Hörspiel auch als Download (für eine Woche) geniessen. Weitere Infos findet man bei EinsLive.

Da ich zu dem Hörspiel ein Interview (unter vielen) gegeben habe und auch das Konzept sehr interessant fand, bin ich doch gespannt, was daraus geworden ist.