Category: Karten/mapping

Kar­to­grafie des Rechts

Auch Recht und Unrecht füllen Karten, so die These eines kleinen Artikels zu Karten bei der Legal Tribune Online. Der Autor fasst darin sehr schön ein paar Gedanken zu Karten zusammen, die man aus der Sicht des Rechts nochmal anders anschauen kann.

Die bekannten Stolpersteine, Stadtforschungsprojekte oder die neuen “Medieval Murder Maps”: Recht und Unrecht füllen Karten. Letztere verraten eine ganze Menge über unsere Geschichte, sofern man sich die Zeit nimmt, sie zu studieren.

Für Kartenfreaks ist nicht allzu viel Unbekanntes dabei, dennoch ist dieer Fokus sehr interessant und als kleiner Denkanstoß sehr wertvoll.

Simulation und Überwachung

Bei Deutschlandfunk Kultur gibt es einen sehr interessantes und tolles Feature zum Thema Digitalisierung in der Stadtplanung unter dem Titel: Sim City: Wenn ganze Metropolen im Computer leben. Die Kurzbeschreibung lautet dazu wie folgt: “Rathäuser sammeln Daten über ihre Städte und erstellen daraus „digitale Zwillinge“. Das könnte die Stadtplanung revolutionieren.”

Was hat das mit Überwachung zu tun? Erstmal nichts, dann aber viel.

Mit WiFi durch Wände sehen?

Beängstigend, aber vorstellbar. Und da wir alle zu Hause WiFi nutzen, für die Smartphones, das Laptop und all die anderen Geräte, wäre dieses, wenn denn die Studie so stimmt, eine neue Qualität des Abhörens, bzw. des Absehens, wenn man so will.

Scientists Are Getting Eerily Good at Using WiFi to ‘See’ People Through Walls in Detail. The signals from WiFi can be used to map a human body, according to a new paper. Die Technik im Hintergrund ist von densepose, auch die einen Blick wert.

© Vice, 17.1.2023

Vielleicht kann diese Home-Drone da ja eine gute Ergänzung sein, sollten die Wifi-Strahlen nicht ausreichen, dann kann man hier anzapfen oder gleich nach draußen streamen: “The Always Home Cam is a mini drone, designed to zoom around your home, patrolling for intruders when you weren’t in.”

Plattformen und die materielle Welt

Wie formen Plattformen unsere Umwelt? – gemeint sind digitale Plattformen wie Uber oder AirBnB etc. Dieser Frage geht ein Forschungsprojekt des geschätzten Kollegen Torin Monahan nach.

Mit Mediating Plattforms untersucht er mit seinem Team die Folgen dieser dominaten Spielart eines digitalen Überwachungskapitalismus.

This research project, funded by the US National Science Foundation, explores empirically what happens when large-scale digital platforms collide with the built world. It attends specifically to the mediating effects of existing organizational forms, material infrastructures, and cultural practices on platforms in cities.

Besonders interessant finde ich dabei die Karten, mit denen sie die Konzentration und die Übersprungeffekte von AirBnB-Vermietungen sichtbar machen. Vorsicht: Man braucht eine Weile, die Karten zu lesen und zu verstehen.

Mit Karten die Welt machen

Eine Ausstellung der Geographie in Hamburg, zu sehen online

Die Karten nehmen das Territorium vorweg – so kann man Jean Beaudrillard ungefähr übersetzen. Und auch Karl Schlögel sah, dass jede Karte irgendwann in der Welt ankommt, für die sie gemacht worden ist. Und da kartieren in diesem Sinne auch immer Überwachung und vor allem Kontrolle bedeutet und dabei eine mächtige Technolologie, die Karte, eingesetzt wird, will ich auf diese dazu sehr passende und interessante Ausstellung aufmerksam machen.

geografisch-postkolonial. Wie aus Karten und Bildern Welt entsteht, zur Zeit online zu sehen.

An den Grenzen…

Überwachung hat auch (nicht immer) mit Grenzen zu tun, Grenzen fast immer mit ihrer Kontrolle auf die eine oder andere Weise. Im Guardian fand ich dieses großartige Bild, welches auch zeigt, warum Überwachung stattfindet und welche Auswirkungen sie haben kann.

US aerial view of the US-Mexico border fence seen from Tijuana. Photograph: Guillermo Arias/AFP/Getty Images

The Guardian,15.1.2019: What is life really like in border country, where Trump wants his wall?

The Guardian travelled to five locations on the US-Mexico border to discover how Trump’s rhetoric jars with the reality on the ground

Neues Buch: Der Alltag der (Un-)Sicherheit

Der Sammelband “Der Alltag der (Un-)Sicherheit” ist im Panama-Verlag erschienen.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.panama-verlag.de zu laden.

Inhalt laden

Darin von mir: “Imaginäre Geographien, Sicherheitsreflexe und Freiheitsversprechen”, über Freiheit, Überwachung, die Hamburger Gefahrengebiete, europäische Grenzen und eine europäische Sicherheitspolitik, die auf Abwehr des Fremden setzt.

RAND-Studie zu Predictive Policing in Chicago

Predictive policing: “funktioniert nicht”? Das ist noch nicht einmal die wichtigste Erkenntnis der RAND-Studie zu der “Strategic Subject List” der Chicagoer Polizei. Sondern, wozu und in welcher Weise das Instrument, entgegen den Ankündigungen, tatsächlich eingesetzt worden ist:

  • “It unnecessarily targets people for police attention”;
  • “CPD was using it as a way to target people for arrest”;
  • “The list essentially served as a way to find suspects after the fact”.

wie THE VERGE die Studie kommentiert: Chicago’s predictive policing tool just failed a major test. Da hilft auch die Rechtfertigung der CPD wenig, dass die Software, die der Evaluation zugrunde lag, mittlerweile auf Version 5 hochgeschraubt worden sei.

Race and Surveillance

Da sich der Begriff race nicht ganz passend mit Rasse übersetzen lässt (zumindest nicht in der Verwendung), bleibe ich beim Englischen. Die Zusammenhänge zu Überwachung sind vielfältig, aber immer noch eher ein Seitenaspekt der surveillance studies.

Oft geht es dabei um die diskriminierende Beobachtung bestimmter ethnischer Bevölkerungsgruppen, insbesondere der afro-amerikanischen in den USA. Dort ist genau dieses Verhältnis auch viel diskutiert, wie eine Konferenz im April 2016 nahelegt: Government Surveillance and Race. (Pressemitteilung zur Konferenz; Videos von der Tagung). Hier geht es vor allem um Themen wie Polizei(gewalt), Strafjustizsystem, Überwachung von Aktivisten usw.

Siehe auch die Besprechung von Simone Brownes Dark Matters

Die Diskussion über die Probleme bei der digitalen Identifizierung bestimmter ethnischer Gruppen, vor allem aufgrund der Hautfarbe sind nicht neu, aber immer wieder ein Thema: Machine Bias. There’s software used across the country to predict future criminals. And it’s biased against blacks.

Zu Künstlicher Intelligenz und den latent diskriminierenden Eigenschaften der Algorithmen berichtet auch der Artikel Artificial Intelligence’s White Guy Problem. (NYT 25.6.2016)

Die Zusammenhänge sind aber nicht nur willkürlich und allein rassistisch, sondern haben ihre Ursprünge in den historischen Strukturen der Gesellschaft, zu denen auch eine räumliche Dimension gehört…..

Einbrüche – überwachen mit Karten

kartescoutBei Karten ist ja immer die Frage, wer hat sie gemacht, was steht drin und wozu dienen sie?

Bei der Einbruchskarte von financescout24 kann ich einige der Fragen nicht beantworten, wohl aber beurteilen, was zu sehen ist und wo das Problem liegt. Kartieren ist überwachen – das habe ich bereits öfter hier festgestellt, so kann auch diese Karte gelesen werden. Aber was fange ich damit an?

Gerüchte und Aufklärung

Bildschirmfoto von http://hoaxmap.orgMan könnte es als Form der Gegenüberwachung, auf jeden Fall aber für einen Fall von Counter-Mapping ansehen: Die Hoaxmap.

DRadio Wissen hat einen schönen Bericht zu dem interessanten Projekt der Aufklärung mithilfe von Karten.

Übersicht ist der erste Schritt um besser zu verstehen und dem Unsinn entgegenzuwirken, der so erzählt und vor allem geglaubt wird. Und damit ist es auch eine Form der Gegenüberwachung, eben der Aufklärung, nicht der Verklärung, die eine Form der Kontrolle und Herrschaft darstellen kann.