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Doping frei! Lauft so hoch ihr springen könnt

Die Enhanced Games haben einige Aufmerksamkeit auf sich ziehen können in den letzten Wochen. Die simple Idee: Wenn eh fast alle dopen, dann gebt das doch frei. Nun habe ich hier schon des öfteren über Doping, das schwierige System der Dopingkontrollen und der Überwachung berichtet, ja auch selbst dazu geforscht. Finde ich diese Idee aber gut? Nein. Aus verschiedenen Gründen. Die kruden Menschen- und Gesellschaftsbilder, die dahinter von Menschen wie Peter Thiel und anderen transportiert werden, sind nur ein Grund.

Der Nicht-Skandal des Doping

Seit dem 17. Januar 2024 ist der bereits 2019 erschienene Sammelband “Kritik des Anti-Doping” als open access verfügbar. Sind die da versammelten Beiträge denn immer noch relevant, habe ich mich vor dem Schritt gefragt. Und ja, sind sie. Fast zeitgleich mit der Veröffentlichung kam der Fall der Läuferin Sara Benfares (DLF, 4.2.2024, relativ umfangreicher Bericht, mit einer Suche lassen sich aber viele Berichte seit Januar und zu ihrer Person auch davor finden). an die mediale Oberfläche. Eine A-Probe war positiv, sie wurde gesperrt, die Medien berichteten, ziemlich unfangreich. Das übliche Geraune, Beteuerungen, Gegendarstellungen, Sperren, moralisierende Statements. Soweit, so üblich. Ein Skandal – oder eigentlich nicht, den das Kontrollsystem hatte seine Arbeit gemacht, eine Sünderin ausgemacht und nun geht es nach den Regeln der NADA und der Verbände weiter. Warum also darüber noch mehr Worte verschwenden. Sie hat doch Schuld, oder?

Olympia, Sicherheit und Überwachung

Alle Jahre wieder, möchte man sagen. In Deutschland wird gerade über eine weitere, erneute Bewerbung zu Olympischen Spielen debattiert (wer sich mal kritisch darüber informieren möchte, dem empfehle ich die Seite Sports & Politics), in Paris stehen diese im nächsten Jahr an. Und auch wenn immer behauptet wird, bei Olympia drehe sich alles nur um den Sport und wir brauchen die Spiele auch, damit der Sport wieder mehr in den Fokus rückt und dann mehr junge Menschen Sport machen, so ist der Sport nur ein Thema der Olympischen Spiele – das für die Athlet:innen. Denen gönne ich das, dennoch machens sie sich teils vollkommen uninformiert zu den Lautsprechern eines Vehikels, dass für Bürger:innen der Städte und Länder sich ganz anders darstellen kann.

Das Anti-Doping-System in Erklärungsnot

Die Journalisten Hajo Seppelt, Peter Wozny und Jörg Winterfeldt zeigen an einem teilweise absurden Fall (Beitrag: Deutscher Dopingfall vor spektakulärer Wende), warum Kritik am Anti-Doping-System ebenso notwendig ist, wie man sich über das Doping von Athleten aufregen kann. Ich halte allerdings die gemachte Kritik für wesentlicher.

Dieser Film aus der ARD-Doping-Redaktion wirft einen mal ganz anderen Blick auf das Anti-Doping-System und zeigt, wo es Fehl läuft und die Athlet:innen eher belastet, statt ihnen zu dienen.

Eine wissenschaftliche Studie zu Anschlagsszenarien aus dem ARD-Film “Schuldig” könnte den Dopingfall der sächsischen Gewichtheberin Vicky Schlittig maßgeblich beeinflussen – und die Anti-Doping-Institutionen in Erklärungsnot bringen.

BaP15: Corona, Doping und Olympia

Olympia und Sicherheit

Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft hat eine neue Publikation als Entscheidungs- und Hintergrundhilfe für die Politik erstellt. Mit dabei auch ein Aufsatz von mir.

Robin Streppelhoff & Andreas Pohlmann (Hrsg.): Sportgroßveranstaltungen in Deutschland, Band 1: Bewegende Momente. BISP 2020.

Darin: Nils Zurawski: Mega-Event – Mega-Sicherheit? Sportgroßveranstaltungen als gesellschaftspolitisches Sicherheitsproblem.

Sie auch dazu die Nationale Strategie Sportgroßveranstaltungen des BMI

Siegerfilme der Tübinale 2019

Passend zur neuesten Ausgabe der Berichte aus Panoptopia, stehen auch die Siegerfilme der Tübinale 2019 online. Als bester Film wurde ausgezeichnet “Mary had a little lamb” und die beste Kamera bekam der Film “Kontrollverlust”. Der ist deshalb hier relevant, weil er sich mit der Überwachung durch Dopingkontrollen beschäftigt und neben dem Thema auch handwerklich sehenswert ist.

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Kritik an den Dopingkontrollen

Bereits vor zwei Wochen war ich beim Deutschlandfunk im Interview zum Thema Doping, anlässlich der Veröffentlichung unseres Bandes “Kritik des Anti-Doping” und konnte ausführlich und zugespitzt unser Hauptanliegen erläutern und unsere Thesen einmal deutlich machen.

„Warum gelten Bürgerrechte nicht für Athletinnen?“ (12.5.2019)

Ergänzung: Doping und Überwachung

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Siehe auch meinen Kommentar zum Urteil.

Doping, Kontrollen und Privatsphäre

Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat entschieden, dass das Wherabouts-System zur Kontrolle der Athleten nicht gegen Article 8 der Konvention verstößt.

Doping control: whereabouts requirement does not breach Convention
In today’s Chamber judgment1 in the case of Fédération Nationale des Syndicats Sportifs (FNASS) and Others v. France (application no. 48151/11  and 77769/13) the European Court of Human Rights held, unanimously, that there had been: no violation of Article 8 (right to respect for private and family life) of the European Convention on Human Rights. aus dem Urteil und Begründung als pdf

Dazu ein paar Worte.